RASTAN
Testbericht
RastanEines muss ich gleich zugeben: ich bin nicht unparteiisch. Rastan war, soweit ich mich erinnern kann, das erste Videospiel, welches ich gespielt habe. Wobei "gespielt haben" etwas übertrieben ist. In der lokalen Migros stand damals eine Arcade-Maschine, und irgendwann um 1987 war auf dieser Maschine ein Spiel mit einem Schwert-schwingenden Barbar installiert. Während mein Papi einkaufen ging, stand ich jeweils fasziniert neben dieser Maschine und sah anderen Kids beim Spielen zu. Bis mir mein Papi ein mal einen Franken gab, damit ich das Spiel selber spielen konnte. Relativ schnell hab ich rausgefunden, wie man sich nach rechts bewegt und mit dem Schwert Monster haut. Bloss... wie das mit dem Hüpfen ging, das hab ich damals nicht so ganz kapiert. Hey, ich war ganze sieben Jahre alt, hatte das erste mal einen Joystick in meinen Händen, und genau null Erfahrung mit Videogames — Computer gab's damals eigentlich noch nicht! Auf jeden Fall kam ich recht gut vorwärts, bis ich irgendwann vor einer Mauer steckenblieb. Eigentlich hätte ich auf die Mauer drauf hüpfen sollen, aber wie das genau funktioniert, das blieb mir verschlossen. Also stand ich einfach vor dieser Mauer und verhaute links und rechts von mir Monster, bis ich schlussendlich keine Energie mehr hatte und starb. Ich weiss nicht, ob mein Papi damals dachte, dass das eine gute Investition seines Fränklers war, aber ich weiss beinahe dreissig Jahre später immer noch, welches Spiel das war: Es war Rastan. He-Man und ConanIn den 80ern waren Barbaren der grosse Kinderhit. Filme wie Conan liefen in den Kinos, und in den Läden standen die leicht bekleideten muskelbepackten Spielfiguren aus dem He-Man-Universum. Dem japanischen Spiele-Entwickler Taito war dieser Trend natürlich auch aufgefallen, und so entwickelte er kurzentschlossen ein Spiel, welches ganz offensichtlich sehr stark von Conan inspiriert war. Aber die Inspiration ist Nebensache. Die eigentliche Frage ist: ist das Spiel gut? GameplayRastan war für 1987 ein extrem innovatives Spiel. Rastan, der Protagonist des Spiels, kann mit seinem Schwert (oder anderen Waffen, die im Verlauf des Spiels gefunden werden) nicht nur nach links oder rechts hauen. Er kann auch nach oben stechen, oder nach einem Sprung mit der Klinge Richtung Boden landen und so Gegener unter ihm angreifen. Die Hüpf-Physik des Spiels ist sehr gut gelungen, mit einem realistischen Sprung, dessen höhe man variieren kann, indem man den Hüpf-Knopf länger oder kürzer drückt. Benutzt wird die Hüpf-Physik beispielsweise in verschiedenen Plattform-orientierten Sektionen, in denen Rastan von Plattform zu Plattform springen muss. Rastans WeltZwei Dinge zeichnen Rastans Welt aus. Zum einen sehr einfallsreiche, variierte, farbige Gegner, die teilweise für die damalige Zeit recht klevere Taktiken anwenden. Zum anderen enorme vertikale Welten, die oft mehr als nur einen Pfad anbieten. So kann Rasten an verschiedenen Stellen entweder den einfachen oberflächlichen Weg nehmen, oder einen unterirdischen Weg freihacken, der zwar schwieriger ist, dafür mit einer besseren Waffe aufwartet. Die verschiedenen Level sind intern und untereinander so unterschiedlich und abwechslungsreich, dass man schnell das Gefühl bekommt, eine echte Welt zu erforschen. Dazu kommen die sehr unterschiedlichen Gegner, die sich teilweise beinahe intelligent Verhalten und schon mal zu flüchten versuchen, wenn ihre Energie gegen Null geht. SchwierigkeitsgradRastan ist Arcade-typisch kein einfaches Spiel. Wer in einer Arcade sitzt und Rastan wirklich durchzocken möchte, der wird viele Fränkler in die Maschine stecken. Was Rastan aber auszeichnet, ist, dass sich das Spiel nie unfair anfühlt. Jedes mal, wenn man stirbt, weiss man genau, weshalb man gestorben ist, und was man beim nächsten mal besser machen sollte. FazitRastan ist eines der Spiele der 80er-Jahre, welches auch heute noch gleich viel Spass macht wie damals. Obwohl das Spiel auf eine ganze Reihe von Geräten portiert wurde (Apple IIGS, Amstrad CPC, Commodore 64, DOS, Game Gear, Master System, MSX, ZX Spectrum), sollte man es definitiv in der Arcade-Version spielen; diese ist nämlich die mit grossem Abstand beste Version. Die anderen Versionen wanken zwischen "absolut lächerlich" (Spectrum) und "beinahe akzeptabel" (Apple, Master System). Obwohl die Arcade-Version von Rastan auf einer Taito-Kollektion für PlayStation 2 und Xbox erschienen ist, sollte man dieses Spiel nicht mit einem Gamepad spielen. Wer das echte Spielgefühl haben möchte, sollte nämlich nicht nur die Arcade-Version spielen; das Spiel sollte zudem auch noch auf einer vertikalen Arcade-Maschine gespielt werden. Nur wer auf echte Knöpfe hämmern kann und an einem echten Joystick riegelt, kriegt wirklich mit, weshalb dieses Spiel so gut ist. Zugegeben, sich ein Arcade-Kabinett zu kaufen ist eine recht grosse Investition, um ein 30 Jahre altes Spiel in seiner besten Form geniessen zu können. Aber glaubt mir: die Investition lohnt sich. Völgarr the VikingOkay, okay. Vielleicht habt ihr keine Lust, euch ein Arcade-Kabinett zu besorgen, bloss um Rastan in seiner optimalen Version spielen könnt. Alternativ dazu gibt's natürlich noch die Option, Völgarr the Viking auf dem PC zu spielen. Völgarr the Viking ist faktisch eine moderne Version von Rastan; teilweise wurden sogar die Level-Layouts und Gegner beinahe 1:1 aus dem Original kopiert. Wer gut aufpasst, findet im ersten Level Rastan's verweste Leiche; eine makabere Homage an's Original. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre — alles, was Rastan einer neuen Gamer-Generation näher bringt, ist in meinem Buch auf der Plus-Seite aufgelistet. LinksÜbrigensEs gibt einen zweiten Teil, der absolut mies ist. Der dritte Teil hingegen — Warrior Blade Rastan Saga Episode III — ist ebenfalls empfehlenswert. Beim dritten Teil handelt es sich jedoch um einen Brawler im Stil von Golden Axe, nicht um einen Sidescroller. Diverse
Positiv
Negativ
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