WOLFENSTEIN - THE NEW ORDER
Testbericht | PS3 | PS4 | PC | Xbox 360 | Xbox One

Wolfenstein - The New Order

vor 10 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 10 Jahren

Wer hätte das gedacht: Kaum haben wir uns versehen, landen wir in einem alternativen Universum im Jahre 1961 in einer Welt, in welcher die Nazis den zweiten Weltkrieg für sich entschieden haben. Der amerikanische Superkrieger mit dem polnischen (?) Namen landet zudem in einer ebensolchen, nämlich polnischen Irrenanstalt, aus welcher er natürlich postwendend entflieht, und den Nazis so richtig Saures gibt. Aber macht die neue Wummenbrummerei auch reichlich Spass?


Ein Cliché am anderen niedlich aufgereiht

Die Story des neuen Wolfenstein-Spiels knüpft an den 2009 erschienen letzten Eintrag an, welches wiederum eine Fortsetzung zum 2002 erschienenen Return to Castle Wolfenstein darstellte. Die alternative Realität, in welcher die Nazis durch den Einsatz von okkulten Energien und Mächten die Oberhand über die Allierten gewonnen und diese zum Rückzug gezwungen haben, erscheint düster und voller prägender Symbole wie dem Hakenkreuz und anderer Wahrzeichen des Dritten Reiches.

Screenshot Screenshot

Die Story des neusten Wolfenstein-Spiels ist gerade gut genug, um ihr nach und nach folgen zu wollen. Die Meinung, dass sich Blazkowicz als greifbarer Charakter zeigt, welcher durch Verlust und Leidenschaft geprägt seinen Rachefeldzug verfolgt, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich habe schon plattere Shooter-Stories gesehen, aber die hier vorliegende ist auch definitiv nicht oben in der Rangliste anzusiedeln.

Schade ist an sich die Tatsache, dass beispielsweise Return to Castle Wolfenstein mit spannenden Settings und einer ausreichend interessanten Geschichte zu packen vermochte, der Mix machte den Reiz irgendwie aus. Die Vermischung von 2. Weltkrieg-Szenario, Spezialkommando-Groove und einer Portion Wolfenstein-typischem Charme machte die Qualität des Titels aus. The New Order kann da meines Erachtens nicht mithalten.

Etwas dümmlich wirds in manchen Situationen, wo die deutschen Texte im Spiel (z.B. auf Plakaten) Rechtschreibfehler enthalten oder einfach überaus platt daherkommen. Da wäre ein bisschen mehr Raffinesse und die echte Auseinandersetzung mit der rasiermesserscharfen Propagandasprache des Nazi-Regimes durchaus Pflicht gewesen, um anschliessend das Ganze in eine bitterböse Satire zu verwandeln.

Aus allen Rohren

Wolfenstein glänzt da am meisten, wo es soll: Sobald man sich mitten in einem wüsten Getümmel befindet, am liebsten mit zwei Sturmgewehren gleichzeitig bewaffnet, und was das Zeug hält die anbrandenden Wellen von Dutzenden Nazischergen vernichtet.

Screenshot Screenshot Screenshot Screenshot

Das Shootergameplay ist einwandfrei, daran gibt es nichts auszusetzen. Turmwaffen dürfen abmontiert und sogar wieder aufmontiert werden (z.B. für das Aufladen des «Akkus»), die Waffenauswahl ist tip top und einige zerstörbare Objekte sorgen für gute Laune beim Rumrötzen.

Die klassischen Secrets aus den Urahneneinträgen der Serie, welche mit jeder «Folge» wieder ihren Platz erhielten, sind auch dieses Mal wieder in vielfältiger Form mit von der Partie und laden ein zum stundenlangen Korridore-suchen und Geheimmechanismen-betätigen.

Als ein Stück weit tragisch empfinde ich folgende Tatsache: Wer sich auf dem Smartphone den uralten Klassiker Wolfenstein 3D runtersaugt und die Nazis durch die Klotz-Korridore jagt, wird unter Umständen mehr Spass haben als am vorliegenden Hypertech-Titel. Das ist doch schon ein wenig sonderbar.

Schöner wäre schöner

Screenshot Screenshot

Die Grafik von Wolfenstein auf der von uns getesteten neuen Konsolengeneration ist leider eine leise Enttäuschung. Die Framerate ist zwar butterweich, die Umgebungen sind okay designed, aber eine Pracht ist das hier im Vergleich zu beispielsweise einem hammermässig ausschauenden Killzone Shadow Fall in keiner Art und Weise. Schwammige Texturen und manch eher lieblos gestaltetes Level erstaunen doch ein wenig angesichts des reichen Erbes der Franchise.

Wer eine solide Präsentation mit zweckmässiger Grafik erwartet, guten Sprechern und einem klassisch-bekannten Soundtrack, der wird sicherlich nicht enttäuscht.

Fazit

Return to Castle Wolfenstein gehört meines Erachtens immer noch zu den besten Shootern der neueren Zeit. «The New Order» schafft es leider nicht ganz in diese Kategorie.

Wenn das Spiel glänzt, dann macht es ordentlich Spass. Leider fehlen weitgehend die Innovationen in Leveldesign und Spielaufbau, und somit überzeugt der Titel leider nicht über die gesamte Länge.

Zugute halten muss man dem Titel die Anlehnungen an die uralten Klassiker Wolfenstein 3D mit den vielen versteckten Extras und den witzigen Minigames.

Wolfenstein ist momentan einer der ganz wenigen Shooter, welcher auch für die neue Konsolengeneration erhältlich ist. Wer also unbedingt ballern möchte auf der ONE oder PS4 darf durchaus zugreifen, aber eine besonders tiefe Furche in der Geschichte der Egoshooter wird das Spiel nicht hinterlassen.

Wir bedanken uns bei Bethesda für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 4.


judgementbox
Wolfenstein The New Order
Positiv

Flüssiges Gameplay, Gefechte kernig und reichhaltig, Waffenwahl reichhaltig, unterhaltsame Levels, hitzige Action wenn das Spiel seine besten Phasen zeigt, herrlich chlichiert und absolut lachhaft übertrieben mit US-Sicht-auf-das-dritte-Reich durchtränkt

Negativ

Sachen aufheben per Taste nervt, Grafik ist nicht vergleichbar mit Toptiteln auf der neuen Generation, viele Clichés, einige ungewollt pathetisch-komische Szenen, Gegner-KI dümmer als jede Kuh, diverse Rechtschreibfehler in deutschen Texten und Texturen, platter Hauptcharakter

Alleine spielen: Nur für Fans.
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.


Wolfenstein The New Order
Erhältlich für PlayStation 3, PlayStation 4, Windows PC, Xbox 360, Xbox One
Von Bethesda Softworks (Developer, Publisher), Machine Games (Machine Games)