FROM DUST
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

From Dust

vor 13 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 13 Jahren

«Die Welt wurde mit einem Klang erzeugt. Der Klang waberte weiter und die Musik ward geboren mit allen Elementen: Die Sonne, das Wasser, die Erde und das Leben.» Klingt poetisch, nicht? Ubisofts neuster Download-Streich ist zwar nicht immer ganz so entspannend ruhig zu spielen wie es von weitem klingt, aber der Erfolg des ersten vernünftigen Real-Time-Strategy-Games für Konsolen spricht für sich.


Update - Version für PlayStation 3 erscheint am 14. September 2011 - Wie eben bekannt geworden ist, müssen sich PS3-Besitzer nicht mehr viel länger gedulden und kommen bald ebenfalls in den Genuss des göttlichen Strategie-Reigens. (Danke, Fäbu!)


Es war einmal vor langer, langer Zeit...

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Ein namenloses Völklein zieht aus, um die Welt zu entdecken und sie zu bevölkern. Am Anfang steht ein Ritual, welches den Odem des Lebens erweckt. Dieser Odem bist du, der Gott dieses liebenswerten kleinen Volksstammes. Schaue gut zu deinen Untertanen, denn sonst werden sie die Gefahren, welche die Welt und der Lauf der Zeit für sie bereithält, nicht überstehen.

Das Setting des Spiels erinnert an Klassiker wie Populus oder Black & White aus der Spieleschmide Bullfrog, deren damaliger Kopf Peter Molyneux inzwischen eher für schnuckelige Rollenspiele bekannt ist als wie damals für durchdachte und sehr innovative Strategiespiele. Ich trauere dieser Zeit ab und zu etwas nach, denn Games wie z.B. das Ur-Syndicate gehören für mich immernoch zum Besten, was es je zu zocken gab. Und interessanterweise kann man diese Spiele auch heute noch problemlos einwerfen, vorausgesetzt man hat eine Maschine dafür.

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Aber genug der Nostalgie und zurück zur Gegenwart, bzw. dem aktuellen kürzlich erschienen Altertum in Form von From Dust. Der Name ist insofern Programm, als dass am Anfang wirklich nichts ist ausser einer Handvoll Leutchen und etwas Erde.

Fortan ist in jedem Level das Ziel, die Totems zu erreichen, mit einem Dorf zu umgeben, einen möglichst grossen Teil der Gebiete bestehend aus Erde mit Pflanzen zu bestücken (dies geschieht automatisch ausgehend von einem Dorf via zusammenhängende Erdteile). Mit der Zeit kommen Tiere hinzu, und die heile Welt ist in Ordnung. Hat man alle Totems in einem Level mit eine Dorf «erobert», öffnet sich mit Getöse das Portal zum nächsten Level, wo vorher ein schlichtes Stein-Tor stand.

Das in etwa wäre From Dust zusammengefasst in einer Nussschale. Aber ganz so einfach ist das Ganze natürlich nicht.

Eine Katastrophe jagt die andere

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Wie es mit dem menschlichen Dasein nun mal so ist, besteht das Leben nicht nur aus Schokopudding und Erdbeermarmelade. Der eine oder andere Zwischenfall prägt das Geschehen, und wenn es mal eine Weile ruhig ist, riecht man das heranrückende Unheil erst recht.

Die göttliche Hand, oder besser gesagt, der göttliche Goldwurm-Cursor, den ihr befehligt, hat ständig alle Hände voll zu tun. Sind die ersten ein zwei Levels noch total entspannend, artet From Dust bald in ein sehr anspruchsvolles Welten-Management-Spiel aus, welches einige sehr happige Herausforderungen mit sich bringt.

Das Spielprinzip an sich ist total einfach. Mit dem göttlichen Goldwurm-Cursor lassen sich z.B. Erde, Wasser oder Lava aufheben, und woanders hinlegen. So lassen sich Flüsse umleiten, durch abkühlende Lava neue Gebirgszüge aufstellen oder Buschbrände löschen. Die Welt in From Dust hat ein permanentes Eigenleben mit ständig hervorsprudelnden Quellen oder ausbrechenden Vulkanen, die einem hie und da ganz schön Kopfzerbrechen bescheren können. Denn eure Schützlinge aka Lemminge wollen natürlich gut behütet werden, und geraten auf dem Weg zu neuen Totems oder zum Levelportal manchmal ganz schön ins tödliche Schlamassel.

Einige Spezialkräfte wie das Gefrieren von Wasser, damit die Leutchen für eine Weile drüberspazieren können, helfen euch beim Verhindern der drohenden Ausrottung eures Völkleins. Es gibt auch Fertigkeiten, die sich die Menschlein selber holen und in ihr Dorf bringen müssen, wie z.B. in einem der ersten Levels einen Schutz vor Monsterwellen. Hat ein Gesandter des Dorfes den Altar in den Bergen erreicht und den Rückweg lebend hinter sich gebracht, ist das Dorf fortan vor Tsunamis geschützt.

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Nicht wirklich hilfreich für den ansonsten positiven Gesamteindruck ist die Art, wie die Kamera gesteuert wird. Es gibt lediglich einen Blickwinkel von oben herab, oder einen von ziemlich weit unten seitlich. Drehen dürft ihr zwar nach Belieben, und der Schwenk von oben nach unten ist ebenfalls flüssig — bloss fragt man sich wieso in aller Welt hier nicht mehr Flexibilität in der Höheneinstellung des Blickwinkels möglich war. Schade schade schade.

Das sonst sauber spielbare und knackig aufbereitete Spiel erhält dadurch unnötige Stressmomente, weil man mitten in brenzligen Situationen regelmässig die Übersicht verliert. Nicht wirklich clever war auch das Weglassen einer Gesamtübersichtskarte. Man kann zwar noch etwas weiter rauszoomen, aber so richtig gut funktioniert das im Getümmel nicht. Ohne die Kamerageplänkel hätte das Spiel den Gold Award verdient. So können wir da leider nicht mit allen Ehren und Lobliedern auffahren.

Schöne Urwelt

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From Dust ist ein schönes Spiel mit hübschen Designs, lustigen Figuren, eindrücklichen Element-Animationen wie Wasser und Feuer, und einem originellen Stil in allen Artworks.

Die Spielwelt ist über das Ganze gesehen nicht der absolute ultimative Überflieger was die Visuals angeht, aber kommt stimmig umgesetzt daher und hat mir persönlich sehr gut gefallen. Die Tiefenschärfe erzeugt eine gelungene Distanzwahrnehmung, wie es sich für eine göttliche Perspektive gehört.

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Es macht einfach Spass, während dem göttlichen Terraforming den emsigen Menschlein zuzuschauen, wie sie über Stock und Stein wuseln und eure Befehle befolgen. Wenn sie nicht weiterkommen, rufen sie um Hilfe an, auf dass man ihnen den Weg ebne. Manchmal ist die KI nicht ganz auf dem neusten Stand, aber über die kleinen Umwege kann man mit allmächtiger Geduld getrost hinwegsehen. Aufregen lohnt sich eh nicht.

Fazit:

From Dust gehört einer seltenen Spezies von Konsolengames an. Das Spielprinzip ist eine willkomene Abwechslung zum Action-Einheitsbrei, den die Publisher uns Gamern in hunderfacher Ausführung immer wieder vorsetzen.

Das Gameplay hat kaum Tücken, die Steuerung klappt eigentlich ganz gut, aber die Kamera kann hie und da mächtig nerven.

Der Umfang mit 13 Levels ist etwas knapp ausgefallen, aber gemessen am Preis okay. Erhältlich ist From Dust auf PSN, Live und Steam.

Wir sagen: Zugreifen und Gott spielen! Es lohnt sich. Amen.

Getestet haben wir die Ausgabe für Xbox 360, erschienen auf Live.

judgementbox
From Dust
Positiv

Schöne Präsentation, stimmiger Sound, endlich wiedermal ein cooles Echtzeit-Strategiespiel für Konsolen, schlüssiges Design, knackige Levels mit steigendem Anspruch, schmissiges Spiel mit Anlehnungen an alte Klassiker

Negativ

Kamera selten dämlich mit zwei Höhenstufen ohne freie Sicht, Gameplay kann ab und an frustrieren wenns hart auf hart geht, fehlende Übersichtskarte nervt,

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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From Dust
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von Ubisoft (Developer, Publisher)