TEARAWAY
Testbericht | Vita
TearawayFür einmal begeben sich die Entwickler der Hoch-Innovations-Franchise Little Big Planet auf bewährte und eher herkömmliche Wege, zumindest was das Gameplay angeht. Die Engländer beweisen mit dem Vita-exklusiven Titel einmal mehr, dass sie nicht nur abgefahrene Ideen in Software umsetzen vermögen. Aber hält Tearaway auch nach ein paar Stunden, was es zu Beginn verspricht? Papier regiert die WeltEin Brieflein geht um die Welt. Genaugenommen um eine aus Papier, und zwar mit dem Ziel, den Spieler zu erreichen. Eine Botschaft sucht also ihren Adressaten, und die «Zielperson» muss gleichzeitig dafür sorgen, dass das putzige Kurierchen nicht auf Abwege gerät. In etwa so lautet — kurzgefasst — die Story von Tearaway. Ein besonders witziges Detail: In der Spielwelt ist man als Spieler quasi omnipräsent als Sonne aka. Gott. Die eingebaute Frontkamera füttert das eigene Konterfei stets in das Spiel, was eine sonderbare Verbindung zur schnuckeligen Spielwelt schafft. Während man also alles tut, um dem kleinen Brief(kopf)träger die Reise zu versüssen, ist man selbst stets Teil des Ganzen. Bald mal hat man auch wortwörtlich die eigenen Finger im Spiel, aber dazu später mehr. Das Trägerlein der Botschaft darf wahlweise männlich oder weiblich gewählt werden, und hört auf den Namen Iota. Aus Little Big Planet bekannte Mechanismen, wie das Anbringen von Schmuck und Pracht an Freund und Feind, machen auch in Tearaway mächtig Spass. So darf alles Mögliche, natürlich aus Papier, an die Spielfigur angeklebt werden. Zur Wahl stehen allerhand Augen, Münder, Abzeichen, Accessoires und sonstige Verschönerungen. Rollen und RumpelnIota verfügt über allerhand Bewegungsdrang. So darf à la Metroid in der Gegend rumgerollt oder auch häufig rumgehüpft werden. Gegenstände oder Gegner lassen sich aufheben und rumschmeissen, was zur Vernichtung von Feinden oder dem Auslösen von irgendwelchen Mechanismen dient. Augenfällig ist die Art, wie die Touchpanels, respektive der Touchscreen, im Spiel verwendet werden. Immer wieder muss man direkt in der Spielwelt Gegenstände manipulieren, Wege ebnen oder via Backpanel eingreifen. Das kann in Form von drehbaren Schaltern geschehen, wo dann der Finger quasi direkt im Spiel sichtbar wird — witzig! — oder in Form von Trommeln, welche Iota höher springen lassen. Es hat sicherlich noch kein Spiel gegeben für die Vita, welches in dem Mass die Eingabemöglichkeiten und eingebauten Kameras einsetzt, ohne aufgesetzt zu wirken. Die Interaktionsmöglichkeiten sind toll integriert und wirken nie gekünstelt oder erzwungen. Der Gamer / die Gamerin wird effektiv Teil des Spiels, wie es so noch nie dagewesen ist. Nur schon dafür — mal abgesehen vom spassigen Gesamtpaket — gebührt Media Molecule grossen Respekt. Im Verlauf der Geschichte sammelt Iota allerhand Belohnungspunkt in Form von Konfetti ein, welche wiederum für neue Dekorationen eingesetzt werden dürfen. Auch zu Iotas Inventar gehört ab einer kurzen Weile im Spiel eine Kamera, mit welcher von Farblosigkeit geplagte Spielfiguren «wiederbelebt» oder bestimmte andere Aktionen getätigt werden können. Die so entstandenen Bilder darf man via Online mit anderen teilen, was angesichts der vielen lustigen Snapshots auch durchaus Sinn macht. An manchen Stellen trifft man auf ebenfalls gelungene Minigames, welche z.B. daraus bestehen, aus virtuellem Papier etwas herzustellen. So kommt es vor, dass man für ein eben im Spiel aufgefundenes Wesen eine Krone basteln soll. Wie diese aussieht, ist der Freiheit (oder Gnade) der oder des Spielenden überlassen. Wenn man eines kritisieren kann am Leveldesign, dann ist es relative Linearität. Es gibt keine richtig grossen Erkundungen, hie und da ein alternativer Weg zum Ziel. Hier wäre etwas mehr dringelegen gemessen an der schieren Dimension der Levels, welche nahtlos ineinander übergehen. Bewundernswert fand ich die Art, wie Media Molecule die Spielinhalte auf einer weiteren Ebene mit der Echtwelt verbindet: Im Verlauf der diversen Levels findet man Bastelbogen, welche ebenfalls im eigenen Online-Account hinterlegt werden. So darf man jede Spielfigur, Iota, Freunde und Bekannte, aber auch Obermotze und Objekte, aus Bastelpapier und etwas Klebstoff selbst nachbauen und zu einer eigenen Kollektion ausarbeiten. Das Resultat sieht dann in etwa so aus: Technische Perfektion, scharf geschnittenTearaway ist eines der ersten Vita-Games, welches die volle Auflösung der Konsole ohne Rucken und Zucken ausreizt. Die Spielwelt wirkt gestochen scharf, die Animationen sind fantastisch umgesetzt und vielfältig gestaltet. Neben der reinen Technik ist das Design der Spielwelt, der Figuren, der Bosse und Gegner und aller anderen Elemente einmal mehr einsame Spitzenklasse. Es gibt kaum ein Design-Team in der aktuellen Entwicklerlandschaft, welche sich dermassen konsequent und mit so viel Liebe fürs Detail einem Konzept widmet wie MM. Waren es in Little Big Planet noch Puppen, Holzklötze und Karton, ist es im Falle von Tearaway der Werkstoff Papier, welcher dermassen filigran und feingliedrig umgesetzt ist, dass man meint man könne die Spielwelt wirklich anfassen. Taktil ist Tearaway auf jeden Fall ein Meisterwerk, wie auch in Sachen Gestaltung. Bilder sagen in diesem Fall definitiv mehr als Wort, also angucken und staunen: FazitFür einmal halte ich mich auch im Fazit kurz: Tearaway ist ein Meisterstück in Sachen Design und Ausarbeitung, und es fällt einem sehr leicht, sich in das Spiel zu verlieben. Wer eine PlayStation Vita zuhause hat, sollte sich Tearaway holen. Für Fans von putziger Machart und feinstem Gameplay ist dieser Titel ein guter Grund, eine Vita zu beschaffen. Wir bedanken uns bei PlayStation Schweiz für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken.
Tearaway
Positiv
Fantastische Technik, interessante Nutzung der Vita-Touch-Optionen, herzallerliebstes Design und witzige Story, flüssiges Gameplay mit reichlich Abwechslung, hoher Wiederspielwert durch sammelbare Items Negativ
Kein Multiplayer - obwohl sich sowas anbieten würde, Spieldauer etwas knapp
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.
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