DEAD SPACE 2 Dead Space 2Eine Katastrophe jagt die andere, und mit den fürchterlichen Mutanten ist nicht gut Kirschen Essen. Das wäre in einem Satz zusammengefasst der Ende 2008 erschienene Sci-Fi-Gruselschocker Dead Space. Das hat sich im zweiten Teil kaum verändert, und die optimierte Engine hat noch mehr Saft, als es schon im Original mit der fantastischen Präsentation und der spannenden Story der Fall war. Kurzum: Der erste Teil war ein Geniestreich - folgt der zweite zugleich? Dead Space 2 für PlayStation 3 und Xbox 360 inkl. T-Shirt haben gewonnen:
Herzlichen Glückwunsch! Und jetzt zu unserem Verdikt: Das Schicksal der USG IshimuraBereits Teil 1 war ein Horror-Survival-Schmankerl — hier ein Bild von der Brücke des Planetenknackers USG Ishimura aus Dead Space 1. Drei Jahre sind vergangen seit der verheerenden Katastrophe, welche den Planetenbrecher der schwersten Klasse heimgesucht hat (in Echtzeit sind seither zwar erst zweieinviertel Jahre vergangen, aber wir wollen es mal nicht so genau nehmen). Isaac Clarke, der einzige Überlebende der Rettungsmission von damals, plagt sich mit schweren Horrorvisionen und Halluzinationen herum, wird die Beklemmung nicht los. Ein innerer Konflikt wütet in ihm bis zum Bersten, kam doch damals seine grosse Liebe um's Leben. Sie war als Ärztin an Bord der Ishimura tätig, und hat sich für den Freitod entschieden, als die Lage aussichtslos schien. Schuldgefühle und ein schlimmer Nachhall des Horrors im Bauch des gewaltigen Raumkreuzers, den Isaac in seinem Überlebenskampf kreuz und quer durchwandert hat, lassen ihn nicht mehr los. All dies erfahren wir aus dem im Hauptmenu anwählbaren Zusammenschnitt der Geschehnisse von Teil eins, für diejenigen die den (überaus gelungenen) Titel nicht gespielt oder einen Teil davon wieder vergessen haben. Was eher unwahrscheinlich ist, aber kann natürlich vorkommen. An dieser Stelle sei gesagt: Auch Teil eins ist immernoch mehr als ein Durchspiel wert, ein starkes Stück Survival Horror. An das offene Ende von damals wird nahtlos angeknüpft. Unser Engineer befindet sich zu Beginn des zweiten Teils in der Raumstation «Sprawl» auf einem Splitter des Saturnmondes Titan mit wunderbarem Blick auf den Gigantenplaneten mit dem berühmten Ring drumrum. Alles gut und recht, wäre unser Protagonist nicht gefangen in einer Zwangsjacke und seines Helms samt Raumanzug beraubt. Man wird also mitten ins Spiel geschleudert, und bereits ist wieder die Hölle los — in media res nennt das der Filmfachmann. Ohne grosse Vorwarnung geht's schon wieder los mit der Metzgerei. Und wieder gilt: Abtrennen, abtrennen, abtrennen bis die Ohren glühen. Irgendwie ein bisschen Schade, dieser «Mittendrin-Beginn», denn es wäre cool gewesen, einen kleinen Rundgang durch einen Teil der Station zu machen, bevor das Ganze Blech den Bach runter gegangen ist. So hätte die halb zerstörte und durchfressene Titan-Scherben-Kolonie Sprawl im späteren Zustand noch mehr Eindruck gemacht. Storymässig macht das leider, wie sich im Verlauf des Spiels herausstellt, keinen Sinn, aber schön wär's trotzdem gewesen. Tiefkühlfach im Grossformat, eine riesige Unitology-Kirche, eine farbig ausgestaltete Grundschule, Gänge mit gigantischen Displays und offene Bereiche im All weit über der Station sind nur eine Auswahl der vielfältigen und äusserst detailreichen Spielumgebungen. Scheinbar fehlt Isaac zu allem Übel auch ein Teil seines Gedächtnisses, und was genau in den drei letzten Jahren abgegangen ist. Dass er sich nicht erinnern kann, ist kein Zufall, bald erfährt man mehr über die Umstände seiner Gefangenschaft. Vertraut ist jedoch das Setting hinsichtlich dem Fehlen von Überlebenden (oder sie bleiben es zumindest nicht lange nach Zusammentreffen), der gehörigen Menge Blut auf allen möglichen Oberflächen bis hinauf zur Decke, und den bekannten grässlichen Lauten der Necromorphs. Oskarverdächtige ProduktionBereits in Teil 1 haben die Jungs von Visceral Games, damals noch unter dem Namen Redwood Shores, bewiesen, dass sie ein grosses Auge für die Details besitzen. Die neuen Licht-Renderings und die durchwegs hohe Qualität spricht auch in Dead Space 2 für ein annähernd perfektes Qulitätsmanagement. Die 15 Kapitel mit je nach Schwierigkeitsgrad ca. einer Stunde Spielzeit weisen weder irgendwelche Fehlerchen, Textur-Pop-Ins, zerrissene Frames oder Ruckler auf. Während der gesamten Spielzeit sank die Framerate nie unter «butterweich», und was man da zu sehen bekam, haut den stärksten Grafikfreund vom Hocker. Flämmlein züngeln tänzelnd, und tausend Fühler mit ekelhaften Tentakeln ebenso. Die Innenarchitektur mit bewegten Displays, Leder- und Plastikoberflächen, detailverliebten Texturen und Boden-Decken-Konstruktionen aus nahezu allen erdenklichen Materialien auf die verschiedenen thematischen Bereiche der Station verteilt machen Eindruck. Gerade die mit viel Liebe aufgebauten Levels, die anschliessend fein säuberlich wieder zerstört wurden, um den Ausbruch der Necromorphs glaubwürdig in Szene zu setzen, wirken zum Anfassen real. Dazu trägt sicherlich auch das stimmige Flammen- und Feuerrendering bei. Keine einzige Oberfläche ist einfach flach und glatt — vielleicht mit Ausnahme der edelsten Steinböden der Sprawl. Die Wände und Decken verfügen über schier endlos viele unterschiedliche Röhren, Ausbuchtungen, Nischen, Rillen, Verkleidungen, Abdeckungen, Halterungen, Gitter und Trägerteile, dass man meinen könnte, Visceral hätte eine halbe Armee von kreativen Köpfen nur mit der Generierung solcher Bauteile beschäftigt. Und nochmal eine mit dem «Bemalen» derselben. Welcome to Sci-Fi-Horror-Wonderland — Dead Space 2 hat wirklich viel zu bieten in Sachen Umgebungen. Wesentlich höher und grösser sind die offenen Räume wie die Kirche oder Innenhöfe von Wohntrakten der Sprawl, als es noch auf der Ishimura der Fall war. Das macht natürlich auch Sinn, wird ein Stück weit erwartet, ist aber dennoch eindrücklich umgesetzt. Ob die ebenfalls gesteigerte Blutigkeit zur allgemeinen Qualitätsverbesserung beiträgt, sei an dieser Stelle mal in Frage gestellt. Für unseren Geschmack etwas gar viel des Roten, ähem, Guten. Neue Freiheiten und alte ZöpfeDie neuen Gameplay-Elemente sind zahlreich:
Leider ist es Isaac immernoch unmöglich, über kniehohe Hindernisse zu klettern, was irgendwie ein bisschen merkwürdig anmutet. Na ja, notfalls lässt sich das mit dem Gewicht seiner Ausrüstung erklären, wir sind jetzt mal nicht so. Exploring? Karte? Alles weg. Entsprechend gibt es kein Backtracking mehr mit teilweise langen Wegen. Isaac's Sprintvermögen machte die Strecken problemlos bewältigbar und Verirren konnte man sich aufgrund des genialen Orientierungssystems am Handgelenk auch nicht. Im Gegenteil, die Erkundungen machten das Spiel reichhaltiger. Das nun fehlende dosierte Exploring und ansatzweise Metroidvania aus Teil eins ist eines der wenigen schmerzlich vermissten Elemente beim Durchspiel der sonst genialen Fortsetzung. Die ansatzweise freie Begehbarkeit der Levels wurde auf dem Weg zu Teil zwei amputiert, um es in der Tonalität des Spiels auszudrücken. Teil zwei macht das mit noch abwechslungsreicheren Szenarien und Kämpfen nahezu wett, aber für uns bleibt ein kleiner Wehmutstropfen. Dead Space 2 ist mehr Action und etwas weniger klassisches Horror Survival als in Teil 1, das schleckt keine Geiss weg. Starker TabakMampf! Bei hohen Schwierigkeitsgraden wird man auf alle möglichen Arten gefressen werden, sprich sterben. Und zwar mindestens hundert Mal. Wer sich wirklich fordern will, sollte die höchste Schwierigkeitsstufe wählen. Als gestandener Dead-Space-1-Veteran mit fünf Durchläufen ist nichts anderes bahre Münze. Allerdings ist der Anspruch der höchsten Difficultiy nochmals ein gutes Stück gewachsen, und wird von einem Finale gekrönt, das zum deftigsten in der Geschichte der Videogames gehört. Harte Arbeit, hartes Frustpotential, und doch kann man nicht aufhören bis... na ja, das müsste ihr schon selber rausfinden. Ein paar Tipps noch für den Einsatz der seltenen Power-Nodes: 120 Sekunden Luft reichen, da keine Nodes vergeuden, und bei Waffen eher eine Wumme der Wahl massiv ausbauen als mehrere ein bisschen. Alles andere kann sich rächen. Eine gute Allzweckwaffe ist die Pulse Cannon, zudem ist die Munition dafür relativ günstig zu haben. FazitDead Space 2 setzt die neue Messlatte für Survival-Horror-Games sehr weit nach oben. Zwar wurde das Exploring-Element zugunsten einer oberflächlich gesehen intensiveren linearen Odyssee aufgegeben, aber im Austausch bekommt man dafür eine Inszenierung, die viele aufwendig produzierte Sci-Fi-Filme locker in den Schatten stellt. Wer Spiele wie Resident Evil, Silent Hill, Alone In The Dark, Alan Wake und Konsorte mag, und Sci-Fi nicht abgeneigt ist, der muss hier ganz dringend zugreifen und sich die Neudefinition von «Survival Horror at it's best» einverleiben. Die Präsentation von Isaac's neusten Abenteuern ist streckenweise atemberaubend, und sinkt nie unter «überdurchschnittlich». Die Passagen im freien All sind schlichtweg fantastisch umgesetzt, die Umgebungen detailreich bis in die Nahaufnahme, die Texturen durchwegs kristallklar und materialecht. Aussergewöhnlich stark ist auch der Soundtrack, der sich ständig organisch verändert und die bedrohliche Stimmung perfekt auf die Spitze treibt. Der Multiplayer ist hier etwas fraglich, da das teambasierte Gekämpfe irgendwie so gar nicht ins Setting passen mag. Verdikt: Zeit sparen, und im Endeffekt auch die Kohle. EA möchte nämlich von euch Geld fürs Online-Spiel-Abo. Tja. Eher nicht. Isaac wurde vom stillen Arbeiter in den drei Jahren seit den Vorfällen auf der Ishimura etwas allzu mitteilsam. Vielleicht liegt das an seiner Zeit in der Gummizelle, aber natürlich ist das alles reine Mutmassung. Seine Mehrplaudrigkeit ist zwar nötig, um die komplexere Story des zweiten Teils packend zu erzählen, andererseits kam der schweigsame Panzerbrecher aus dem Original irgendwie tiefgründiger rüber. Ein Ableger von Dead Space ist übrigens seit neustem auch für iPhone / iPad im App Store erhältlich. Wir bedanken uns bei Electronic Arts / ABC Software für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir sowohl die Ausgabe für die PlayStation 3, als auch die Xbox 360-Version. Dead Space 2
Positiv
Geniale Cast von Figuren - glaubwürdig und toll gesprochen, stimmiger Gesamtrahmen der Handlung, keine lauen Momente, phasenweise besser als jeder Sci-Fi-Horror-Film, fantastische Präsentation und abwechslungreiche bis ins letzte Detail vom feinsten designte Räume, perfekter Soundtrack, ein bunter Reigen von Gegnertypen, streckenweise atemberaubende Umgebungen, kernige Action, satte Controls Negativ
Vernachlässigbarer Multiplayer - unnötig und ungeeignet für eine Dead-Space-Experience — und erst noch kostenpflichtig (!), Aufbau der Levels linearer als im ersten Teil, Story fängt etwas verhaltener an, Exploring-Momente werden etwas vermisst, höchster zu Beginn verfügbarer Schwierigkeitsgrad tendiert gen unmöglich, der härteste nach einem Durchlauf bewegt sich dann schon weit draussen im Reich der Masochisten,
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.
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