LOGITECH G29 DRIVING FORCE RACING WHEEL
Testbericht | PS3 | PS4 | PC | Xbox One

Logitech G29 Driving Force Racing Wheel gold_medium

vor 8 Jahren von LKM

Neue Konsolen, neue Racing Wheels. Heute testen wir das G29 von Logitech. Dieses Rad ist mit PS3, PS4 und PC kompatibel — für die Xbox One gibt es von Logitech ein analoges Gerät.

Wer gerne Autorennspiele spielt — insbesondere Simulationen — hat sicher schon einmal mit dem Gedanken gespielt, sich ein Racing Wheel als Input-Gerät für seine Konsole der Wahl zu besorgen. Vieles spricht dafür. Moderne Racing Wheels sind eindrücklich konstruiert, fühlen sich beinahe wie echte Racing-Lenkräder an, und können dank komplexen Force-Feedback-Systemen einigermassen realistisches Bewegungs-Feedback produzieren.

Natürlich ist das nicht wie in einem echten Rennauto, wo man tatsächlich mit dem Steuerrad kämpfen muss, um das Auto auf der Strasse zu halten; vermutlich ist das Force Feedback im Logitech-Steuerrad deshalb nicht stärker, weil Logitech vermeiden will, dass Gamer sich verletzen, wenn sie über eine Bordkante fahren und das Steuerrad plötzlich ausschlägt. Eine verständliche Entscheidung, für echte Racing-Fans trotzdem schade.

Ganz wie ein echtes Rennauto ohne Servo fühlt sich das also nicht an, aber wer normalerweise seine Rennspiele mit einem Controller steuert, der erfährt hier trotzdem eine komplett neue Dimension des Force Feedbacks.

Zu Bemerken ist in diesem Kontext auch, dass es wirklich nur das Steuerrad ist, welches Feedback produziert. Die Pedalen bleiben stumm. Wer aber gerne mal mit einem Rennauto auf der Rennstrecke unterwegs ist, der weiss, dass man die Traktion beim Beschleunigen und Bremsen vor allem auch in den Füssen spürt. Sehr schade, dass Logitech hier keine entsprechende Lösung anbietet.

Ironischerweise sind es die ganz normalen Xbox-One-Controller, die dieses Problem besser lösen. Wer Forza spielt, weiss, dass die Traktion beim Beschleunigen und Bremsen auf den Schulterknöpfen spürbar ist; auf den selben Knöpfen, mit denen man auch beschleunigt und bremst. Sehr clever!

Screenshot

G27 (links, mit manueller Gangschaltung) und G29 (rechts) in unserem Testlabor.

Trotz allen Vorbehalten bleibt unter dem Stricht ein einfacher Fakt: wer das realistischste Fahrgefühl haben will, wer beim Autosimulator so nahe wie möglich an das echte Gefühl eines Rennautos kommen möchte, der kommt an den Racing Wheels von Logitech nicht vorbei. Noch echter ist nur der echte Caterham auf der echten Rennstrecke.

Ergonomie

Aus ergonomischer Sicht kann man am G29 nichts aussetzen. Im Vergleich zum G27 ist die neue Form des Rades eine Verbesserung, weil man eher spürt, in welche Richtung das Rad gedreht ist. Auch die Anordnung der Knöpfe ist gut gelungen.

Rein visuell finde ich das G27 ansprechender. Beim Fahren hat man die Augen aber auf der Strasse, nicht auf dem Lenkrad, ein echtes Kriterium ist das also nicht.

Qualität

Ich persönlich bin kein Fan von Leder. Weshalb wir Autos im Jahre 2015 noch immer mit toten Tieren dekorieren, ist mir unverständlich. Wir sind ja keine Wikinger mehr, und moderne Materialen sind Leder in jeder Hinsicht überlegen. Deshalb findet man in Leichtbau-Rennautos auch wenig bis gar kein Leder. Wer einen typischen Lotus fährt, muss das Leder mit einem Mikroskop suchen. Glücklicherweise gibt es immer mehr Autohersteller, die zumindest Optional ganz auf Leder verzichten.

Unter Gamern gilt Leder allerdings nach wie vor als Qualitätsmerkmal. Deshalb ist das G29 auch mit Leder ummantelt. Im Vergleich zum G27 ist das Leder etwas weniger präzise verarbeitet, und es kommt an einigen Stellen zu kleinen Falten, aber mit Leder lassen sich solche Imperfektionen oft kaum vermeiden, und sind in dieser Form auch bei echten Lenkrädern zu finden.

Screenshot

Leichte Falten im Leder.

Abgesehen davon ist das G29 perfekt. Die Speichen und die Schaltpaddles sind aus Metall.

(Dass die Schaltpaddles aus Metall sind, wurmt mich beinahe ein bisschen. Bei meinem echten Auto sind sie nämlich aus Plastik — zumindest in dieser Hinsicht ist hier das Gaming-Wheel dem echten Racing-Lenkrad überlegen.)

Wenn man das Rad mal am Tisch festgeschraubt hat, ist es nicht mehr zu bewegen. Das ist bei Racing Wheels oft ein Schwachpunkt, aber Logitech hat hier — wie schon beim G27 — eine gute Lösung kreiert.

Ich bin mir sicher, dass dieses Rad auch bei etwas raueren Interaktionen für viele Jahre seinen Dienst tun wird.

Vorwärtskompatibilität

Damit sind wir bei einem interessanten Thema. Lenkräder sind teuer. Das G29 kostet — ohne manuelle Gangschaltung — über 400 Franken. Seine Lebensdauer ist aber, zumindest wenn man es mit einer Konsole verwendet, sehr beschränkt. Erstens muss man sich für PS4- oder Xbox-One-Version entscheiden. Beide geht nicht. Und wenn PS5 oder Xbox Two rauskommen, kann man sich sicher sein, dass das Lenkrad mit diesen neuen Konsolen nicht mehr funktionieren wird.

Daraus sind zwei Schlüsse zu ziehen.

Erstens, man muss sich wirklich gut überlegen, ob sich die Investition lohnt. Wer oft Rennspiele spielt und einen passenden Ort hat, um das Gerät zu installieren (dazu später mehr), und wer nur PS4 oder Xbox One spielen möchte, aber nicht Forza und Gran Turismo, der darf hier ruhig Ja sagen. Bei allen anderen ist die Entscheidung weniger klar.

Zweitens, wer sich ein Lenkrad kaufen möchte, der sollte das so früh wie möglich tun. PS4 und Xbox One sind neue Konsolen. Wer sich jetzt ein G29 kauft, der kann es sicherlich acht Jahre verwenden, bis es von der neuen Konsolengeneration obsolet gemacht wird. Wer aber fünf Jahre wartet, für den sieht die Rechnung dann schon ganz anders aus.

Screenshot

Einmal montiert, lässt sich das Rad nicht mehr verschieben, bis man die Montage-Schrauben wieder aufdreht.

Installation

Oben habe ich schon erwähnt, dass man einen passenden Platz braucht, um ein Lenkrad zu installieren. Wer Spiele auf dem Sofa spielt, und dort bloss einen Salon-Tisch hat, der hat ein Problem. Wer Spiele am Schreibtisch spielt, für den sieht es schon ganz anders aus.

Hier ist die Frage folgende: wo spiele ich meine Autorennspiele?

  • Spiele ich sie in einem Stuhl, der ergonomisch an einen Autositz erinnert, und fix am Boden festgemacht werden kann?
  • Habe ich einen Tisch vor mir, der etwa auf Höhe des Lenkrads eines Autos ist?

Falls die Antwort auf eine dieser zwei Fragen "Nein" ist, dann ist der Kauf eines Racing Wheels keine gute Option. Wer trotzdem das echte Autorenn-Feeling haben möchte, sollte sich wohl eher gleich einen ganzen Sitz mit eingebautem Wheel kaufen.

Fazit

Wer weiss, dass er ein Racing Wheel möchte, der trifft mit dem G29 sicher eine gute Wahl. Handling, Verarbeitung, Qualität, Ergonomie: wenn man das Gerät verwendet, weiss man, wohin die 400 Franken gegangen sind.

Als Autorenn-Aficionado bin ich ein riesiger Fan von Racing Wheels. Persönlich werde ich beim G27 bleiben, und in Zukunft meine Rennspiele halt nur noch auf PC spielen. Wer aber noch kein Racing Wheel hat, oder wem die Kompatibilität mit wenigstens einer der neuen Konsolen den Preis des Geräts wert ist, der macht mit dem G29 (oder mit der entsprechenden Xbox-One-Version) ganz sicher nichts falsch.

Wir bedanken uns bei Logitech für die freundlich Bereitstellung eines G29 zu Testzwecken. Getestet haben wir das G29 für PS4, ein analoges Gerät für Xbox One ist auch erhältlich.


judgementbox
Logitech G29 Driving Force Racing Wheel
gold_medium
Positiv
  • Extrem stabile Metallkonstruktion
  • Lässt sich einfach und fix montieren
  • Ergonomisch gut gestaltet
  • Sehr gute Verarbeitung
  • PC-Kompatibel
Negativ
  • Force Feedback könnte etwas rücksichtsloser sein
  • Leder-Ummantelung wäre nicht nötig gewesen
  • Je nach Version nur mit einer Konsole kompatibel
  • Das neue Logitech-Logo auf dem G29 hat viel weniger Persönlichkeit als das klassische Logo auf dem G27
Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
Du kannst LKM, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.

Bilder