CRYSIS 3
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

Crysis 3 gold_medium

vor 11 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Die Premiere von Crysis auf Konsolen vor zwei Jahren hatte so ihre technischen Tücken. Das Spiel war gut gemacht, vermochte zu packen, hatte spielerisch so Einiges auf dem Kasten, konnte aber in Sachen Framerate und Stringenz nicht vollends überzeugen. Wie schlägt sich Teil 3 im Concrete Jungle?


Every time you pay a little more

23 Jahre ist es her, seit sich Prophet in den Strassen und U-Bahn-Schächten von New York City gegen die Aliens, die Ceph, durchsetzen musste. Der Kampf neigte sich schliesslich zu Prophets Gunsten, die Nano-Suit machte den Unterschied. Aber die Ruhe währte nicht lange. Eine neue Gefahr stieg empor. Die Cell-Corporation wuchs zu einer Weltmacht heran und wurde zum unberechenbaren Konzern-Moloch. Aber die wirkliche Bedrohung geht nicht vom korrupten Konglomerat aus, denn das Alien-Mastermind, der AlphaCeph, ist immernoch am Leben und bringt die Menschheit an den Rand des Abgrundes.

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Die Leute der Cell haben ganze Arbeit geleistet. New York City ist komplett zugedeckt von gewaltigen Domes — Kuppen, welche weiträumig über hinterlassenen Alienartefakten gespannt wurden, um deren Energie anzuzapfen. Die so gewonnenen Ressourcen hat Cell während mehr als 20 Jahren eingesetzt, um die weltweite Energie-Wirtschaft nach Belieben zu dominieren, die Konkurrenz zu vernichten und die Weltwirtschaft entsprechend in den Abgrund zu stürzen. Eine allzu grosse Ansammlung von Macht — wie das öfters so ist — wirkt sich eher ungünstig auf die Gesamtsituation aus.

Unter den Cell-Kuppen verstecken sich nicht nur ein paar letzte verstreute Alien-Trupps, sondern auch freilebende Vegetation und eine Tierwelt von vielfältiger Art. Während Jahren wurde der Wiederaufbau der Stadt hinausgezögert, die Natur hat sich ihren Platz zurückerobert.

Mitten in diesem überwucherten Wildwuchs-Szenario geht die Geschichte von Prophet weiter. Der arme Mann, der mit seiner Nano-Suit verwachsen ist, wurde 23 Jahre tiefgefroren und von der Cell Corp verwahrt. Die Befreiung durch ein paar Freischärler unter der Führung vom alten Weggefährten mit dem Codenamen Psycho führt Prophet zu den bewaffneten Milizen, welche sich gegen den Einfluss der Cell wehren. Allem Missmut, Misstrauen und Ekel, welche ihm im Überfluss entgegenschlägt, zum Trotz schliesst sich der Super-Kämpfer den Widerständlern an.

Wir spielen Jäger

Crysis 3 verfügt über gewohnt weitläufige Areale, mit mehr oder weniger Auslauf, und teilweise sehr vielfältigen Pfaden, die man je nach gewählter Waffe und Taktik begehen kann. Die grosse Neuheit ist ohne Zweifel der Compound-Bogen, welcher das Gameplay stark bereichert. Die verschiedenen Pfeilsorten lassen ihrerseits diverse Spielvarianten zu, und der Einsatz des Bogens lässt die Schusswaffen schon fast vulgär eintönig erscheinen.

Das archaische Gefühl des Jägers kommt voll zum Tragen. Unsichtbar durch das hohe Gras zu streifen, den Bogen im Anschlag, gegnerische Truppen im Visier, das kann schon was. Das gesamte Handling der Waffe, vom Aufziehen über das Zielen bis zu den Auswirkungen ist total erfüllend. Noch nie hat sich Bogenschiessen in einem Actiongame so gut angefühlt.

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Die Spielwelt ist aber die eigentliche Hauptattraktion von Crysis 3. Überflutete Parks, Staudämme, dunkle Tunnel, verrostete U-Bahn-Depots, futuristische Tek-Gebilde der Cell, halbzerstörte Wolkenkratzer und vieles mehr erwartet Prophet auf seinem Abenteuer. Und damit nicht genug: Viele Objekte lassen sich aufheben, auf Gegner schleudern, wegkicken, zerstören oder beschädigen. Jede Kugel und jeder Hieb scheint eine Auswirkung in der Welt nach sich zu ziehen, und die taktischen Optionen werden so noch reicher.

Einiges getan hat sich auch bei den Suit-Upgrades. Diese lassen sich neu zu Sets aus je vier Chips zusammenkombinieren und auf Knopfdruck wechseln. Das bietet natürlich ganz neue Möglichkeiten, die Upgrades der jeweiligen Bewaffnung und Situation anzupassen. Hat man es mit den Ceph zu tun, können manche Tunings mehr Sinn machen, als bei den Passagen im Kampf gegen die Söldner der CELL.

In gewohntem Stil präsentiert sich der Nano-View, womit man die Gegend nach Supply-Kisten und Gegnern abscannen kann. Verharrt man einen Moment auf einem der Symbole, werden die entsprechenden Informationen gespeichert und die Positionen der Gegner bleiben erhalten. Dies ermöglicht ein hochtaktisches Vorgehen und ist nach wie vor toll umgesetzt. Leider funktioniert dieser Mechanismus bei Ceph-Gegnern nicht, was eine zusätzliche Schwierigkeit beinhaltet. In manchen Arealen treiben sich sowohl Ceph als auch Cell-Kämpfer herum, welche sich gegenseitig bekämpfen.

Glänzende Grashalme und sprudelnde Lichtquellen

Crysis 3 kann ohne Weiteres als visuell prächtigstes Spiel auf Konsolen aller Zeiten bezeichnet werden. Oder man muss den Titel zumindest unter die Branchenprimusse Halo 4, Uncharted 3 und Dead Space 3 einordnen. Leider hat es Crytek verpasst — zumindest bei der getesteten PS3-Version — die kleinen Framerate-Dämpfer restlos auszubügeln. Crysis 3 läuft zwar bei höherer Detailvielfalt allgemein besser als Crysis 2, aber über jeden Zweifel erhaben ist es nicht in allen Lagen. Wenn die Areale gross und die Gegner vielzählig werden, kann es schon auch mal etwas pomadig werden mit der Reaktionszeit. Die Version für die 360 und für PC dürfte dahingehend noch etwas mehr Flow bieten.

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Wenn es aber in seiner ganzen Pracht erstrahlt, wenn die Optik-Effekte reinhauen, das Sonnenlicht tief über der Stadt steht, Vögel von den Ruinen aufsteigen und der Wind über das hohe Gras fegt, dann kann einem ganz schön warm um's Gamerherz werden. Kaum ein real in der Natur vorkommendes Element wurde weggelassen. Sträucher, Bäume, Jungbäume, Teiche, Geäst, allerhand Tiere, und alles scheint zu leben. Imposant sind selbst auf Konsolen die Spiegelungen und Detailanimationen, sowie die Blendeffekte und Texturen auf der Maske der Suit. Öfters hat man den Eindruck, es habe sich etwas Staub auf dem Augenvisier angesammelt, oder ein Tropfen Wasser läuft daran herunter.

Fazit

Crysis 3 ist bestes Action-Popcorn-Gaming mit einem gewissen Mass an Anspruch. Die Freiheit, das Spiel je nach Vorliebe als stiller Schleicher oder als böser Bomber zu absolvieren, ist seit je her ein grosses Plus der Crysis-Reihe.

Stealth-Vorgehen wird durch den Bogen ganz klar bevorzugt und das Spiel sieht ein solches Einsetzen der leisen Sohlen tendenziell eher vor als brachiale Gewalt. Wer mag darf aber auch volle Kanne ballern.

Crytek hat es mit dem dritten Teil der Saga geschafft, eine interessante Geschichte mit einem imposanten Setting und flüssigem Gameplay zu kombinieren, und der Award ist somit mehr als verdient. Nicht zuletzt auch wegen des innovativen Online-Multiplayer-Modus.

Wir bedanken uns bei Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.


judgementbox
Crysis 3
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Positiv

Wunderschön gestaltete organische Spielwelt, taktisch offene Kämpfe mit unterschiedlichen Lösungswegen, eigener Stil mit Nano-Fähigkeiten, eigenständiges Design, sattes Kampfbogen-Gameplay, tolle Grafik (selbst auf Konsolen), unterhaltsame Story, brillante visuelle Effekte und Lichtrenderings, gigantische Skala mit weitem Ausblick, witzige Minigames

Negativ

Teilweise Framerate-Einbrüche (Konsolen), vereinzelte Bugs, Kollisionsabfrage nicht überall einwandfrei, gegnerische KI öfters etwas zu doof - gerade Angriffe in Überzahl könnten besser orchestriert sein,

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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Crysis 3
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von Crytek (Developer), Electronic Arts (Publisher)