RESIDENT EVIL 6 Resident Evil 6Es ist ernüchternd wenn man ein neues Spiel in den Händen hält und schon nach den ersten dreiviertel Stunde sehr frustriert den Controller bei Seite legt mit den Gedanken: ECHT JETZT?! Etwa so lässt sich Resident Evil beschreiben. Ein Spiel wie viele andere Super, neues Resident Evil: Zombie metzeln, Kräuter mischen, Gegenstände suchen, Schlüssel finden und Rätsel lösen, evtl. Munition mischen oder Waffen aufrüsten, nebenbei eine coole Atmosphäre geniessen. Nun, fairerweise muss man jetzt sagen, dass RE schon immer Action-Survival-Horror war... Doch so ein Multi-Mischmasch-Durcheinander-Spiel hab ich schon lange nicht mehr gespielt. Doch eins nach dem anderen. Man erinnere sich noch an die Video-Szene, welche an die "alte Zeit" erinnert. Man durchstreift einen riesigen Essraum, der Kegel der Taschenlampe beleuchtet spärlich den Raum, ein Gewitter kündigt sich mit gleissenden Blitzen an... Wuaaa, schön unheimlich. Ich wünschte ich hätte diese Szene nicht schon zuvor im Internet geschaut. Denn es ist so ziemlich die einzige Hommage an die besagte "alte Zeit". Was danach folgt, ist einfach nur ernüchternder Genre-Brei. Das Spiel lässt sich aus vier Perspektiven spielen. Daraus resultiert ein riesiger Umfang von ca. 30h Spielzeit. Diese vier Perspektiven bieten zwar im Kern die gleiche Story, jedoch immer anders erlebt und inszeniert. Sprich: Es ist für den Stealth-Fan genau so was dabei wie für den Actionliebhaber. Doch Moment, fehlt da nicht der klassische Spieler? Ein bisschen für jeden Geschmack eignet sich die Kampagne mit Leon S. Kennedy. Viel Action, wenig Horror Genau hier fangen die Probleme an. Gerade wenn man mit Leon anfängt wird man derb vor den Kopf gestossen. Die ersten 45 Minuten sind sehr gelungen und machen Laune. Doch scheinbar hatte Capcom schon die Hosen voll und wählte dann doch den einfacheren Weg. Man purzelt von der einen Szene zur anderen... Sobald sich mal eine bedrohliche und einengende Situation anbahnt: CUTSCENE, NEXT STAGE. Völlig unnötig und schwache Vorstellung. Warum Capcom sein Versprechen nicht wenigstens bei der Leon Kampagne gehalten hat, ist mir ein Rätsel. Hier wird enorm Potenzial verschwendet. Spätestens wenn man Chris spielt wird einem sehr rasch bewusst, dass man sich an den Actionkracher wie CoD oder BF orientiert hat. Doch das nützt alles nichts, wenn es nicht gut umgesetzt ist. Es wirkt äusserst unfertig. Nebenbei geht neben all den Explosionen und überquellenden Aktionen auch jeglicher Horrorspass (welcher sowiso schon spärlich vorhanden ist) verloren. Mein Controller hätte einige Male zu einer gefährlichen Bedrohung für meinen Bildschirm werden können. Welch ein Glück hab ich so ne gute Beherrschung. Nächste Kampagne: Mit Ada kommt noch etwas Stealth hinzu. Warum? Keine Ahnung. Es geht nicht nur darum dass Stealth-Missionen in einem Zombiespiel (meiner Meinung nach) fehl am Platz sind, sondern sie sind obendrauf auch noch inkonsequent inszeniert. Die liebe Ada trampelt GUT HÖRBAR, zwei Meter neben einer Wache hin und her, zertrümmert Kisten wie Bruce Lee. Besagte Wache kümmert das wenig, so dass man diese trotzdem im Solid Snake-Stil umlegen darf, ja klar doch. Das nennt man dann wohl Stealth-Neudefinierung! Wenigstens bietet die Ada-Kampagne, gerade durch die etwas ruhigere Inszinierung, eine gelungene Abwechslung zu den Charaktern Chris und Leon. Aufgezwungene Reaktion! Ich bin wirklich kein Fan von Quick Time Events. Von mir aus darf ein Game so wenig wie möglich dieser Reaktionstests haben. Wegen jedem Blödsinn muss ich einen QTE über mich ergehen lassen, sei es beim Abseilen aus einem Hubschrauber, oder jedesmal für banalste Dinge. Das wirkt sehr aufgesetzt. Das Beste daran: Es gibt nicht einfach nur eine Aktionstaste, man wechselt munter zwischen vier verschiedenen hin und her! Eines der besten Beispiele ist wohl eine Szene im Untergrund. Obwohl ich (absichtlich) deutlich neben den Geleisen stand, zwingt mich das Spiel den Reaktionstest zum Ausweichen zu machen. Ansonsten bin ich halt einfach tot. Was soll das?! Hier wir es einfach übertrieben. Von künstlichen Barrieren und Single-Zombies Künstliche Barrieren sind ja im Grunde nicht schlecht. Doch wenn die Barrieren fast ausschliesslich dazu da sind, ein Spiel künstlich in die Länge zu ziehen, dann hab ich meine Mühe damit. Zum Beispiel wird der Weg von einem Tisch und etwas Gerümpel "versperrt", so dass ich die Tür nehemen muss um auf der anderen Seite weiter gehen zu können. Aber später rutsche ich lässig über eine Motorhaube eines Autos welches mir im Weg ist... Solche Spielzeitverlängerungen gibt es immer wieder, welche kreativer gelöst hätten werden können. Die Zombies sind hässlich, waren sie schon immer und werden sie immer sein. Doch noch nie hab ich mich so wenig gefürchtet oder gegruselt wie bei RE6. Das liegt an drei Dingen:
Geschichte? Okay, dass RE6 geschichtlich keine Bäume aussreissen würde, war ja klar. Doch hier wird während der Kampagnen nur das Allernötigste erzählt. Will man mehr wissen, bieten 80 in der Spielwelt verteilte Symbole Abhilfe, welche man abschiessen muss. Damit schaltet man sie in einer Vitrine frei und kann damit verbundene Texte aufrufen, welche Hintergrundwissen liefern. Mal ehrlich: Im nachhinein will ich doch nicht nochmal nachlesen gehen! Warum der Umweg? Die Zeit, wo man Bücher, Notizen oder dergleichen fand in Resident Evil-Games, vermisse ich. Während des Spiels wurden neben der Haupthandlung auf eine geschickte Art Hintergrundwissen vermittelt. Das hat funktioniert und hat Spass gemacht, man war ja gerade mittendrin in der Handlung. Ausserdem trug das viel zu Stimmung bei und kurbelte gewaltig die Fantasie an. Es gibt auch gutes am Zombie-Horizont Es gibt aber nicht nur Negatives zu berichten. Zum Einen ist der grosse Umfang wirklich top. Weiter wurde die Waffenwahl geändert. So wechselt man rasch und unkompliziert durch die Waffen und Items. Das trägt zu einem guten Spielfluss bei. Charaktere können mit Fähigkeiten aufgebessert werden. Ob das wirklich positiv ist, sei mal dahingestellt. Ich hätte mir eher eine kreativere Art seinen Charakter zu verbessern gewünscht als einfach nur teils überflüssige Skills zu verteilen, beispielsweise durch Ingame-Erfahrung in bestimmten Skills wie das etwa in Skyrim behandelt wird. Aber man kann verbessern, darum zähle ich es zu den guten Punkten. Die Technik der Engine ist ein weiterer positiver Aspekt. Der Technik-Check (PS3 Version!) Die Grafik bewegt sich auf solidem Niveau. Vor allem die Zwischensequenzen sind sehr stimmungsvoll gelungen. Auch sonst muss sich RE6 nicht verstecken. Insbesondere der Detailgrad hat mich wieder einmal überrascht. Auch die Lichteffekte sind toll. Die Zombies hören sich auch sehr gut an. Mein Subwoofer hatte mächtig was zu tun. Die deutsche Vertonung ist übrigens gut gelungen. Hier hat man definitiv nicht geschlafen! Jap, Capcom schiesst sich selbst ab. Ich hab allerdings noch Hoffnung! Fazit: Es ist nicht einfach, Resident Evil 6 zu bewerten. Denn auf der einen Seite sollte man wohl jedes Game, auch innerhalb einer Serie, individuell bewerten und als eigenständig ansehen. Doch gerade der "Fan der ersten Stunde" sehnt sich doch immer wieder nach den guten alten Zeiten. Es ist sehr schade das sich grosse Spiele-Schmieden wie Capcom komplett dem Mainstream beugen und nichts, aber auch gar nichts mehr trauen und riskieren. Sie bleiben sich selbst nicht treu. Denn was ich hier gespielt habe, ist mitnichten ein Resident Evil wie ich es lieben gelernt habe vor Jahren! Man wollte es jedem rechtmachen, für jeden was bieten können. Nun, damit hat man sich ins eigene Knie geschossen. Trotz teilweise guten Einfällen wirk nichts durchdacht und fertig. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen! Was wurde von Capcom versprochen? Man wolle an die Vorgängergames, welche von den Fans geliebt werden, anknüpfen. Sorry, aber das ist kein Resident Evil mehr. Nur noch der Schatten eines einst coolen Spiels, welches das Genre des Survival Horror damals gross gemacht hat! Ich hoffe wirklich, dass Capcom wieder den Mut findet, uns beim nächsten Mal wieder ein würdiges Resident Evil zu liefern. Meine Empfehlung ist also: Erst mal ausleihen oder irgendwie antesten, dann entscheiden. Wir bedanken uns bei Capcom für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.
Resident Evil 6
Positiv
Sehr grosser Umfang (mind. 30 Stunden plus Freischaltbares), schneller & einfacher Waffenwechsel, detailreiche Levels, unterhaltsamer Kooperativ-Modus (allerdings ohne Tiefgang), Spielehilfen wie Wegfindung sind optional, gute deutsche Vertonung, zwar faire Kontrollpunkte... Negativ
... aber extrem nerviges Speichersystem (Kontrollpunkte sind nicht immer Speicherpunkte!), schreckliche KI, Rätsel -> Fehlanzeige, absolut kein Horrorgefühl, 08/15-Schiessbuden-Action, schwachsinniges Inventar-System, dümmliche Dialoge, kein Untersuchen der Gegenstände mehr möglich, fragliche Levelbegrenzungen & Hindernisse, extrem lineare Levels, überflüssige Reaktionstests, kaum Hintergrundinformationen, überflüssiges Befehlssystem, Chris Kampagne beerdigt Resident Evil!
Du kannst SW, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.
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