NI NO KUNI: DER FLUCH DER WEISSEN KöNIGIN
Testbericht

Ni No Kuni: Der Fluch der Weissen Königin

vor 11 Jahren von shinobi, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Level 5 und Studio Ghibli haben sich schon vor einer Weile zusammengeschlossen, und ein bis anhin nur für den Nintendo DS erschienenes JRPG veröffentlicht. Die Screenshots und Game-Trailer der soeben publizierten PS3 Version von Ni No Kuni wecken grosse Erwartungen. Wie spielt sich der PS3 Port? Und wie macht sich die Studio Ghibli Optik als Videospiel?


Um es gleich vorneweg zu nehmen: Ich bin generell kein grosser Fan von japanischen, rundenbasierten Rollenspielen. Doch die Meisterwerke des japanischen Zeichentrick Studios Ghibli haben mich jeweils dermassen in den Bann gezogen, dass ich es mir nicht verkneifen konnte Ni No Kuni etwas genauer unter die Lupe zu nehmen:

Ollie im Wunderland

Der dreizehnjährige Oliver lebt mit seiner Mutter im idyllischen Motorville. Eines Nachts schleicht er sich davon, um mit einem Freund, dessen selbstgebaute, motorbetriebene Seifenkiste auszuprobieren. Dies geht leider mächtig schief, und Oliver landet mitsamt Vehikel in einem Fluss. Die besorgte Mutter, welche das Verschwinden ihres Sohnes bereits bemerkt hatte, erreicht den Ort des Geschehens in letzter Sekunde, und fischt ihren Sohn eigenhändig aus dem Wasser. Kurz nachdem Oliver das Bewusstsein wieder erlangt hat, bricht seine Mutter zusammen, und stirbt nur ein paar Tage später. Die Tränen Olivers erwecken Tröpfchen, eine Puppe, welche ihm seine Mutter vor längerer Zeit einmal geschenkt hat, zum leben. Der kleine Kerl mit Laternen-Nase, stammt aus einer Welt, die von Seelenverwandten der Menschen bevölkert wird, und schenkt Oliver ein Zauberbuch um dorthin zu reisen. Oliver begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um seine Mutter wieder zum Leben zu erwecken, und Tröpfchens Welt von der Herrschaft der weissen Hexe Shadar zu befreien...

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Und los gehts!

Oder auch nicht. Man kann keine drei Minuten einfach mal ein bisschen herumwandern um die Gegend auszukundschaften, ohne ständig von irgendwelchen Tutorials, Story Sequenzen, Anzeigeanimationen, Ladebildschirmen, oder einem rundenbasierten Kampf unterbrochen zu werden. Man kann sich weder der Story, noch der wunderschönen Landschaft, oder der sensationellen Musik hingeben. Es entsteht kein Zauber, und vorallem kein Spielfluss. Der Spieler wird für den kleinsten Fehler sofort bestraft: Das Spiel kann in den Dungeons nur an speziell dafür vorgesehenen Punkten gespeichert werden, und wenn man nach einem verlorenen Kampf direkt von solchen aus starten will, verliert man sämtliche eingesammelten Goldmünzen und andere Gegenstände. Man ist also gezwungen das Spiel zu verlassen, zum Startbildschirm zurückzukehren, und den Speicherstand von dort aus erneut aufzurufen. Warum dem so sein soll, erscheint mir schleierhaft und nervtötend umständlich.

Die rundenbasierten Kämpfe sind eigentlich ganz witzig aber auch sehr komplex. Neben einer simplen Attacke mit Olivers Zauberstab, kann man eine Vielzahl von Zaubersprüchen erlernen um den meist schnuckeligen, aber auch durchaus harten Gegnern den Garaus zu machen. Zusätzlich kann man sich nach bester Pokémon Manier jede Menge kleiner Kreaturen zu Kampfgefährten machen und mit speziellen Fähigkeiten ausrüsten. Tröpfchen nimmt dabei allerdings lediglich eine enthusiastisch beratende Rolle ein (leider in einer sehr merkwürdigen Pseudo-Jugendsprache). Man wird in der Anfangsphase bei der kleinsten Abweichung des von der Storyline vorgesehenen Weges von Tröpfchen zurückgepfiffen; oder aber man rennt ganz einfach in eine unsichtbare Wand. Open World Feeling gibt es erst ab Schweinfurt, dafür aber mit Reise-Zauber.

Für meine Wenigkeit sind die von mir aufgeführten Punkte der absolute Spielspasskiller. Ich suche in erster Linie das Abenteuer und das Spielerlebnis, weder die Gewalt noch die Action. Doch wenn das Gameplay ständig unterbrochen wird, und man ganze Spielabschnitte regelmässig wiederholen muss, beginnt mich auch die beste und abenteuerlichste Story irgendwann zu langweilen.

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Jöööh mit interaktiv und herzig

Man hat tatsächlich das Gefühl, als würde man einen japanischen Zeichentrickfilm steuern. Das Spiel ist unglaublich schön gestaltet und animiert. Tröpfchen, Oliver und sämtliche anderen Figuren und Landschaften sind auf die selbe liebevolle Weise in Szene gesetzt wie man es aus allen Studio Ghilbi Meisterwerken kennt. Von daher ist Ghibli’s Einstieg in die Welt der Videospiele in jeder Hinsicht gelungen, und es bleibt zu hoffen, dass es weitere Titel - wenn auch vielleicht mit anderem Gameplay - mit dieser bezaubernden Optik geben wird.

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Der Erzmagier

Joe Hisaishi ist ohne Zweifel ein Grossmeister seines Fachs. Beim alleinigen Anhören des Soundtracks bleibt mir regelmässig ganz einfach die Spucke weg. Die Harmonien und Melodien sind enorm komplex und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und vermögen den Zuhörer auch ohne Spiel in eine andere Welt zu entführen. Chapeau!

Fazit:

Ein Studio Ghibli- oder genereller Fan japanischer Zeichentrickfilme zu sein genügt bei weitem nicht, um sich für dieses Spiel wirklich begeistern zu können.

Ni No Kuni setzt eine Unmenge an Zeit und Geduld voraus, um sich mit dem rundenbasierten Kampfsystem und der im allgemeinen sehr komplexen Handhabung auseinanderzusetzen. Für Fans des JRPG Genres ist Ni No Kuni aber mit Sicherheit ein absolutes Muss.

Zweite Meinung von DN

Leider muss ich Shinobi soweit ich das Spiel erlebt habe Recht geben: Fantastische Atmosphäre, schöne Visuals, schmissiger Studio Ghibli-Look und toller Soundtrack — bloss verpackt in ein abgehaktes, wenig ansprechendes JRPG-Gameplay.

Hier habe ich wesentlich mehr erwartet. Dass die Ansprüche nicht erfüllt werden konnten, was den Spielfluss angeht, erstaunt doch angesichts der massigen Erfahrung von Level 5 gewaltig. Vielleicht hat das Qualitätsmanagement hier versagt, oder es wurde einfach die eine oder andere Stelle im Gameplay-Design weggespart.

Schade!

judgementbox
Positiv

Ausgesprochen schön gestaltet und animiert, herzerweichende und abenteuerliche Story nach bester Studio Ghibli Manier, fantastischer Soundtrack von Joe Hisaishi, sehr komplexes Kampfsystem mit Pokémon Charakter, Das Spiel kann in original japanischer Sprache mit englischen oder deutschen Untertiteln gespielt werden

Negativ

Kein Spielfluss aufgrund ständiger Unterbrechungen, Speichern in Dungeons nur an speziell dafür vorgesehenen Punkten möglich, Savegame nur vom Startmenü aus aufrufbar, ständiges, nervtötendes Wiederholen von Animationen und Anzeigetafeln, Sprachausgabe wird tw. durch ein Audiosignal im Sprechtempo ersetzt, Tutorialsprache in pseudo jugendlichem Jargon (Deutsche Version), Free Roaming erst später im Spiel möglich

Alleine spielen: Nur für Fans.
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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