BATTLEFIELD 3
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

Battlefield 3 gold_medium

vor 13 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 13 Jahren

Bereits seit einigen Tagen waren überall auf dem Netz Testberichte zur PC-Version des Spiels zu lesen. Wir haben uns die Konsolenversionen zur Brust genommen und einige hundert Magazine leergeballert. Setzt Battlefield 3 die Standards für Shooter in Uniform auf neue Höhen?


It's getting nasty — dreckige Bomben

Die Singleplayer-Kampagne dreht sich im Kern um die Gefahr eines atomaren Angriffes durch Terroristen, welche plötzlich Realität wird. Die Handlung ist um ein Verhörgespräch aufgebaut, bei welchem Sgt Blackburn von zwei Regierungsagenten ausgequetscht wird. Offenbahr ist er selbst in Verdacht geraten, etwas mit den Terroristen am Hut zu haben. Letztere nennen sich PLR und werden von einem geisteskranken Russen namens Solomon angeführt, der sogar seine arabischen Verbündeten in die Pfanne gehauen hat auf dem Weg, seine fanatische Zerstörungswut auszuleben.

Blackburn steht also den zwei Beamten Rede und Antwort, und was er erzählt, spielen wir dann jeweils in den actiongeladenen Missionen nach. Auch einige Personen neben Blackburn kommen zum Zug, darunter eine Bordschützin eines F/A 18 Kampfjets und ein russischer Agent, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

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Hier klingen einige Parallelen an zum letztjährig erschienenen COD - Black Ops. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die Story und das Script bereits beendet und die Kampagne von BF3 in Produktion war, als Black Ops erschien. Zufall halt. Mir persönlich hat die Inszenierung von Battlefield 3 wesentlich besser behagt, irgendwie realistischer. Wie in einem Popcorn-Actionthriller, aber mit etwas Glaubwürdigkeit.

Die Missionen sind durchs Band spektakulär aufgezogen, beinhalten allerdings nicht den riesen Haufen Innovationen. Wer sowas erwartet, ist bei einem militärisch angehauchten Actiongame ganz einfach falsch. Zuviel ist in den letzten drei Jahren zu sehen gewesen. Der Einstieg zeigt jedoch schonmal, wie gut Battlefield 3 sein kann, auch im Solomodus. Das Gefecht in der fahrenden U-Bahn mit den zerstörbaren Sesseln und Co. hat was für sich.

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Im Verlauf der Geschichte wechseln sich einige Highlights ab mit ein paar ziemlich nervigen Settings. A propos Highlight: Es hat mir fast den Controller aus den Händen gehauen vor BOAAH! als ich das Deck des Flugzeugträgers betrat. Das Meer, die Hintergrundanimationen, der Regen, die Kratzer an der Cockpit-Scheibe des Kampfjets — einfach jenseits. Und erst in der Luft: Wolken durchfliegen, wunderschön animierte Partikelanimationen bei getroffenen Jets. Hammer. Allgemein ist Battlefield 3 etwas vom Schönsten, was in Sachen Grafik und Sound auf Konsolen zu haben ist, aber dazu später mehr.

Andererseits hätte man die eine oder andere Mission flüssiger gestalten können. Die Level- und Missionsdesigner von DICE gehören sicherlich nicht unbedingt zu den Besten des Game-Business. Die eine Mission mit dem Titel «Nightshift» (Nachtschicht) beispielsweise hat mir gegen Ende fast schon den letzten Nerv ausgerissen. Einfallslos und unspektakulär.

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Diese Aussetzer können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sehr viel Abwechslung und rasante Gefechte miterlebt im Verlauf der 7 bis 9 Stunden im Digitalkrieg. Wer auf Normal oder Schwer spielt, wird locker 9 Stunden raushauen, mal vorausgesetzt, ihr seid keine Fast-Food-Gamer die durch alle Level einfach durchrennen. Ich gehöre nicht dazu. Schaue mir lieber mal noch ein bisschen die Gegend genauer an, schliesslich will ich was davon haben statt wie eine Gruppe Blitz-Japaner in drei Tagen ganz Europa abzuklappern.

Die Vielfalt geht von den obligaten Stealth-Missionen über herkömmliche Marine-Einsätze hin zu Panzergefechten, Jetfights, Bodenangriffen aus der Luft, bis hin zu Fallschirmabsprüngen und dem Bemannen von MG-Türmen auf Shooter-On-Rail-Abschnitten. Kein Grund zur Klage also.

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Mit einigem Schmunzeln habe ich darum beim Schmökern in manchem bisher erschienen Testbericht auf die eine oder andere Aussage reagiert. So wurde da bemängelt, «man sterbe manchmal unverhofft», «Einstellung Schwer sei frustrierend», «die Sprecher seien durchschnittlich», «Story nichts Neues und wenig spannend». Nun, ehrlich gesagt musste ich teilweise sogar laut lachen. Ich empfand die Kampagne von BF3 eben gerade deswegen als wesentlich kerniger als in all den Call Of Duties und anderen Hullahu-Shootern, weil man eben auch mal ein bisschen beissen muss und das Ganze nicht wie eine olivfarbene Schiessbude daherkommt. Die Story und die Sprecher waren ordentlich, wir sprechen hier schliesslich nicht von einem Action-Adventure.

Ich hatte meinen Spass an der Story und den Charakteren. Nicht alles war gut, manches brillant, und die Abwechslung überaus gelungen. Einige Anklänge von kritischem Denken in manchen Dialogen während den Missionen empfand ich sogar als äusserst erfrischend. So blickt ein Kamerad nach einem Bombardement eines iranischen Konvois auf dem Highway über die verbrannten Trümmer und sagt «Die armen Kerle hatten überhaupt keine Chance. Können einem richtig leid tun.» Starker Moment.

Bloss wäre Battlefield kein Battlefield, wenn es einen starken Fokus auf Sologefechte gäbe, aber das muss ich euch ja nicht mehr erklären. Was den Multiplayer angeht — dranbleiben.

Killing fields

Das eigentliche Gameplay des Shooters sitzt satt, sowohl im Solo- als auch in den Multiplayermodi. Einen merkwürdigen Bug habe ich im Solomodus allerdings über mich ergehen lassen müssen: Es kann bei Stealth-Missionen vorkommen dass bei einem Scheitern an einer bestimmten Stelle die Gegner schon wieder alarmiert waren nach dem Ladevorgang. Sowas nervt gehörig.

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Ansonsten gibt es über das eigentliche Gameplay nicht sehr viel Neues zu berichten. Die Controls sind fein justiert, Beschuss geht gut von der Hand.

Grosser Negativpunkt: Granaten dürfen nicht «gekocht» werden, sprich man kann sie nicht in den Händen behalten um die Zeit zwischen Wurf und Explosion zu verkürzen. Shame on you, DICE! Sowas in einem Soldaten-Shooter zu vergessen ist wie ein Rekrutenschule ohne Fak-Ausgang.

Witzig hingegen sind die kleinen Details wie der Kampf gegen eine Kanalratte auf einer Schleichtour durch eine Wasserleitung, oder eben die vielen mechanisierten Einsätze mit entsprechender Bewaffnung.

Für das eigentliche Agieren in Kampfsituationen gilt: Man wird als Spieler im Solo-Battlefield 3 nicht belohnt für schnelles Sprinter-Vorrücken à la CoD. Man sollte sich gut umsehen, und nicht blindlings ins Getümmel rennen. Darum heisst das Spiel ja auch «Battlefield» und nicht «Playground».

Brillante Spielwelten

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Die Grafik von Battlefield 3 ist — egal ob im Solomodus, im Kooperativmodus für Missionsjagden mit Freunden oder Online in Gefechten mit bis zu 24 Spielern (PC-Version: 128) — schlichtweg atemberaubend. Das Design der teilweise eher kargen Settings im Solomodus passt zum Look & Feel des Spiels. Natürlich hat die PC-Version die Nase vorn, was Brillanz und Features angeht, was man von Screenshots leichterhand ablesen kann. Die Konsolengrafik muss sich jedoch keineswegs verstecken, es ist im Gegenteil respektabel was DICE mit einem Multiplattform-Game aus den Maschinen an Power entlockt.

Was BF3 jedoch gerade in den Online-Schlachten bereithält, war bereits in der Public Beta offensichtlich: Höchster Genuss in Sachen Sound, Zerstörbarkeit der Umgebung und Präsentation allgemein.

Das Zerbröseln der Gegend wird bereits in der ersten Solo-Mission angedeutet, und kommt immer wieder quer durchs Spiel zum Zug. Noch nie waren Gefechte in Büros, in U-Bahn-Stationen, auf offener Strasse oder im Feld derart hitzig, und die Auswirkung der eigenen Waffen so greifbar. Vieles brennt, splittert, zerfällt, zerspringt, bröckelt ab oder löst sich sonst irgendwie in die Einzelteile auf.

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Gestochen scharfe Bodentexturen und Ausblicke, die man so ausser in Uncharted 3 noch nie gesehen hat, erfreuen das Auge. Pfützen sehen aus, als ob man darin nach Münzen suchen könnte mit einem Griff in den Bildschirm, Hintergründe bringen fantastische Stimmungen hervor.

Hinzu kommen Dutzende Details wie flatternde Stoffetzen, umherziehende Dunstwolken, Rauch, wehende Bäume, Ascheregen, lebendige Farben, dynamische Lichter auf den Figuren, detailgetreue Animationen der Mitstreiter und Gegner. Alles in allem verspeist Battlefield 3 die Konkurrenz wie RAGE, Modern Warfare oder sogar Gears Of War locker vor dem Frühstück. Das einzige Spiel, welches nachhaltig als fast unschlagbar gilt in Sachen Präsentation, ist und bleibt Uncharted mit dem inzwischen dritten Teil.

Seine Exzellenz, der Multiplayermodus

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Bereits während der Gamescom hatte ich die Gelegenheit, den Kooperativ-Modus von BF3 anzuspielen. Die Missionen dürfen zu zweit absolviert werden, und sind ziemlich unerbittlich. Man darf sich zwar gegenseitig wiederbeleben, aber es gibt keine Checkpoints. Sterben beide gleichzeitig, heissts «Aus die Maus». Es gilt also zuallererst gegenseitig auf sich aufzupassen. Was natürlich grössten Sinn macht.

Die Kooperativkampagne wartet mit spannenden Einsätzen auf und bietet weitere rund 3 bis 4 Stunden Material für Action On Screen. Eine tolles Feature, und für mich eines der absoluten Highlights des Games überhaupt.

Was den Online-Multiplayer angeht, so gäbe es wohl einen ganzen Artikel, der sich allein mit dem Giganto-Abschnitt des Spiels befassen könnte. Die Beta und die ersten paar Dutzend Battles mit der Vollversion haben einige Schlüsselaspekte bereits deutlich aufgezeigt:

  • Die Squad-Funktionen sind 1A. Die Gefechte laufen nach kurzer Eingewöhnungszeit mit viel Flow ab und bieten Onlinekämpfe auf allerhöchstem Niveau. Leider machen einem beim Spiel mit Freunden die EA-Server manchmal einen Strich durch die Rechnung. Es kann 20, 30 Versuche benötigen, bis man zu viert als Squad gemeinsam auf der derselben Seite eines Gefechts einsteigen darf.

  • Insbesondere der Sound ist nicht vergleichbar mit allem Dagewesenen. Hall, dumpfe Rückschläge, Abpraller und wummernde Detonationen schaffen eine brennend spannende Atmosphäre

  • Die Motivation bleibt mit den vielen freischaltbaren Items und vielfältigen Möglichkeiten für Punktegewinne auf 10 von 10 für lange Zeit. Es ist z.B. ohne weiteres möglich sich mit cleverem Support- und Sanitäterdasein bis auf höchste Punkteränge vorzuarbeiten, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Wenn man denn will.

  • Teamwork ist ein Killerkriterium. Wenn eine oder zwei Squads gut zusammenarbeiten, insbesondere mit Einbezug von Flugzeugen, Helis oder Panzern, schauen die Gegner schnell mal alt aus. Es lohnt sich — falls man zu ebendiesen Gegnern gehört — auch mal die Klasse zu wechseln. Sind viele Fahrzeuge im Spiel, unbedingt ein paar RPGs mitbringen. Oder, falls ihr schon weiter fortgeschritten seit, ein paar Minen oder C4. Sonst wirds nahezu unmöglich im Gefecht zu bestehen.

Die Klassen bieten jede für sich interessante Vor- und Nachteile, und es lohnt sich auf jeden Fall mal ein paar Gefechte mit der einen oder anderen Ausrüstungsgattung zu bestreiten.

  • Der Sturmsoldat / Assault bringt mit den Sanitäterfunktionen lukrative Punktesammler-Optionen mit auf das Schlachtfeld. Wiederbelebungen mit dem Defib in engen Deckungen, wo gerade eure Mitstreiter hingemetzelt wurden, können viel Sinn machen. Auf offenen Flächen eher nutzlos, dafür sind die Medipacks immer willkommen. Das Sturmgewehr ist bereits mit ein paar wenigen Ausbaustufen nach absolvierten Gefechten eine tolle Allzweckwaffe.

  • Der Versorgungssoldat / Support bringt Munition für Kameraden mit ins Getümmel. Der Mangel an Munition kann ein bereits entschieden ausschauendes Scharmützel schnell mal zum Kippen bringen. Darum ist der Support ein echter Teamplayer. Ausserdem bringt er C4 und Minen zum Spielen mit.

  • Der Aufklärungssoldat / Scout ist eher für Absicherungsaufgaben vorgesehen. Mittels einer Position mit genügend Übersicht können gegnerische Nadelöre oder Einstiegspunkte unter Beschuss genommen werden. Mobile Einstiegspunkte, welche gerade in RUSH- oder Eroberungsspielen überaus wertvoll sein können, runden das Bild ab. Freischaltbare Aufspürhelfer wie Roboter oder Beweungsmelder sorgen für ordentlich Erfahrungspunkte, und der Scout markiert per Laser Ziele für Jets und andere mobile Truppen.

  • Der Pionier / Engineer schleppt gleich drei RPGs in die Schützengräben, und ist der wichtigste Rückhalt im Kampf gegen Panzer. Letztere sind allerdings schwerer zu bekämpfen als auch schon, braucht es doch drei oder sogar vier Treffer um die Stahlkolosse in die Knie zu zwingen. Da sich die Panzer auch selbst regenerieren, muss mit dem Todesstoss zügig vorgegangen werden. Nach ein paar Stufenaufstiegen ist der Pionier mitunter die vielseitigste Spielfigur, wenn erstmal vernünftige Zweitwaffen zur Verfügung stehen.

Fazit

Battlefield 3 erfindet das Shooter-Genre nicht neu, was auch nicht zu erwarten war. Ausser man hat sich vom Marketing-Grossalarm allzu sehr blenden lassen.

Fest steht, dass das Spiel in jede Actionsammlung gehört, egal ob man einen PC oder eine HD-Konsole besitzt.

Wer sich gerne online mit anderen misst, wird für die nächsten sechs Monate kein anderes Hobby mehr brauchen. Aber dann nicht vergessen, den Müll rauszubringen, Jungs und Mädels. Battlefield 3 hin oder her.

Wir bedanken uns bei Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgaben für PlayStation 3 und Xbox 360.


judgementbox
Battlefield 3
gold_medium
Positiv

Abwechslungsreiche Kampagne, tolle Kooperativ-Missionen, beispielloser Online-Multiplayermodus für wochenlange Punktekämpfe, fantastische Präsentation in Sound und Grafik, kerniges Shootergameplay

Negativ

Ein paar kleine Bugs im Solomodus können nerven, Pflichtinstallation für Texturen, grosser Day-1-Patch, kein «grenade cooking», kein Offline-Multiplayer

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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Battlefield 3
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von DICE (Developer), Electronic Arts (Publisher)