BATTLEFIELD BAD COMPANY 2
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Battlefield Bad Company 2

vor 14 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 13 Jahren

Der Vergleich mit Call Of Duty (6) - Modern Warfare 2 liegt nahe, da die Handlung beider Shooter in der Gegenwart (oder unmittelbaren Zukunft) situiert ist, die Online-Gefechte eine wichtige Rolle spielen und der Spielspass eher auf Arcade-Style-Action basiert als auf extensiven Anschleichübungen. Aber welches der beiden Games hat mehr Durchschlagskraft?

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Es war einmal eine Trümmertruppe...

Kaum hat man die kurze Basis-Installation (PS3-Version) geduldsam abgewartet und steigt in die Single-Player-Kampagne ein, findet man sich auf einem Boot im Pazifik wieder — und erst noch vor der Küste des ehrwürdigen Japan. Hm.. 1944? Was ist denn das? Man denkt gerade noch, dass man sich doch nicht etwa aus Versehen Battlefield 1944 gekauft hat, da beginnt auf dem Screen schon das Spezialkommando den Aussenborder anzuwerfen.

Der Anfang gestaltet sich also etwas merkwürdig, aber die Story soll hier allgemein nicht allzu scharf beschossen werden. Die Frage ist halt, was man erwartet. Nichts desto trotz dürfte der eine oder andere mit dem Einstig im Japan des 2. Weltkrieges nicht wirklich warm werden.

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Heiss wird es dann aber sogleich mit dem ersten Ausblick in der russischen Bergwelt, als man kurze Zeit später nach dem Prolog doch noch in der Neuzeit landet. Da zeigen uns die Jungs von DICE schonmal eindrücklich, wie hübsch die Engine neuerdings daherkommt. Schneeverwehungen ziehen über die Berggipfel, der Himmel präsentiert sich stahlblau, fast kriegt man Lust auf Skiferien im Engadin. War die Grafik bereits in Teil 1 kein übles Pflaster, hat sich da in der Zwischenzeit noch ziemlich was getan. Die Waffendesigns und Lade-Animationen im Vordergrund sind nach wie vor nicht besonders hübsch, also kein Vergleich zu visuellen Klassenbesten wie Killzone 2, aber die Umgebung und die Figuren samt Fahrzeugen sind toll gemacht. Aber mehr dazu später.

«God bless the French»

Die Handlung und das Gesamtsetting mit dem Krieg Gut-Amiländ vs. Böze-Russland-Boyz löste bei mir auf Anhieb ein genervtes «Gähn» aus. Gott.. haben denn die Schreiberlinge in den Actionlagern wirklich keine neuen Ideen mehr? Tragisch sowas.

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Zum Glück nahte schon sehr bald die nächste Rettung in Form der vier altbekannten Chaoten-Krieger der U.S.-Army, welche sich in höchst süffisanter Form ständig gegenseitig Sprüche um die Ohren klopfen und alle paar Meter in irgendwelche Fettnäpfchen treten. Die Jungs von der «B-Company» des 222nd Army Battalions mit den klingenden Namen Preston Marlowe (dessen Part Ihr übernehmt), dem durchgeknallten George Gordon Haggard mit Sinn für grosse Feuerwerke, Terrence Sweetwater und Sergeant Samuel D. Redford auf seinem (vermeintlich) letzten Einsatz vor der Pensionierung sorgen für gute Laune. Mir ist die Grümpelturnier-Squad schon im ersten Teil ans Herz gewachsen.

Auch das Voiceacting ist erste Sahne. Es lohnt sich also, das Game im Originalton zu spielen, allein Haggards Kommentare sind es wert. Die deutsche Ausgabe steht der englischen Version in nicht viel nach, und kommt ebenfalls witzig daher.

Auf in's Gefecht

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Lassen wir das Geplapper und die Geschehnisse für einen Augenblick aussen vor, und widmen wir uns dem eigentlichen Kerngeschäft des Spiels: der Infiltration und den Feuergefechten. Wie bereits aus dem ersten Teil bekannt, darf man so ziemlich alles zerstören oder wegkatapultieren, was so rumsteht oder -liegt. Neu fallen Gebäude unter heftigem Krachen auch mal komplett in sich zusammen, wenn man ihnen arg zusetzt.

Die Bewegungsfreiheit war ebenfalls schon im ersten Teil meines Erachtens genial umgesetzt, man hat hier wesentlich mehr Auslauf als bei beispielsweise MW 2 oder Killzone 2. Man bewegt sich immernoch auf einem Streifen oder Feld, darf aber fast jede Siedlung oder sonstigen Kampfplatz von unterschiedlichen Seiten angehen. In welchem Gebäude man sich verschanzt, ob man sich auf ein Dach begibt für bessere Sicht, oder frontal auf die Gegner zustürmt ist dabei komplett Euch überlassen. Daraus ergibt sich eine relativ freie Taktikwahl: Man kann mit der Squad gruppiert vorgehen (die drei Mitstreiter sind eh fast immer mit von der Partie) oder via Flanken als Querschläger auftreten. Ob man mit Präzision oder mit roher Gewalt und Pulverdampf vorgehen möchte, ist rein abhängig Euren gametechnischen Vorlieben.

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Das neue Feature mit den abgeworfenen Versorgungskisten spielt diesem Umstand zusätzlich in die Hände. Die Boxen treten an ein paar wenigen Stellen jedes Levels auf, und Ihr dürft da sämtliche bisher entdeckten Waffen frei ausrüsten. Eine tolle Idee, die den Spassfaktor hoch hält. Wer gerne als Sniper unterwegs ist, ist genauso gut bedient, wie ein Mann für's Grobe mit Vorlieben für Raketenwerfer. Zwei Waffen darf man ständig mitführen, plus ein paar Granaten, C4 oder sonstiges Spielzeug.

Was mir persönlich sehr gut gefällt an den Bad Company-Titeln, ist die Dramaturgie. Es handelt sich eben nicht um ein Non-Stop-Geballer, sondern es gibt auch mal stille Momente und Pausen. Sowas schätze ich auch in einem Actiongame total. Die nächsten (durchaus cleveren) Gegner warten sowieso schon bald genug wieder an jeder Ecke. Das Pack will einfach ständig ausgeräuchert werden. Einige Abwechslung bieten neben den genial gestalteten Levels auch Fahrzeugsequenzen, oder Minigames wie das Sich-Retten vor dem Erfrieren.

Platz da!

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Wie schon angetönt darf man viele Vehikel beschlagnahmen, um sie gleich selber zu steuern. Dazu gehören Quads, Jeeps, leichte und schwere Panzer, Lastwagen, Dronen, Helis - alles was das Herz begehrt. Und hilft alles nix, darf man ab und zu mit Airstrikes ratzeputz für Recht und Ordnung sorgen.

Erschwerend für das Weiterkommen im happig gesetzten normalen Schwierigkeitsmodus, sind die nicht immer sehr passend gesetzten Checkpoints. Öfters muss man eine ziemlich lange Sequenz bewältigen, um wieder einen Schritt weiter zu kommen als Absicherung. Vorsichtiges Vorrücken ist also angesagt - sprinten kann schnell mal tödlich sein. Dies erhöht aber auch gleichzeitig die Spannung, und man kann sich die hübschen Schauplätze auch mal etwas genauer anschauen. Dabei lässt sich so einiges an Bonusmaterial entdecken, oder auch mal ein Radio aus welchem Reggaeton erklingt. Oder wie wärs mit einer lauschigen Anordnung von Gartenmöbeln oder einer besonders tollen Aussicht? Die Entwickler haben wirklich an ziemlich viel gedacht.

An dieser Stelle seien auch ein paar Worte zum Sound verloren: Der Soundtrack, die Geräusche und allem voran die Schuss-Sounds sind kernig, und die Musik passend. Die Soundkulisse sorgt für ordentlich gute Stimmung.

Frost, Dunst und Regenwald

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Die Umgebungen sind absolut toll gemacht

Die Fernsicht ist atemberaubend, die Anzahl Details beeindruckend. Dies wird sofort deutlich gleich zu Beginn mit den Bergspitzen, und im Dschungel erst recht zum Spektakel. Die tolle Aussicht auf eine kleine Siedlung im Dschungel von der Anhöhe herab am Anfang der Mission «Upriver» ist ein Beispiel für das neue glänzende Gewand des Actionknallers aus schwedischem Haus.

Die Reise geht von russischen Bergen nach Südamerika in den Dschungel und weiter in's herbstliche Chile, um ein paar Orte zu nennen.

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Neu sind die hübschen Wettereffekte, Dunst und Schnee, mit welchen die Umgebungen lebendig und fassbar wirken. Die Lichteffekte sind ebenfalls von erster Güte, und schaffen Schauplätze mit viel Tiefe. Kombiniert mit der hohen Dynamik durch die Zerstörbarkeit der Gebäude und Umgebung wirkt MW 2 im Vergleich wie ein Betondorf.

Online-Krieger

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Die Battlefield-Spiele sind seit je her Lorbeerensammler im Online-Bereich. BC2 macht hier keine Ausnahme. In Teil 1 gab es bereits höchst unterhaltsame Gefechte zu erleben mit Freunden in derselben Squad, verbunden mit Headsets. Das Spiel und die Zerstörbarkeit bekommen so gleich nochmals eine neue Tiefe. Nimmt man die diversen Fahr- und Flugzeuge hinzu, ergibt sich eine explosive Mischung mit einer nicht vergleichbar höheren Dynamik als bei der Konkurrenz. Und das bei einer ausgewogenen Balance, bis auf die Helikopter, die doch eher etwas stark geraten sind.

In den Online-Arenen dürfen sich bis zu 24 Ballerfreunde auf zehn verschiedenen Karten und bei vier Spielmodi austoben. Neben dem üblichen Battlefield-Eroberungsmodus, bei dem ihr um Flaggenpunkte kämpft, gibt es folgende Spieltypen:

  • Rush: Verteidigt oder zerstört Kisten, die an bestimmten Punkten im Level zu finden sind. Bereits bekannt aus Teil 1.

  • Squad-Rush: Dasselbe wie Rush, aber nur mit zwei mobilen Funkstationen, um die zwei Squads kämpfen.

  • Squad-Deatmatch: Vier Squads und ein Fahrzeug auf einer Karte. Das erste Squad, das 50 Gegner erledigt hat, gewinnt.

Fazit

CoD MW 2 ist offensichtlicherweise und wie zu Beginn bereits gesagt, das Spiel, an welchem sich BC2 messen muss. Nun - BC 2 ist die bessere moderne Kriegsführung, macht einfach mehr Spass. Das Ganze kommt aus einem Guss daher, und präsentiert sich in bester Verfassung — ein Garant für gute Laune.

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Die Singleplayer-Kampagne nimmt sich nicht so bierernst und zeigt viel Humor, während die witzigen Charakteren und die Handlung mit wesentlich weniger an den Haaren herbeigezogener Brutalität auskommen (man denke an die Szene auf dem russischen Flughafen in MW 2). Gewürzt mit einer einigermassen zusammenhängende Story (wo MW2 bloss ein Versatzstück von irgendwelchen Hudihu-Einsätzen mit fragwürdigem Hintergrund darstellt), einer hohen Destructability und wuchtigeren Sounds, macht die 222nd «Bad» Company echt was her.

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Der Multiplayer-Modus zeigt sich nicht ganz so einwandfrei. Einige Serverprobleme trüben etwas das Bild (PS3 Vesion, Verkaufsstart). Ob man nun MW2 vorzieht, dürfte sich auch anhand der verfügbaren Spielmodi und des Tempos entscheiden. MW2 ist ein High-Speed-Gemetzel, wo man eher vom Gefühl her schwebend und mit 100m-Sprinter-Tempo durch die Gegend rasselt, und das mit wenig Sinn für kerniges Feldzugsfeeling. BC2 hingegen ist eine Spur weniger hoch getaktet, bietet dafür das Element der Zerstörbarkeit, welches auch bei Multiplayer-Matches gehörig Pfeffer in die Balken jagt, dass es nur so knarrt. Auch hier ist trotz technisch hochwertigem MW2-Multiplayer-Modus mein Favorit ganz klar BC2, aber das ist wohl wie gesagt mitunter auch Geschmackssache.

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Das Fazit ist also über das aktuelle Finalspiel der Shooterkategorie zumindest für Wisegamers klar: Das schwedische Team DICE mit Battlefield BC 2 lässt die Amerikaner von Activision / Infinity Ward mit MW 2 in praktisch allen Bereichen alt aussehen. Einzig der fehlende Splitscreen-Modus bei BC2 und der technisch etwas sauberere Online-Multiplayer-Modus darf als Ehrentreffer für die Amis gezählt werden.

Unseren Test zu Call Of Duty: Modern Warfare 2 findet Ihr hier


judgementbox
Battlefield Bad Company 2
Positiv

Tolle Präsentation in Sound und Grafik, ordentliche Story durch tolle Charakteren und witzige Dialoge, abwechslungsreiches Gameplay, motivierender Mehrspielermodus, actiongeladene und kernige Feuergefechte, technisch weitgehend einwandfrei

Negativ

Helikopter etwas zu stark im Mehrspielermodus, Installation nötig, liegen im Gefecht ist nicht mehr möglich, einige Serverprobleme zu Beginn bei PS3

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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Battlefield Bad Company 2
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von DICE (Developer), Electronic Arts (Publisher)