NEED FOR SPEED: HOT PURSUIT
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Need for Speed: Hot Pursuit

vor 13 Jahren von LKM, Aktualisiert: vor 13 Jahren

Wer sich an die früheren Need for Speed-Spiele zurückerinnern kann, der weiss dass es da ursprünglich mal um Strassenrennen mit Polizisten ging. Unterdessen findet man in aktuellen NfS-Spielen nicht mehr viel von diesem Prinzip. Burnout-Entwickler Criterion hat sich dem Problem angenommen und führt NfS zurück zu seinen Wurzeln.

Was als erstes auffällt ist, dass man beim ersten Start von Hot Pursuit mit einem Trailer für Shift 2 beglückt wird. Und man kann diesen Trailer nicht überspringen. Gratuliere, EA. Du hast soeben den dämlichsten Aspekt von Film-DVDs auf Spiele übertragen. Und während man für Filme wenigstens selten mehr als 20 oder 30 Franken bezahlt, habe ich für Hot Pursuit beinahe 100 Franken ausgegeben.

Ich bezahle fast 100 Franken dafür, dass du mich beim ersten Spiele-Start mit einer nicht überspringbaren Werbung beglückst. Das ist echt ein fantastischer Auftakt.

Als nächstes fallen die idiotischen Kommentare auf, die aus den Boxen plären wenn man ein Auto wählt. "Driving a Roadster is an expression of style. Not of extravagance."

Wow. Wer hat denn diesen hirnverbrannten Quatsch geschrieben?

Screenshot

Glücklicherweise ist all das vergessen und vergeben, sobald das eigentliche Rennen beginnt. Criterion beweist einmal mehr, dass man in dem Studio ganz einfach weiss, wie ein geniales Autorennspiel funktionieren muss. Das Spiel läuft zwar nur mit 30 Bildern pro Sekunde, dafür läuft es stabil auf diesem Niveau. Und die Grafik stimmt. Die nassen Strassen sehen fantastisch aus, die Wettereffekte stimmen, bei jedem Crash fliegen Blechteile durch die Luft dass es so richtig Spass macht. Wenn man das erste mal in einer Winterlandschaft ein Rennen fährt und der Wind Schneeverwehungen über die Strasse sendet, dann ist das Spiel einfach nur Atemberaubend.

Weil Criterion hier im Gegensatz zu den Burnout-Spielen echte Autos verwendet, ist das Schadensmodell weniger eindrücklich als bei den Burnout-Games. Das ist etwas schade, Criterion macht aber das beste aus einer schlechten Situation, und nach ein paar Minuten sehen die Autos trotzdem einigermassen eingedellt aus.

All der Open-World-Quatsch aus früheren Games wurde hier aufgegeben. Der Spieler wählt Rennen aus einer Übersichtskarte, und dann geht's los. Es ist nicht nötig, zuerst zum Rennstart zu fahren. Die Rennen sind kurz, was sehr schnell zum bekannten "nur noch ein Rennen"-Effekt führt.

Rennen sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Man kann entweder auf der Seite der Polizisten teilnehmen und Strassenrennen stoppen, oder aber man spielt einen Outlaw und nimmt an den Strassenrennen teil. Am besten wechselt man regelmässig zwischen den beiden Seiten, so dass die Rennen der beiden Gruppen in etwa gleich schwierig bleiben; spielt man nur auf einer Seite, so muss man später die nun zu einfachen Rennen der anderen Gruppe nachholen.

Screenshot

Egal ob man als Polizist oder als Outlaw auf der Strasse rumkurft, in jedem Fall hat man verschiedene Waffen zur Verfügung. So können Polizisten beispielsweise Strassensperren anfordern. Es gibt verschiedene Renntypen, von zeitlimitierten Rennen über Chase H.Q.-mässige "zerstöre das Auto des Outlaw"-Rennen bis zu traditionellen Stassenrennen, in denen vier Autos gegeneinander antreten.

In den Rennen fällt das Rubberbanding negativ auf. Insbesondere in der letzten Meile werden die Gegner plötzlich sehr viel langsamer.

Auch aufgefallen sind ein paar kleinere Bugs. So wird man schon mal nach einem Crash verkehrt auf die Strecke gestellt, was dazu führt dass man das Rennen am besten gleich nochmals neu beginnt.

Um den Online-Modus zu verwenden muss man einen Code eingeben. Wer das Spiel occasion kauft oder von einem Freund ausleiht muss für diesen Aspekt des Games also nochmals extra nachbezahlen. Ein Splitscreen-Modus für Offline-Gaming fehlt hier komplett.

Anmerkung zu iPad und iPhone

Das Spiel ist auch für iPad und iPhone erhältlich. Dort fehlt allerdings die Hälfte des Games; man übernimmt nur die Rolle der Polizei. EA hat unterdessen ein Update veröffentlicht, welches die zweite Hälfte des Spiels nachliefert. Die Grafik vermag nicht zu überzeugen, die Sichtweite ist zu kurz, die Umgebung ist karg, und es sind zu wenig Autos auf den Strassen. Die Steuerung per Drehung des Geräts ist okay, dass man die Handbremse per Geste aktiviert aber weniger. Frontalcrashes führen oft dazu, dass das andere Auto einfach aus dem Weg gestossen wird. Die Strecken sind teilweise extrem unübersichtlich. Kurz gesagt, das Fahrgefühl stimmt hier einfach nicht. Ausserdem hat das Spiel sogar auf dem iPhone 4 mit leichten Framerate-Problemen zu kämpfen. Unsere Kaufsempfehlung gilt also explizit nur für die Versionen des Spiels für PS3 und Xbox 360, und nicht für andere Geräte.


Zweite Meinung von DN

Criterion rockt! Nach dem auf die Dauer eher langweiligen Paradise besinnt sich das beste Renn-Team der Arcade-Entwicklerklasse zu den Wurzeln zurück, und der klassische Modus mit vordefinierten Rennstrecken ist einfach unschlagbar.

Unerwünschte Schleichwerbung à la DVD-Trailer mögen wir gar nicht. Aber dies lässt sich glücklicherweise umgehen, indem man sich nicht auf Live oder PSN anmeldet, bevor man Hot Pursuit aufstartet. Das schon fast quängelige Gehabe seitens des Publishers auch im Hauptmenu des Spiels, man möge sich umgehend anmelden und bitte möglichst viele Daten auf den hauseigenen Servern hinterlassen, nervt nicht wenig. Glücklicherweise lässt sich das Problem, solange man nicht online gegen Freunde antreten will, elegant ignorieren.

Das eigentliche Spiel ist es mehr als wert, die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Das Burnout-Speedfeeling kommt voll rüber, gerade per Bug-Kamera haut es einen fast aus den Socken, und man fühlt sich in die guten alten Zeiten zurückversetzt, als man stundenlang die Gegenfahrbahnen, Kreuzungen und langgezogenen Kurven unsicher machte mit siebenfach hintereinandergeschaltetem Boost.

Grafisch gehört Hot Pursuit nicht vollends zur Elite der Racer, da haben die Split / Second, GTs, Motorstorms und Forza Motorsports dieser Welt klar die Nase vorn. Die hübschen Wettereffekte, Strassentexturen und Fahrzeugmodelle vermögen trotzdem zu gefallen. Das Schadensmodell während den Rennen ist ordentlich verbeult, bloss die Crashes sehen im direkten Vergleich zu Paradise lauwarm aus. Die «echten» Autohersteller haben wohl wirklich etwas gegen total zerdrückte Ausstellungsmodelle. Schade.

Bitte bitte bitte Criterion, bringt uns bald ein neues echtes Burnout, bevorzugt mit markigen Crashes statt Autowerbung und im klassischen Modus mit Streckenauswahl per Stadtkarte. Vorerst trösten wir uns mit Hot Pursuit, einem Hochgeschwindigkeitsracer mit tollem Motorensound und einigen wenigen Schönheitsfehlern.

judgementbox
Need for Speed: Hot Pursuit (2010)
Positiv

Geniales Renngefühl, Adrenalin pur, Criterion verbindet die Qualität der Burnout-Spiele perfekt mit dem Gefühl der älteren Need for Speed-Games

Negativ

Schadensmodell nicht so toll, Online-Modus benötigt Code, starkes Rubberbanding, Trailer zu Beginn des Spiels, idiotische Kommentare zu den einzelnen Auto-Modellen, kein Offline-Mulitplayer-Modus

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
Du kannst LKM, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.

Bilder


Need for Speed: Hot Pursuit (2010)
Erhältlich für iPad, iPhone, PlayStation 3, Xbox 360
Von Criterion Games (Developer), Electronic Arts (Publisher)