PHONEJOY PhoneJoyDas Fehlen von echten Knöpfen ist für's Mobile-Gaming eine schon länger bekannte Einschränkung. Wer Tetris, einen guten Shooter oder einen reflexlastigen Plattformer spielen möchte, ist bei Mobiltelefon-Spielen an der falschen Adresse, weil Touchscreens schlicht nicht die benötigte Präzision ermöglichen. Verschiedene Hersteller haben versucht, das Problem zu lösen. Die Lösungen gehen von Mobiltelefonen mit Knöpfen über aufklebbare Analogsticks bis zu externen Controller. Der Phonejoy-Controller ist von all diesen Lösungen bisher die einzige, die aus Sicht der Ergonomie einigermassen überzeugen kann. Vor einem Jahr berichteten wir über ein Kickstarter-Projekt, welches an einem neuartigen Controller für Mobiltelefone arbeitete. Ziel des Phonejoy-Controllers war es, einen Controller mit verstellbarer Breite herzustellen, in den man alle gängigen Mobiltelefone stecken konnte, und der zusätzlich als externer Bluetooth-Controller funktionieren sollte. Nun ist ein Testexemplar bei uns im Review-Büro angekommen, und wir können euch sagen, was das Ding taugt. Die KonkurrenzVor einem Jahr war das Phonejoy-Konzept recht innovativ; unterdessen gibt es einiges an Konkurrenz. Vor kurzem stellte Apple einen Standard für Controller für iPads und iPhones vor. Resultat des Standards (den Phonejoy in der aktuellen Version noch nicht unterstützt — die meisten iOS-Games mit Controller-Unterstützung funktionieren aber trotzdem) war, dass mittlerweile verschiedene Hersteller iOS-kompatible Gamepads auf den Markt gebracht haben. Nur: die aktuell erhältlichen Geräte sind überteuert und schlecht. Dafür dürfte es mehrere Gründe geben. Zum einen steckt Apple wohl einen recht ansehnlichen Teil des Kaufpreises ein, um den Standard zu lizenzieren. Zum anderen ist seit Standard-Ankündigung noch nicht so viel Zeit vergangen, so dass die meisten Hersteller noch wenig Zeit in diese Controller investieren konnten. Die beiden populärsten Controller für iPhones und iPads sind zum einen die Logitech PowerShell, und zum anderen der Moga Ace Power. Über die PowerShell meint The Verge beispielsweise, dass der D-Pad zu hart gepresst werden muss, und knarrende Geräusche verursacht. Über den Ace Power schreibt die Website, dass die Knöpfe zu klein und schlecht gemacht seien. Fazit der Website: beide Controller sind "sind nicht sehr gut in ihrem Job". PhonejoyGenug zur Konkurrenz. Kommen wir zum Phonejoy-Controller. Das Gerät ist seit längerer Zeit in Entwicklung, und hat viele Iterationen durchgemacht. Was alles in die Entwicklung gesteckt wurde, sieht man, wenn man die Kickstarter-Updates liest. Das Resultat ist sehenswert. Der Controller fühlt sich stabil und gut gebaut an. Durch den Slider-Mechanismus passt beinahe jedes Gerät in den Controller, von einem kleinen iPhone bis zu einem Galaxy Note 3 (sogar mit Case). Tablets kann man bis zu einer gewissen Grösse auch in das Gerät spannen, dann aber nur in Portrait-orientierung. Die Batterie hält lange (der Controller lässt sich über einen Switch komplett ausschalten und verbraucht in diesem Zustand keine Batterie). Die Analog-Sticks bewegen sich flach, ragen aber über den Controller heraus. Sie erinnern am ehesten an die Analog-Sticks vom 3DS. Beim D-Pad handelt es sich um ein rundes Pad mit einem deutlich herausragenden Kreuz, welches sich gut anfühlt. Nicht so gut wie ein Nintendo-D-Pad, aber so gut, dass es definitiv keinen Nachteil darstellt. Rechts vom Pad sind vier Knöpfe und ein weiterer Analog-Stick in Xbox-Form angeordnet. Die Knöpfe sind klein, fühlen sich aber äusserst stabil an. Links und rechts vom Controller sind zwei kleine Knöpfe für "Select" und "Start", welche zunächst an etwas seltsamen Orten platziert zu sein scheinen, beim Spielen aber äussert komfortabel erreicht werden können, ohne dass die Gefahr besteht, sie aus versehen zu drücken. Oben am Controller sind vier Schulterknöpfe; leider sind keine davon Analog-Knöpfe. Alle Knöpfe und Pads sind mit einem weichen Gummi überzogen und fühlen sich sehr gut an. Alles in allem sind Knöpfe und Verarbeitung des Controllers top. Fragwürdig ist, wie lange der Slider-Mechanismus perfekt weiterfunktioniert, wenn man ihn dauernd mit einem riesigen Phone wie einem Galaxy Note 3 verwendet. In unseren Tests haben wir zwar keine Einschränkungen feststellen können, vielleicht sieht das in einem Jahr aber bereits anders aus. BildschirmgrösseMit dem Phonejoy Games auf einem Galaxy Note 3 zu spielen ist schon recht eindrücklich. Spannt man das Telefon in den Controller, sieht das resultierende Gerät derart riesig aus, dass sogar eine PlayStation Vita daneben klein aussieht. Zusammengespannt passt der Controller dafür in jede Hosentasche, auch wenn er dort eine enorme Beule verursacht. Besser ist wohl, man packt ihn in einen Rucksack, wo er wenigstens kaum Platz wegnimmt. In dieser Form ist er, wie bereits erwähnt, auch einsatzbereit. Man kann iPad-games also problemlos mit dem Phonejoy spielen, ohne den iPad einklemmen zu müssen. Android und iPhoneDer Phonejoy funktioniert mit Android und iOS, unterstützt Apple's standard für Controller in seiner aktuellen Version aber noch nicht. Aktuell unterstützen die meisten iOS-Games den Controller aber trotzdem. In der Zukunft dürfte sich das jedoch ändern. Nur wer sein iPhone gejailbreakt hat, muss sich keine Sorgen machen: über Blutrol kann der Controller so Touchscreen-Input emulieren und faktisch alle Spiele steuern. Ein Jailbreak ist sowieso empfehlenswert, wenn man Emulatoren verwenden möchte. Anders sieht die Situation unter Android aus. Dort werden alle Games unterstützt, die Controller-Support haben. Über den Tincore Keymapper können ohne Jailbreak Touchscreen-Spiele gesteuert werden, so dass auch Games wie Carmageddon, die eigentlich keine Controller unterstützen, mit dem Phonejoy gesteuert werden können. Dazu muss das Gerät zwar gerootet sein, das ist aber einiges einfacher und problemfreier als ein Jailbreak unter iOS. Und im Gegensatz zu iOS sind Emulatoren unter Android kein Problem, sondern frei im Store erhältlich. GamesWeshalb erwähne ich Emulatoren? Ganz einfach weil die meisten Mobiltelefon-Spiele nicht für Gamepads entwickelt wurden, und es kaum Sinn macht, sie mit einem Gamepad zu spielen. Ausnahmen sind Mobiltelefon-Ports von Konsolen-Spiele wie GTA oder Sonic Racing. Phonejoy hat eine Liste von Spielen, die unterstützt werden, und die Liste ist etwas ernüchternd. Diese Top-10-Liste für Android zeigt, wie mies die Situation aussieht. Es ist zwar toll, dass das wirklich geniale Virtua Tennis Challenge den Phonejoy unterstützt, aber das Spiel wurde für Touchscreens optimiert und spielt sich mit Controller beinahe zu einfach. Und um Canabalt zu spielen brauche ich nun wirklich keinen Controller — da das Spiel nur mit einem einzigen Knopf gespielt wird, kann ich genau so gut den Bildschirm berühren. Das Problem mit Spielen auf Mobiltelefonen ist ein doppeltes Problem: zum einen haben Mobiltelefone keine Knöpfe, was einschränkt, welche Spiele auf Mobiltelefonen möglich sind. Zum anderen wurden die meisten Mobiltelefon-Spiele für Touchscreens entwickelt, was bedeutet, dass die Spiele-Auswahl extrem mager ist, sogar wenn man Knöpfe auf dem Mobiltelefon hat. Das ganze ist ein Huhn-Ei-Problem. Hat man kein Huhn, gibt's kein Ei. Aber wenn man kein Ei kriegt, schlüpft auch nie ein Huhn. FazitWer auf seinem Android-Mobiltelefon Spiele spielen möchte, welche mit Knöpfen besser funktionieren — hauptsächlich also Emulatoren oder Ports von Spielen von anderen Plattformen —Â für den ist der Phonejoy-Controller nicht nur die aktuell beste Option, sondern eine echt tolle Option. Für iOS-Gamer sieht die Situation schon etwas anders aus. Hier lohnt es sich vermutlich, abzuwarten, ob bald eine Version vom Phonejoy erscheint, welche den Apple-Standard unterstützt. Und wer hauptsächlich Mobiltelefon-Spiele spielt, welche spezifisch für Mobiltelefone entwickelt wurden, der darf vom Phonejoy wohl kaum viele Vorteile erwarten. Positiv
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