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Meinung

Mass Effect-Entwickler setzt sich für Soziale Gerechtigkeit ein

vor 10 Jahren von LKM, Aktualisiert: vor 10 Jahren

In einem Vortrag an der diesjährigen Spieleentwickler-Konferenz GDC sprach Gameplay-Designer Manveer Heir darüber, wie Spiele sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen können. Der BioWare-Mitarbeiter hat unter anderem an den Mass Effect-Spielen mitgearbeitet. Die Mass Effect-Games zeigen, wie das funktionieren kann. Der Spieler darf die Games nicht nur als Mann oder Frau durchspielen, das Spiel lässt auch gleichgeschlechtliche Beziehungen zu.

Manveer Heir geht es aber nicht nur um Sexismus. Er listet eine ganze Reihe von anderen Dingen auf:

Frauenfeindlichkeit, Sexismus, Rassismus, Ethnozentrismus, Nationalismus, Altersdiskriminierung, Diskriminierung von Behinderten, Homosexuellenfeindlichkeit, Diskriminierung von Transsexuellen und andere Arten von sozialen Ungerechtigkeiten.

Viele Spiele haben ein grosses Problem damit, wie Minderheiten dargestellt werden. Frauen kommen selten in führenden Rollen vor, Schwarze sind oft Gewalttäter oder Bösewichte, und Schwule gibt's in den allermeisten Games überhaupt keine; die meisten Spiele lassen gleichgeschlechtliche Beziehungen gar nicht erst zu.

Das hat Folgen. Wenn beispielsweise Frauen in Spielen stereotyp negativ dargestellt werden, werden solche negativen Stereotypen sozial akzeptabel. Gamer sehen dann auch kein Problem damit, Frauen im echten Leben mies zu behandeln, wie viele Beispiele zeigen. Man braucht gar nicht weit zu suchen; wir haben beispielsweise darüber berichtet, wie Anita Sarkeesian von Videospielern behandelt wrude, nachdem sie ihr Kickstarter-Projekt für eine Serie von Videos über Sexismus in Videogames startete.

Es ist in der Videogames-Szene beispielsweise weit verbreitet, dass Frauen, die Opfer von sexueller Belästigung werden, für ihr Verhalten beschuldigt werden, währen die eigentlichen Täter in Schutz genommen werden. Brenda Romero erzählt in einem anderen GDC-Vortrag von einem Vorfall, bei dem eine Indie-Entwicklerin von einem Videogame-Reporter verbal belästigt wurde. Man könnte meinen, dass niemand einen Reporter in Schutz nimmt, der sich so verhält. Man würde aber falsch meinen. Statt den Reporter zu verurteilen, wurde der Frau erklärt, wie sie sich in dieser Situation hätte verhalten sollen.

Als Gegenargument gegen die Idee, dass Videogames sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen sollen, wird oft erwähnt, dass Spiele mit starken Frauenrollen schlechter verkauft werden als Spiele mit Männern in der Hauptrolle. Manveer Heir erklärt in seinem Vortrag, dass diese Behauptungen nicht auf Fakten beruhen. Games mit Frauen in den Hauptrollen verkaufen sich lediglich dann schlechter, wenn sie weniger gut beworben werden als Spiele mit Männern als Lead — was aber leider oft passiert.

Ein anderes Gegenargument ist, dass Spiele nicht realistisch sind, welche Frauen in Hauptrollen haben. Die Prämisse dieses Arguments, dass Frauen im echten Leben nicht relevant genug sind, um wichtige Rollen zu spielen, ist absurd, aber das Argument selber macht auch keinen Sinn, meint Manveer Heir. Schliesslich geht es in Games ja gerade darum, Dinge zu tun, die nicht realistisch sind. Wenn alle Spiele realistisch sein sollten, würde es wohl nur noch Baseball-, Tennis- und Fussball-Games geben.

Als Beispiele für Spiele, die sich positiv auf die soziale Gerechtigkeit auswirken, erwähnte Manveer Heir Assassin's Creed: Liberation und Papers Please. Er war bescheiden genug, um Mass Effect nicht zu erwähnen, aber das tun wir hiermit an seiner Stelle. Auch ausserhalb von den eigentlichen Games entwickelt sich die Gamer-Community in eine positive Richtung. Als Beispiel sei hier die Entscheidung von den PAX-Videogame-Expos erwähnt, sogenannte "Booth Babes" nicht mehr zuzulassen.

Games können eine enorme positive Rolle in unserer Gesellschaft spielen, indem sie Vorurteile in Frage stellen (auch Vorurteile gegenüber Männern). Dass sie aktuell oft genau das Gegenteil tun, und Vorurteile sogar noch stützen, ist sehr schade. Dass wir in letzter Zeit aber viele andere Beispiele gesehen haben — zunächst vor allem aus der Indie-Szene, aber mehr und mehr auch von grösseren Publishern — ist eine enorm positive Entwicklung.

Als Beispiele für diese Entwicklung seien hier die Left Behind-Erweiterung für The Last of Us und Ubisoft's Child of LIght erwähnt, ein Jump-N-Run-Rollenspiel mit einer weiblichen Hauptrollle, welches Ende April auf den Markt kommen wird.

Bleibt zu hoffen, dass es auch in Zukunft so weitergeht.

Quelle für den Artikel: Polygon.com.


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