CALL OF DUTY: BLACK OPS
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Call Of Duty: Black Ops

vor 14 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 14 Jahren

Der Rapport über die verdeckten Operationen war schon längst überfällig, manchmal dauern unsere Ermittlungen etwas länger. Umso genauer haben wir Freund und Feind studiert, die Explosionsdichte gemessen und die Dramaturgie der Geschehnisse durchleuchtet. Wie schneidet Tryarchs neuster Wurf im Vergleich zum genialen Modern Warfare und dem eher dürftigen MW 2 ab?

Jetzt wird's ungemütlich

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Irgendwann in den Sechzigern, unbekannter Ort - Verhörraum. Ein Dutzend Bildschirme flimmern. Du bist Alex Mason. Und du sitzt bis zum Hals in der Kacke. In einem Verhör wirst du Folter und Narkotika ausgesetzt, die Knechte wollen alles von dir wissen. Bis ins letzte Detail, und das ist gut so. Denn sonst kämen wir nicht in den Genuss eines toll inszenierten Action-Reigens, der von Cuba über Sibieren, Vietnam, Hong Kong und Russland in einige entlegene Gegenden der Welt führt. Um nur einige der stimmigen Schauplätze zu nennen. Du durchlebst während Mason's Verhör die Szenen, die er schildert. Und es kommt das eine oder andere Detail der Geschichte ans Tageslicht, das nicht ganz so ist, wie es scheint.

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Die Handlung in Fragmenten beginnt 1961. Einige verdeckt operierende Agenten der USA, darunter Mason, treiben sich in Cuba rum und bereiten die Invasion in der Schweinebucht vor. Und natürlich bricht bald einmal die Hölle los. Grosse Verschnaufpausen hat es in CoD-Titeln eigentlich nie gross gegeben. Und leider auch keine grosse Zerstörbarkeit der Umgebung, was sich zu unserer Enttäuschung auch im neusten Teil nicht geändert hat. Haben wir uns in anderen Titeln daran gewöhnt, die eine oder andere Wand oder gleich das ganze Haus wegzubomben, muss hier schön brav «im Korridor» vorgerückt werden. Spätere Levels bieten etwas mehr Beinfreiheit, aber grosso modo kommt Black Ops daher wie CoD (mit wenigen Ausnahmen) seit je her: Als grossangelegte, dynamische, und packend inszenierte Schiessbude. Eine Handgranate mitten in ein Wohnzimmer führt nicht zu viel mehr als Rauch und ein paar herumfliegende Blätter, die Möbel sind in CoD aus massivem Beton.

Die Story jedoch hat es in sich. Und dahingehend, ganz ehrlich gesagt, hatten wir wesentlich weniger erwartet. Black Ops ist das erste Call of Duty in neuerer Zeit mit einer durchgehenden Geschichte, einigermassen identifikations-würdigen Charakteren und überraschenden Wendungen. Klar gibt es gen Schluss die obligate Ultrapatrioten-Übung für das holde Land der Vereinigten Kanonen, aber unterwegs hat uns Black Ops wirklich köstlich unterhalten.

Alle Bösen sind schon da

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Umnieten müssen wir in den folgenden rund 10 Stunden (wenn man die Difficulty einigermassen steil ansetzt) so ziemlich alle bekannten Bösmänner des Kinos des kalten Krieges bis heute. Von südamerikanischen Diktatur-Schergen über sowjetische Staatspolizei, von russischen Terroristen über Nazis, von Vietkong bis zu Zombies (Co-Op-Modus) ist so ziemlich alles versammelt. Bloss nicht zuviel darüber nachdenken. Politisch korrekt wäre anders, fragt aber auch niemand danach wenn's um CoD geht.

Die KI der Gegner ist nicht viel grösser als zu Zeiten der Sprites in irgendwelchen Arcade-Shootern. Viel mehr als auf euch zu stürmen und ballern können sie nicht, die bösen Schergen dieser Black-Ops-Welt. Gehen sie in Deckung, kann man ihre Positionen mit der Zeit bereits ein paar Sekunden im voraus erahnen. Ausser sie ballern vom Dach runter oder hocken bereits in irgend einem Loch, wenn ihr auftaucht. Flankiert oder umzingelt wird man eher selten, dazu sind gerade in der ersten Spielhälfte die Levels eh zu linear und zu eng. Im Konzept des Spiels geht dies aber trotzdem auf, da man mit Vorteil zügig vorrückt und den Feuerreigen mit den satten Explosionen und genialen Feuersäulen-Effekten hinter sich lässt.

Das Fazit in praktisch jeder Szene, die Lösung für sämtliche Probleme im Verlauf der Handlung scheint immer dieselbe: Jemand muss sterben. Meist sterben dann viele von einer Sorte.

Sprühende Kreativität

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Was Treyarch an Level- und Gegnerdesign vernachlässigt hat, machen die Jungs mit abwechslungsreichen und kreativen Gameplay-Elementen wieder wett. Einmal gibts Motorrad-Ausflug mit High-Speed, das andere Mal taktische Truppenverschiebungen aus dem Orbit, und unterirdische Tunnelsäuberungen mit Horrorelementen warten ebenso auf euch wie diverse Geschützpositionen. Fantastisch zeigten sich die Abseil-Sequenzen, die sowohl optisch als auch spielerisch noch nie so packend umgesetzt in einem Videogame zu finden waren.

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Tolle Flammen

Eingebettet finden sich diese immer wieder spassigen Abwechslungen in überaus stimmungsvolle Levels, die zwar nicht ganz alle das gleiche Niveau erreichen, grösstenteils aber schlichtweg fantastisch umgesetzt sind. Einiges davon kennen wir bereits aus vergangenen CoDs, aber brennende Städte, brillante polare Bergregionen, wechselndes Wetter und atemberaubende Himmel kitzeln das hinterletzte aus der etwas in die Jahre gekommenen Engine heraus.

Spiegelungen, Unterwassersequenzen, Dschungelsettings, Regentropfen auf dem nassen Boden, dichter Nebel und durchgehend superflüssige Framerate sorgen für mächtig Laune. Auch hier gilt: Erwartungen übertroffen.

Das Arsenal macht die Musik - und den Schmerz

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Auch bei den Waffen hat sich Treyarch nicht lumpen lassen. Derbe Geschütze wie eine Schrotflinte mit Feuergeschossen, oder eine Armbrust mit Explosivpfeilen, sorgen bei Feinden für Verstümmelungen und Blutnebel aller Art. Neben den bekannten Waffen gibt es so auch einige Möglichkeiten, mal was anderes auszuprobieren. Bei den klassischen Waffen ist von Pistolen über MPs, Sturmgewehren und Granatwerfern hin zu Bazookas und Raketenwerfern so ziemlich alles für in die Handtasche des Spezialkommandos vorhanden.

Ordentlich daneben hat Treyarch jedoch mit den total übertriebenen Gewaltdarstellungen gegriffen. Hier scheiden sich wohl die Geister, aber abgetrennte Gliedmassen, derbe Folterszenen (die erst noch das Alter-Ego des Spielers vollführt) und grausame Angriffe wie das Aufschlitzen von Kehlen bei schlafenden Gegnern ist einfach echt too much. Solcher Mist trägt schlichtweg nichts zur Vertiefung des Spielerlebnisses bei und ist ohne Wenn und Aber überflüssig, ja sogar übelkeitserregend. Diesen Punkt bemängelte übrigens so ziemlich jeder Gametester auf der ganzen Welt, und wir hoffen Treyarch geht das nicht hinten vorbei. Von unserer Seite gibts hier ein klares «No go!», Actiongames kommen auch ohne diese schon fast fetischistische Art von Brutalität aus.

Multipler Multiplayer

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Black Ops bietet auch einen Co-Op-Modus mit Splitscreen, leider nicht die Story. Wär auch mal eine witzige Idee. Man darf gegen Zombies in einer Art «Horde»-Mode kämpfen, oder im Training den späteren Einsatz auf den Online-Server proben gegen KI-Gegner.

Das Grundgerüst des Online-Gemetzels hat sich nicht verändert: Es gibt drei vordefinierte Klassen und drei mögliche Modi. Man darf mit Abschüssen, Assists und Siegen Erfahrungspunkte sammeln, um aufsteigen und neue Waffen samt Spielmodis freizuschalten. Zusätzlich gibts spezielle CoD-Punkte für spezielle Zielvorrichtungen, einen Granatwerfer oder ein grösseres Magazin.

Im normalen Multiplayer ist es schwer an die CoD-Punkte heranzukommen. Direkter geht das in Games mit speziellen Herausforderung, wo ihr jeweils um einen vorher aufgebrachten Punkte-Einsatz eurerseits kämpft, oder ihr müsst direkt geben andere in Gefechte mit digital-monetären Punkte-Spieleinsätzen bestehen. Diese Glücksspiel-Variante ist immer alle gegen alle. Jeder Abschuss bringt eine bessere Waffe. Dieser Modus ist etwas für Online-Solo-Helden. An Spannung und Kick sind diese Gefechte um eigene CoD-Punkte kaum zu übertreffen.

Es gibt gesamthaft zwei Karten weniger als bei MW2, dafür bietet jede Map Highlights wie startende Raketen oder bombastische Hintergründe mit viel Getöse.

Fazit

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Hände hoch! Ähem... Hut ab Treyarch - das erste Mal kann ein COD Titel denjenigen von Infinity Ward wirklich das Wasser reichen. Fans werden sich den Titel seit dem Erscheinungstermin eh schon bis zum Umfallen um die Ohren geschlagen haben, Neulingen mit Action-Affinität sei hier ein Testdrive eindeutig angeraten. Wäre nicht die fantastische Tschernobyl-Passage in Modern Warfare, würde sich Black Ops die Krone holen. So gibt's von unserer Seite glänzendes Silber.

Wer sich wiedermal eine richtig actiongeladene Sause gönnen möchte, vielleicht auch mal abgesehen vom überaus genialen Online-Multiplayer-Modus, kommt um CoD - Black Ops nicht herum.

Was den Online-Multiplayer angeht, gibt es seit Jahren nur höchste Lobeshymnen anzustimmen. Natürlich sind die Hochgeschwindigkeits-Massengefechte nicht jedermanns Sache, aber wer auch nur ansatzweise gegen andere Spieler in Arenen antritt, kommt um Black Ops so oder so nicht herum.

Überaus abstossend, da waren wir uns beim Testen absolut einig, sind die sporadischen übertrieben unnötig kotzig brutalen Szenen. Hey, Treyarch: Wir können darauf verzichten, aufgeschlitzte Kehlen und derbe Folterszenen in sonst genial inszenierten Actiongames zu sehen! Danke.

Wir bedanken uns bei Activision für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken.


judgementbox
Call Of Duty: Black Ops
Positiv

Tolle Präsentation, rasantes Gameplay, reissende Action, beste CoD-Story ever, sehr gute Gameplay-Modi im Singleplayer - Co-Op-Multiplayer - Online Multiplayer

Negativ

Teilweise unappetitlich blutrünstig, politisch höchst fragwürdig, Lichteffekte nicht mehr ganz zeitgemäss

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Sehr gut!
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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Call Of Duty: Black Ops
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Activision | Blizzard (Publisher), Treayrch (Developer)