XCOM ENEMY UNKNOWN
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

XCOM Enemy Unknown gold_medium

vor 11 Jahren von DN

XCOM — ein Name mit grossem Erbe, und einem grossen Versprechen. An der Gamescom dieses Jahres war ich kaum mehr von der Konsole wegzukriegen bei meinem einstündigen Hands On. Die Frage vor dem Test der finalen Ausgabe war bloss, ob sich der Spannungsbogen und der Spassfaktor so entwickeln würde wie beim ersten Anspielen in Köln. Die Antwort: Wer auf Taktik steht, dem wird XCOM die süssesten Gamerstunden verschaffen.


Good Luck, Commander!

Ufos, Aliens, Abwehrschirme — um was geht es eigentlich genau bei XCOM? Diese Frage dürfte sich der eine oder andere Gamer stellen, der das Original (Oh Schande!) nicht kennt. Die jüngeren Zocker unter den Lesern hatten dazu bisher kaum eine Chance, denn das Spiel war zu meinen Teenager-Zeiten aktuell (und die sind bereits eine Weile her, mal so nebenbei angemerkt). UFO Enemy Unknown — so der Originaltitel — war eines der ersten Spiele, welches ich mir damals für PC gekauft hab. Und es war auch gleich eines der ersten Games, welches ich ein halbes Dutzend Mal durchgespielt habe. Weil es so gut war. Nicht weil es an Alternativen gemangelt hätte.

Aliens sind demnach ein Evergreen, könnte man sagen. Das Original wie auch das aktuelle Remake drehen sich um das plötzlich eintreffende Szenario eines Angriffes der Erde im Jahr 2015 durch ausserirdische Kräfte. Angefangen bei sporadischen Entführungen von Menschen gehen die Aliens bald zu gröberen Geschützen über und vernichten ganze Städte, fliegen mit ihren mächtigen Schiffen im Orbit herum und bauen gar unterirdische Basen in die Erdkruste unseres Heimatplaneten.

Das Alles geht natürlich gar nicht, und so wird die für solche Fälle im Geheimen vorbereitete Akte «XCOM» geöffnet. Die Einrichtung einer zentralen Abwehrbasis zur Bekämpfung der ausserirdischen Aggressoren, der Aufbau einer schlagkräftigen Spezialeinheiten-Truppe und die Aufrüstung der eigenen Luftabwehr-Maschinen bilden den Anfang eines langen Krieges gegen die Aliens.

Alles Taktik oder was?

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In XCOM geht es im Kern um die taktischen, rundenbasierten Kämpfe gegen Alienangriffe in bekannter isometrischer Sicht. Die Runden-Gefechte kommen aber nicht ganz so arg statisch daher wie das vielleicht auf den ersten Blick aussehen mag. Diverse Animationen zwischen den Aktionen der Gegner und der eigenen Truppen, sowie die freie Wählbarkeit der Reihenfolge eigener Züge und sogar das mögliche zeitliche Vermischen von Bewegungen / Aktionen der eigenen Truppen bringen ordentlich Punch in die Bude.

So ist es beispielsweise möglich, in den Zug des Gegners einzugreifen, indem man eine eigene Einheit (statt selber aktiv zu werden) damit beauftragt, auf alles zu schiessen was sich bewegt während des gegnerischen Zuges. Oder man kann in geschickter taktischer Abfolge das Erstürmen, Aufdecken, Flankieren und Beschiessen von feindlichen Einheiten durch mehrere eigene Kämpfer vermischen. Sprich: Einheit A geht auf halbe der maximal möglichen Bewegungsdistanz vor und schaut sich um, Einheit B flankiert den Gegner und nimmt ihn unter Beschuss, Einheit C treibt den Gegner mit einer gezielten Aktion aus der Deckung und die schwer bewaffnete Einheit D vernichtet alles, was dann noch übrigbleibt. Einheit A hat dann immernoch die Möglichkeit, sich entweder den gleichen Weg wieder zurückzuziehen, in Deckung zu gehen oder einen anderen Gegner unter Beschuss zu nehmen. Falls es sich bei Einheit D um einen schwer bewaffneten Kämpfer der «Heavy»-Klasse handelt, darf auch noch weiter geschossen werden mit der Standardwaffe (zweimal pro Runde möglich falls nicht bewegt), falls im Verlauf des Zuges weitere Gegner aufgedeckt worden sind.

Damit man im Kampf nicht untergeht, sollte man insbesondere Wert darauf legen, laufend die besten Schutzanzüge und möglichst die neusten Waffen dabeizuhaben. Wenn die Gegner mal richtig hartnäckig werden im Verlauf des Spiels, will man nicht mit abgesägten Schrotflinten, bzw. Hosen dastehen.

Ebenfalls besonders wichtig: Sobald als möglich die maximale Squad-Size via Offiziersausbildung von Anfangs 4 auf 6 raufschrauben. Jeder zusätzliche Kämpfer oder später auch Roboter ist Gold wert. Und zwar ohne Ausnahme in jeder Kampfsituation.

Leider haben es die guten alten Phosphorgranaten - und -geschosse nicht ins Remake geschafft. Es war vor 20 Jahren durchaus toll, ein Gebäude mittels Feuergeschoss in Brand zu setzen und darauf zu warten, bis die Aliens leicht angeschmort in's Freie treten mussten.

Auch Schade: Im Original gab es mehr Freilicht-Missionen mit zivilen Gebäuden und Einrichtungen wie Kornfelder, Scheunen und ganze Gehöfte, Silos und so weiter. Die neuen Settings sind da etwas weniger vielseitig mit Städten, Wäldern und Co.

Was gibt es in XCOM sonst noch zu tun, ausser den Gefechten?

Das Spiel verfügt über ein weitläufiges Netz aus Forschungsbäumen und herstellbaren Items. So dürfen aus den Missionen zurückgebrachte Materialien, Organismen (lebend oder tot), Waffen, Fragmente und andere Dinge erforscht und für die eigenen Fortschritt «zweckentfremdet» werden.

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Die eigene Basis wird zu diesem Zweck laufend ausgebaut, anfänglich mit Standard-Einrichtungen und später auch mit neuen Optionen basierend auf Alien-Technologie. Dabei kann je nach Präferenz des Spielers mehr Augenmerk auf die taktischen Waffen für die Gefechte, auf neue Raumschiffe für das Abfangen von UFOs und deren Ausrüstung, auf Robotik-Kämpfer oder anderes gelegt werden.

Der Missions-Kontrollraum bildet die Zentrale für alle Tätigkeiten auf dem Globus abgesehen von den eigentlichen Kampfmissionen. Dabei gilt es das Panik-Level der Mitgliedstaaten (und damit der Geldgeber) des XCOM-Projektes bei Laune bzw. am Leben zu halten. Sonst ist bald mal fertig lustig mit Kohle und das ist extrem nachteilhaft für die eigenen Bau- und Forschungsbemühungen.

Um die Staaten bei Laune zu halten sollte man falls möglich überall einen Satelliten in den Orbit schicken, generell grössere Erfolge im Krieg gegen die Aliens erringen (z.B. das Erstürmen einer Alien-Basis hilft global bei der Reduktion von Panik) und allgemein hie und da eine Mission hinsichtlich des Paniklevels auswählen und nicht basierend auf der Belohnung. Mir ist es z.B. passiert, dass ich gleich zu Beginn zweimal in Grossbritannien hätte eingreifen sollen, aber irgendwie die Konstellation ungünstig war, und ich somit Prioriäten setzen musste. Daraufhin drehten die Engländer am Rädchen und traten mit hochrotem Kopf bzw. Status aus dem XCOM-Projekt aus. Ich war natürlich nicht erfreut darüber, konnte aber trotzdem weitermachen. In dem Sinn ist der Austritt einer einzelnen Nation kein Weltuntergang im wortwörtlichen Sinn, aber man sollte schon aufpassen dass es maximal bei einem Austritt bleibt.

Schwer in's Gewicht fällt auch das Beförderungs-System der Kämpfer: Man sollte sich je nach Spielstil und Truppenzusammenstellung (Sturm, Schwer, Support, Sniper) gut überlegen, wen man mit welchen Bonus-Fertigkeiten ausrüstet. Manche Entscheidung im Fertigkeiten-Baum kann locker über Leben oder Tod in brenzligen Situationen auf dem Schlachtfeld entscheiden.

Wie präsentiert sich die Alien-Jagd?

Basierend auf der Unreal-Engine vermag der gesamte Look & Feel des Spiels überaus gut zu gefallen. Die Original-Designs wurden mit viel Liebe zum Detail in das Jahr 2012 geholt und mancherlei Item neu gestaltet.

Die Gefechte überzeugen mit sinnvollem Reichtum an Features, ohne mit überladenen Designs die Aufmerksamkeit allzu stark vom eigentlichen Geschehen abzulenken. Alles ist übersichtlich dargestellt und versprüht einen tollen B Movie-Charme.

Ein nettes Detail: Man darf die eigenen Kämpferinnen und Kämpfer komplett selbst gestalten wenn man möchte. Sprich den Namen editieren und das Aussehen verändern. Wer möchte, kann also mit einer Kämpferschafz benannt und gestaltet nach dem Vorbild von Freundeskreis, Ausgangs-Clique oder Fussballverein in den Krieg ziehen.

Was ist mit dem Multiplayer?

Der Mehrspielermodus von XCOM ist komplett von der Kampagne abgekoppelt und bietet mit der freien Aufstellung einer Armee von Menschen und Aliens basierend auf einer vordefinierten Anzahl Armeepunkte (ähnlich wie in Warhammer, wer es kennt) eine spassige Alternative zum Storymodus für Gefechte unter Freunden.

Fazit

Wer auch nur ansatzweise etwas mit taktischem Gameplay und Sci-Fi anfangen kann, muss hier zugreifen.

Besser hätte ein Remake des Original-UFO kaum ausfallen können. Zu hoffen bleibt, dass Fireaxis auch dem damaligen Nachfolger «Terror From The Deep» mit den ganzen Unterwassermissionen ein Revival spendiert, vielleicht auch in Form eines DLC-Add-Ons.

Einzige kleine Wehmutstropfen: Manchenorts ist das Balancing nicht ganz perfekt. Der Schwierigkeitsgrad Normal ist tendenziell eine Spur zu einfach, die nächsthöhere Einstellung Heavy etwas zu heftig. Easy und Ultra sind unbrauchbar. Wer das Original gespielt hat, empfindet die normale Einstellung des Remakes als sehr gnädig, um es mal gelinde auszudrücken.

Wir bedanken uns bei 2K Games für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.


judgementbox
XCOM: Enemy Unknown
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Positiv

Schöne Visuals, authentische Anlehnung an das Original, ausgewogener Mix aus Tradition und Neuerungen, fantastischer taktischer Kampf, Originalton exzellent im B Movie-Style, vielfältiges Gameplay, tolle Langzeitmotivation durch Forschungszweige und neue Waffen

Negativ

Manche Missionstypen und -settings etwas repetitiv, vereinzelt Balancing nicht ganz perfekt mit allzu schweren Gegneransammlungen, wenn's dumm geht kann eine Gebernation zu Beginn des Spiels verloren gehen ohne dass man viel dagegen machen kann, Controls der Granaten etwas uncool ohne Zielbestätigung

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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XCOM: Enemy Unknown
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von 2K Games (Publisher), Fireaxis (Developer)