MEINUNG
Meinung
Akihabara — Mekka der Videogames und MangasVideogames und Mangas fristen im Land der aufgehenden Sonne kein Nischendasein, sondern sind ein fester Bestandteil der Kultur. So erstaunt es nicht, dass sich im zum Tokyoter Stadtteil Kanda gehörenden Viertel Akihabara so ziemlich alles um dieses Thema dreht. Die neuesten Mangas, Gametitel und Systeme kriegt man hier schon seit geraumer Zeit bevor der Rest der Welt sich daran erfreuen darf. Electric TownDas farbenprächtige und architektonisch verspielte Akihabara (Feld der Herbstblätter) wird von Einheimischen kurz Akiba genannt und hat den Beinamen „Electric Town“. Der Besucher wird mit gigantischen marktschreierischen Leuchttafeln geradezu überschüttet und kann sich bei der ganzen Reizüberflutung kaum entscheiden welchen Store er als erstes betreten soll. Neben den teilweise ziemlich überladenen, engen und chaotischen Konsumtempeln findet man riesige Spielhallen (z.b. SEGA World oder Taito-Station), eine Vielzahl kleinerer Fachgeschäfte in labyrinthartigen Seitengassen die an geheimnissvolle Krämerläden aus Rollenspielen erinnern, und sehr preiswerte, leckere japanische Fast-Food Restaurants wie z.b. Pepper Lunch oder Yoshinoya. Während des Gehens zu rauchen oder zu essen gilt in ganz Tokyo als äusserst unhöflich und man begibt sich dazu mit Vorteil and den äusseren Rand des Gehsteigs und bleibt einen Moment stehen. An beinahe jeder Strassenecke stehen sog. Maids in niedlichen Mangakostümen die die Passanten dazu bewegen möchten sich in einem der vielen Maid Cafes zu entspannen. Old SchoolAkihabara ist kein moderner High-Tech Stadtteil wie Shibuya, Odaiba oder Shinjuku und erinnert eher an das abgenutzte Universum der alten Star-Wars-Filme. Hier wurde schon in den achtziger Jahren für Nintendos oder Segas neueste Spiel-Kreation Schlange gestanden; Monate vor dem Release in Europa oder den USA. Doch was auch immer das Gamer- oder Mangaherz begehrt: In Akihabara wird jeder fündig. Seien es längst vergessene 1st/2nd Gen. Videogamesysteme mit sämtlichen Cartridges, vergoldete PS3 Controller und Konsolen, im europäischen Raum eher unbekannte Videospiel-/Handheld-Systeme, die abstrusesten Hentai-Mangas in allen Variationen sowie Sammelfiguren aus jeglichen Sparten in allen Farben und Grössen; von Godzilla, Akira, Street Fighter II oder Gundam über Pokémon, Digimon und Naruto bis hin zu allen Studio Ghibli Charakteren. Auch wenn das alles nicht ganz so traurig und melancholisch anmutet wie in Sophia Coppolas „Lost in Translation“; dieser Überfluss hat natürlich auch seine Schattenseiten. Sobald die ersten Läden schliessen und die Reklametafeln erlischen, kommen unzählige Obdachlose und schlagen ihr Nachtlager aus Karton und Zeitungen in den Eingangsbereichen der Stores auf. Vertrieben werden sie von niemandem; sie tun ja auch keinem was. „it’s their choice“ heisst es bloss. Klar wird niemand gezwungen in Akihabara zu konsumieren, und dieses Phänomen beschränkt sich auch nicht nur auf Akiba, doch der gesellschaftliche Druck ist dermassen gross, dass auch das Bedürfnis, weg vom Alltag, in fantastische Traum und Spielwelten abzutauchen, entsprechend gross ist, und befriedigt werden will. So hat vermutlich schon mancher sein ganzes Vermögen, seine Würde und somit seine Ehre in den Pachinko- und Videogamehallen liegen gelassen. Trotzdem, dieser Ort hat eine magische Anziehungskraft, gilt er doch als Wiege der eigentlichen Kunst und Kultur der Videospiele und Mangas. Über den Autor Mirko Lalit Egger (30) ist Musiker, Tontechniker, Künstler und Weltenbummler. Unter dem Pseudonym «Mirkokosmos» schafft er seit Jahren Videoclips, Fotografien, Collagen und vor allen Dingen elektronische Musik. Er schreibt für uns als Gastautor. Einige interessante Links zum Thema Du kannst shinobi, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.
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