UNCHARTED - GOLDEN ABYSS
Testbericht | Vita

Uncharted - Golden Abyss gold_medium

vor 12 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 12 Jahren

400 Jahre ist es her, als mitten im mittelamerikanischen Dschungel ein grausames Massaker begangen wurde. Eine ganze Expedition von spanischen Conquistadores fand dabei den Tod. Was hat die katholische Sekte namens «Sete Cidades» mit der Geschichte zu tun? Und welche Rolle spielte die zu der Zeit dort ansässige Hochkultur der «Kuna»? Wir haben Drake bei seinen Nachforschungen über die Schulter geschaut.


Nathan und die Revolutionäre

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Golden Abyss spielt gemäss Bend vor dem ersten Teil auf der PlayStation 3 mit dem Namen «Drake's Fortune». Die Geschichte im vorliegenden Spiel nimmt jedoch keinen direkten Bezug auf die «grossen Brüder» auf der schwarzen Schwesterkonsole. Sully ist das einzige bekannte Gesicht im Spiel neben Nathan Drake. Der alte Halbpirat Victor Sullivan mit vollem Namen ist uns längst an's Herz gewachsen, und so macht die neuste Sause im Dschungel natürlich umso mehr Spass.

Die neuen Figuren kommen bunt und lebendig daher. Zum einen gibt's da den «Partner» von Drake zu Beginn des Spiels namens Dante, einem Ex-Knasti mit Kontakten zu lokalen Guerrilleros. Diese werden angeführt von General Guerro (welch bezeichnender Name), welcher mit den Schätzen aus dem Goldenen Abgrund seine Paramilitärs wieder aufmotzen möchte. Marisa Chase, deren Grossvater ein altgedienter Archäologe war, der sich mit der Kultur der Kuna im mittelamerikanischen Urwald befasst hat, rundet das Bild ab. Die sympathische Glücksjägerin sorgt für gute Laune und die nötige Motivation seitens Drake, um seine Retterinstinkte in Form zu halten.

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Das Spiel startet ziemlich unvermittelt, ohne grosse Intros und Tamtam, inmitten des Urwaldes. Nach und nach kommen die Details der Vergangenheit ans Licht. Die merkwürdige katholische Sekte «Sete Citades» und die dahingerafften Conquistadores hatten ganz offensichtlich bereits vor 400 Jahren in der Gegend zu tun. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Die Handlung wird in gewohnt hochstehender Qualität erzählt, die Zwischensequenzen sind mit dem beliebten Humor der Serie geschmückt und die Sprecher (Originalton empfohlen) genügen höchsten Ansprüchen. Die Crew um Drake und Sully vermag einfach zu gefallen, und es ist umso erstaunlicher wie imposant das Gamefeeling von Uncharted von der PS3 auf die VITA transportiert wurde, ohne dabei an Qualität einzubüssen.

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Miss Chase spart im Verlauf der Geschichte auch nicht mit lustigen Anspielungen auf Drakes Kletterkünste («I bet you were raised in a circus») und das Spiel nimmt sich selbst wie sämtliche Uncharted-Games nicht unnötig überernst. Hier wird manches Abenteurer-Cliché breitgetreten und ein Spruch jagt den nächsten. Waschechte Bösewichte, cooler Twist zum Schluss, flotte Dialoge — ganz einfach tolle Unterhaltung.

Mehr Gameplay-Varianten als in einem Schweizer Taschenmesser

Bevor wir uns dem eigentlichen Gameplay zuwenden, hier ein kurzer Eindruck des Spiels von unseren Kollegen von IGN (hohe Qualität einschalten! Spannend: um 8.30 rum die Szenen am Fluss):

Die Qualität der Leveldesigns und der Umgebung ist von einer nie gesehenen Qualität auf einem Handheld — selbst manche «HD-Games» müssen sich angesichts des hier gezeigten Materials warm anziehen.

Neben den bekannten Gameplay-Mechanismen wie den Schiessereien — welche mit den beiden Thumbsticks und notfalls mit dem Auto-Aim leicht von der Hand gehen — und den Kletterpassagen hat sich Bend ein ganzes Spektrum von neuen Features einfallen lassen.

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Man darf von wichtigen Stellen im Spiel Fotos machen in einem Ego-Sicht-Modus, Steinzeichen mit Kohle abreiben für die Sammlung von Hinweisen, allerhand Rätsel lösen, Safes öffnen, gefundene Objekte mit dem Touchpad auf der VITA-Rückseite drehen und vorne via Touchscreen von Dreck befreien, herumpaddeln in Kanus und vieles mehr. Ein Highlight war der Einsatz der VITA-Kamera für die Untersuchung eines bestimmten Dokuments — da staunt selbst der erfahrene Gamer.

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Die Kämpfe in Golden Abyss mit Einbezug der beiden Thumbsticks der VITA verlangen etwas Übung und präzise Einstellungen der Sensitivität. Mit etwas Training gelingt jede Schiesserei locker vom Hocker. Insbesondere das Werfen von Granaten war kaum je intuitiver: Einfach das Granatensymbol unten rechts anwählen, Finger draufhalten und auf das Ziel ziehen — loslassen, fertich, Boom. Ja, so geht das.

Weniger leicht zu bedienen fand ich die Ingame-Menüs. Bend hat hier mit dem Touchscreen ein wenig geschlampt. Manche Option darf nur via Touchscreen ausgewählt werden, wo doch sowohl Sticks als auch ein Tastenkreuz zur Verfügung stehen würden. Hier sollten sich zukünftige Games anders orientieren und dem Gamer die Freiheit lassen, wie man sich durch die Optionen bewegen will.

Brillante Optik

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Bereits früh nach der Ankündigung der NGP aka. VITA wurden Gerüchte laut, dass «Golden Abyss» so gut aussehe wie die Uncharted-Games auf der PS3. Nach dem Durchspiel würde ich sagen, dass sich das portable Uncharted von der visuellen Qualität her irgendwo zwischen Teil 1 und 2 bewegt.

Manche Details wie die nicht immer einwandfreie Kantenglättung sowie die eine oder andere (fehlerhafte?) unscharfe Textur trüben den Gesamteindruck kaum. Manche Passage oder Felsenhalle wirkt dermassen gigantisch gross, wie man es selbst auf der PS3 noch nie gesehen hat. Die Wasseroberflächen und Lichteffekte sind so kristallklar, dass man sie anfassen möchte — was man ja streckenweise auch darf und muss. Genial: Die kultigen nassen Hosenbeine von Drake's Jeans, nachdem er sich im Wasser rumgetrieben hat, sind wieder mit von der Partie. Solches Zeug rockt einfach!

Der Soundtrack, die Sprecher und die Soundeffekte halten alleweil mit dem PS3-Vorbildern mit. Selbiges gilt auch für die ganzen Artworks, Leveldesigns und Welten. Golden Abyss ist durch und durch eine Perle unter den Taschengames.

Fazit

Mit Uncharted Golden Abyss hat die VITA bereits zum Start einen klaren System-Seller. Wer Uncharted von der PS3 kennt, darf sich ruhig eine VITA kaufen und sich die 9 Stunden exklusiven Abenteuerertums reinziehen.

Ein paar kleine Schönheistfehler wie die nicht immer ganz knackigen Controls des rechten Sticks oder seltene Texturbugs können den Gesamteindruck nicht wirlich trüben. Uncharted für die VITA ist nicht perfekt, aber auf jeden Fall eine grosser Spielspass.

Die Dramaturgie der Story hätte noch einen Tick mehr auf die Spitze getrieben werden können, wie wir das von der PS3 her kennen. Den Titel für die VITA 1:1 mit den bisherigen Uncharted-Games auf der PS3 vergleichen zu wollen, halte ich allerdings für Schwachsinn. Vom Gameplay her bietet Golden Abyss sogar mehr als die bisherigen Titel aus der Serie.

Wir bedanken uns bei PlayStation Schweiz für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken.


Zweite Meinung von LKM

Normalerweise sind Games, die gleichzeitig mit einer neuen Konsole erscheinen, nicht so überzeugend. Die Entwickler hatten wenig Zeit, die Spiele zu programmieren, und sie sind mit der Hardware noch nicht sehr vertraut. Deshalb muss man beim Reviewen von Launch-Titeln oft ein bisschen Nachsicht walten lassen.

Nicht so bei Uncharted: Golden Abyss. Dieses Spiel ist absolut fantastisch und braucht sich, was Spielspass angeht, vor seinen Brüdern auf der "grossen" Sony-Konsole in keiner Weise zu verstecken.

Als bekannt wurde, dass Golden Abysss nicht von Original-Entwickler Naughty Dog, sondern von Bend entwickelt wurde, machte sich ein gesundes Mass Skeptizimus breit. Absolut unbegründet. Bend bringt ein Spiel, wie es Naughty Dog kaum hätte besser machen können.

Geniale Grafik, unglaubliche Umgebungen, trotz linearem Gameplay ein Gefühl von Freiheit und Realismus, gutes Sound-Design, viele kleine Rätsel, über beinahe jeden Zweifel erhabene Steuerung, und — last but not least — eine Story, die mitreisst.

Klar, nicht alles ist perfekt. Es kommt schon mal vor, dass man versehentlich eine Rolle macht und ein einen Abgrund fällt, wenn man versucht, hinter einer Steinmauer in Deckung zu gehen. Und ja, man muss den rechten Thumbstick ein bisschen weit bewegen, bis das Spiel die Kamera mitbewegt (was vor allem in der Hitze eines Feuergefechts manchmal ein bisschen negativ auffällt). Und ja, die richtig grossen Set-Pieces fehlen, und das Spiel ist recht schnell vorbei. Und ja, einige der Touch-Knöpfe sind so nahe am Bildschirmrand angebracht, dass man sie manchmal unabsichtlich aktiviert, wenn man die Analog-Sticks in Richtung Bildschirm drückt. Und ja, die Puzzles sind etwas zu einfach. Und ja, das Ende des Spiels wirkt etwas überstürzt und vielleicht ein kleines bisschen uninspiriert. Und ja, wenn man sich an die PS3-Grafik gewohnt ist, dann sieht hier alles ein bisschen weniger toll aus.

Aber das alles ist Kritik auf einem unglaublich hohen Niveau. Ein solches Spiel findet man auf keiner anderen portablen Konsole. Uncharted: Golden Abyss ist es beinahe alleine Wert, dass man sich eine Vita zulegt.

judgementbox
Diverse
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Positiv

Fantastische Visuals, gewohnt unterhaltsame Charakteren und Story mit einem originellen Twist zum Schluss, äusserst vielfältige Gameplay-Elemente mit Einbezug des Touchscreens- bzw. Pads und anderer Funktionen, Dutzende von Collectibles als Bonus und Zusatzaufgaben zum Story-Gameplay, immersives Uncharted-Erlebnis auf gewohnt hohem Niveau

Negativ

Leichte Abzüge beim Antialiasing (Kantenglättung), ein paar vereinzelte Texturen scheinen irrtümlich nicht hochaufgelöst zu sein (Flammen), Thumbsticks reagieren etwas träger als bei anderen Vita-Games (namentlich WipeOut), Einstieg in die Story etwas abrupt, Shoulder Buttons der Vita nicht ganz optimal

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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