MASS EFFECT 2 - PLAYSTATION 3
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Mass Effect 2 - PlayStation 3 gold_medium

vor 13 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 12 Jahren

Bereits Mass Effect 1 glänzte mit einer tollen Story, vermochte aber nicht in ganz allen Belangen zu überzeugen. Der zweite Teil fuhr Anfang 2010 auf der Xbox 360 und PC dermassen viele Lorbeeren ein, dass EA nun doch beschlossen hat, auch eine Version für die PlayStation 3 zu veröffentlichen. Und es hat sich mehr als gelohnt.


Résumé

Die Story von Teil eins, welche auf der PlayStation-3-Version als hochwertiger Black-Horse-Comic beiliegt, im Zeitraffer:

Ihr schlüpft in die Rolle von Commander Shepard, dem ihr je nach Vorliebe eine weibliche oder männliche Gestalt und einen eigenen Vornamen geben dürft. Die Erscheinung des Gesichts ist frei modulierbar.

Dann gehts ab ins All. Nach den Geschehnissen von Teil eins befindet Ihr euch an Bord des Hi-Tek-Raumfregatte Normandy, welche aber kurze Zeit später von einem mysteriösen feindlichen Schiff angegriffen und zerstört wird. Und so beginnt ein Epos, das in Sachen Action und Überraschungen jedes bisher erschienene westliche RPG locker in den Schatten stellt.

Exzellente Science-Fiction-Oper mit Fantasy-Qualitäten

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Man merkt Mass Effect 2 an, dass das Team von BioWare sich auch in aller Gründlichkeit mit Fantasy-RPGs befasst hat. Trotz der Verortung im Weltraum hat das Spiel grosse RPG-Qualitäten, welche auch die gestandene Lord-Of-The-Rings-Fraktion beeindruckt. Mit Hilfe von PSI-Kräften, Nahkampf und viel Mystizismus wird die Geschliffenheit des Future-Settings schön gebrochen und man taucht in eine faszinierende Welt ein, die Unmengen zu entdecken bietet.

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Es gibt Dutzende von Völkern, Welten, Schauplätzen, und einen vernünftig komplexen Skill-Tree. Dieser Aspekt ist nicht so weit ausgebaut wie in Fantasy-RPGs, aber erlaubt doch einiges an Personalisierung. Ihr dürft euch in Stealth, PSI-Kräfte, Kriegerqualitäten oder sonstwie aufpimpen und eure Ausbildung und eure Handlungen haben fortlaufenden Einfluss auf eure Umgebung, bzw. wie die Figuren im Verlauf der Geschichte auf euch reagieren.

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Immer wieder gelangt man dabei an Orte, die man so nicht erwartet hat, und begegnet einem Reigen von Charakteren, die alle ihren eigenen Reiz haben. Meisterdiebinnen, durchgeknallte PSI-Monster, Waffenhändler, Schmuggler, eigenartige Alien-Wissenschaftler, Söldner, KI-Systeme, korrupte Politiker und das mysteriöse Oberhaupt von Cerberus (welches übrigens nicht hier oben abgebildet ist, wie man meinen könnte), um nur ein paar zu nennen, bestimmen euren Alltag in den Weiten des Alls.

Resourcen bergen und Feuergefecht bestehen

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Der Hauptteil von ME2 besteht im Führen von Dialogen, welche die Story nachhaltig beeinflussen. Das Gesprächs-System ist einfach zu bedienen und nahezu perfekt integriert. Das Script ist erste Sahne und die Figuren wirken teilweise schon fast greifbar lebendig digital.

Dazu kommt als weiteres Element die Reiserei durchs All, wo man Planeten nach wertvollen Mineralien für die eigenen Forschung und Upgrades absuchen darf. Dazu fliegt man zu einem der vielen Sonnensysteme, verteilt auf mehrere Galaxien, und hält nach unentdeckten Planeten ausschau. In deren Orbit darf man dann den Planeten abscannen und mit Hilfe eines Oszillatoren-ähnlichen Displays nach vier verschiedenen Rohstoffen suchen, darunter Iridium und Platin. Wenn man auf einen Planeten mit reichen Vorkommen trifft, und die Sonden abfeuert zur Sicherung der Resourcen, verschafft einem das ein cooles Gefühl von Erfüllung.

Das dritte grosse Element ist die Erkundung der Schauplätze wie Planetenoberflächen, Raumstationen, Raumschiffe oder Paläste — zu Fuss oder im Schwebepanzer, fliessend unterbrochen von diversen Kämpfen.

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Euer Hauptquartier bildet das Schiff (der Name sei an dieser Stelle nicht verraten), wo sich eure Crew, die Sternenkarte, das Forschungslabor, die Quartiere und so weiter befinden. Für das Abenteuer könnt ihr eine halbe Armee von Mitstreitern rekrutieren (ungefähr doppelt so viele wie in Dragon Age), und jeweils zwei von ihnen mit auf eine Mission nehmen. Im Kampf darf man ihnen mit dem Tastenkreuz auch grundlegende Kommandos erteilen wie das Einnehmen einer bestimmten Position auf dem Schlachtfeld, Rückzug zu Shepard oder Angriff auf alles was sich bewegt. Die KI-Recken verhalten sich einigermassen clever und man darf sie nach Gutdünken in ihren Fähigkeiten und Bewaffnungen, sowie Spezialfertigkeiten aufwerten. Es ist auch jederzeit möglich, ihnen Befehle zu geben hinsichtlich dem Einsatz ihrer Spezialangriffe und der bevorzugten Waffen.

Nice!

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Die neue Engine, welche auch für Mass Effect 3 zu Zug kommen wird (Wer weiss, vielleicht auch für Dragon Age 2, wobei ich da mal ein grosses Fragezeichen setze — bei unserem Hands-On in Köln sah es nicht danach aus, wartet mit eindrücklicher Flüssigkeit, schönen Lichteffekten und starker Figuren-Mimik auf. Mit zur Erlebnistiefe trägt sicherlich auch das oben angetönte brillante Dialogsystem bei, welches von keinem bestehenden RPG erreicht wird. Gerade Dragon Age wirkt im Vergleich dazu wie eine halbwegs gelungene Beta.

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Den Texturen merkt man teilweise an, dass sie nicht mehr ganz so frisch sind, wie der Rest der Ausstattung. Es hätte wohl zuviel Aufwand bedeutet, diese auch noch alle separat für die PS3-Version neu zu zeichnen. Dieses Detail bemerkt man aber effektiv nur, wenn man sehr genau hinschaut und nur an bestimmten Stellen. Viele Oberflächen und besonders die Charaktermodelle sind grosse Klasse, speziell im direkten Vergleich mit Dragon Age. Letzteres erscheint einem als wahrhafte Pixelbrühe in Gegenüberstellung mit ME2 aus demselben Haus (!).

Fazit

Für sage und schreibe 79 Franken (bei Softridge.ch) bekommt man ein Paket, das seinesgleichen sucht — auch wenn die Xbotiten und PC-ler dieser Welt bereits vor einem Jahr damit rumgespielt haben.

Die PS3-Ausgabe kommt mit einigen Zusatzkapiteln und dem eingangs erwähnten Black-Horse-Comic, wo man an bestimmten Stellen Entscheide treffen muss, die auch die Story von Teil 2 beeinflussen. Cooles Konzept.

Wer ausdrücklich keine 3rd-Person-Shooter mag, dem sei hier abgeraten. Um die Bewältigung von Action-Szenen kommt man in Mass Effect 2 nicht herum.

Wer noch nicht hat, sollte sich dieses gigantische Werk einfach mal anschauen. Erhältlich übrigens auch als Download von 14.5 GB im PSN, da allerdings für mehr Geld als die Disc-Version und daher weniger zu empfehlen.


judgementbox
Mass Effect 2
gold_medium
Positiv

Eine rundherum faszinierende RPG-Erfahrung in Sachen Story, Gameplay, Präsentation und Soundtrack

Negativ

Wenn man unbedingt etwas aussetzen will, dann könnte man sagen der eine oder andere Schauplatz möchte etwas mehr Beinfreiheit vertragen und die Inneneinrichtung der Räume etwas mehr Abwechslung

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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Mass Effect 2
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Bioware (Developer), Electronic Arts (Publisher)