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EA setzt auf Mikrotransaktionen (Updated)

vor 11 Jahren von LKM, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Offenbar sieht EA für die sinkenden Erträge nur eine mögliche Lösung: Gamer mit Mikrotransaktionen abzocken.

Das Problem hat, wie so vieles, mit dem iPhone begonnen. Zuerst kamen iPhone-Games zu einigermassen normalen Preisen auf den Markt. Preise von 10-20 Franken waren im App Store alltäglich. Doch iPhone-Gamer gewöhnten sich bald an supertiefe Preise, und Spiele über einem Preis von etwa zwei Franken verkauften sich kaum mehr.

Nun kann man — von einigen Ausnahmen abgesehen — leider keine Spiele-Entwicklung finanzieren, wenn man am Ende nur einen oder zwei Franken für das Produkt verlangen kann. Die Game-Entwickler fanden aber schnell eine Lösung: Mikrotransaktionen. Heute werden die meisten Spiele gleich ganz gratis in den Laden gestellt. Wer sie dann aber auch spielen will, wird abgezockt.

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Ein Beispiel: Smurfs' Village ist gratis. Wer in dem Spiel aber wirklich etwas erreichen will, muss für echtes Geld "Smurfberries" kaufen, eine Spiele-Währung, mit der man dann im Game weitere Dinge kaufen kann. Wer also nicht dauernd Geld bezahlt, erreicht nichts.

Mikrotransaktionen haben den Markt für mobile Spiele komplett zerstört. "Ehrliche" Games haben kaum noch eine Chance; wer Geld verdienen will, muss die Leute mit einem Gratis-Spiel anlocken, und dann hinterher schröpfen.

Am Ende hat der arme Gamer dann für das Spiel weit mehr bezahlt, als geplant, und Spass gemacht hat's eigentlich auch nicht, weil er statt durch die eigenen Fähigkeiten bloss durch finanzielle Investitionen weiter gekommen ist.

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Konsolen-Gamer hat das bisher kaum gekratzt. Konsolen-Games kosten weiterhin 80-100 Franken, und wenn man sie mal gekauft hat, bleibt man von Mikrotransaktions-Unsinn weitgehend verschont.

EA will das nun ändern.

Laut EA-CFO Blake Jorgensen (ein CFO ist der Finanzminister einer Firma) werden in Zukunft keine EA-Spiele mehr ohne Mikrotransaktionen ausgeliefert. Zitat:

Der nächste, und viel grössere Teil des Spiele-Business sind Mikrotransaktionen in Spielen. Wir bauen das in alle unsere Games ein, beispielsweise um höhere Levels zu erreichen, oder neue Charaktere zu kaufen, oder einen Truck, eine Pistole, was immer es sein wird, und Konsumenten werden das geniessen und annehmen.

Ich weiss ja nicht, wie es anderen "Konsumenten" geht, aber ich würde höhere Levels auch in Zukunft gerne über's Gameplay erreichen, und nicht über meinen Geldbeutel. Ich würde gerne in den Laden gehen, meine 90 Franken auf die Trese legen, ein Spiel nach hause tragen, und dieses Spiel spielen, ohne dauernd mehr Geld an EA senden zu müssen, nur weil ich in Battlefield eine etwas bessere Waffe benötige, in FIFA einen anderen Fussball will, oder in Dragon Age das nächste Level erreichen möchte.

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Bleibt zu hoffen, dass EA diesen Plan noch einmal überdenkt. Wir zumindest glauben, dass es sich hier nicht um einen besonders guten Plan handelt. "Konsumenten" lassen sich nämlich nicht unendlich lange veräppeln. Wenn man sie genug lang abzockt, verlieren sie irgendwann einmal das Vertrauen in eine Firma, und dann geht's EA vielleicht gleich wie dem ehemaligen Mikrotransaktions-König Zynga:

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Via Gamesindustry.biz, The PA Report.

Update

EA meint nun, dass man Mikrotransaktionen doch nur in allen Mobile-Games implementieren will. Mal schauen, wie lange es geht, bis dieser Plan erneut geändert wird. Und zumindest bei den Mobile-Games von EA dürfen wir also weiterhin damit rechnen, komplett abgezockt zu werden.

Du kannst LKM, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.

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