WARHAMMER 40'000 - SPACE MARINE
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

Warhammer 40'000 - Space Marine

vor 12 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 12 Jahren

Wer erinnert sich an StarQuest, das opulent gestaltete Brettspiel mit den Spielfiguren von Games Workshop? Lange ist es her, 1990 um genau zu sein. Für mich bedeutete es den ersten Berührungspunkt mit den Space Marines und ihren Widersachern. Jahre später folgten einige Stunden an Spieltischen mit den «echten» Warhammer 40k Armeen, auf Seiten der Tau und der Necrons (Yay, Kris. Das waren noch Zeiten). Wieso erzähl ich das alles überhaupt? Ganz einfach: Ohne die Arbeit von Games Workshop wären Games wie StarCraft 1 und 2, Gears Of War, die Echtzeit-Strategiegames im Warhammer Universum oder das hier vorliegende Actiongame undenkbar gewesen. Insbesondere StarCraft kann als Quasi 1:1-Übersetzung des Ur-Tabletopspiels angesehen werden, unter Verwendung anderen Namen (Terraner = Space Marines, Protos = Eldar, Zerg = Tyraniden). Nun haben sich THQ und Relic einer weiteren offiziellen Gameversion des 40k-Universum angenommen. Warum es sich dabei um ein gelungenes Unterfangen handelt, erfahrt ihr beim Weiterlesen.


«In the grim darkness of the future, there is only war»

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40'000 Jahre in der Zukunft: Die Menschheit und ihr Imperator befinden sich in einem ständigen Überlebenskampf gegen alle möglichen ausserirdischen Rassen. Und nun wird die Industriewelt Graia von gigantischen Ork-Schwadronen angegriffen. Die Produktionsstätte der mächtigen Titanen, einer Art Riesenkampfroboter, droht zu fallen. Ganze Viertel werden geplündert, die Verteidigung wankt. Die imperialen Truppen schreien naturgemäss nach Unterstützung der Sorte grobes Geschütz, was auf die Adeptus Astartes Ultra ziemlich genau zutrifft. Und so finde ich mich bald in der Rolle des Ultramarine Captain Titus wieder, eines wahren Panzers in blauer Space Marine Servorüstung.

Space Marines sind die Elite-Krieger der Menschheit, überall verneigen sich die imperialen Soldaten wenn diese Kraftberge auftauchen. Sie werden als eine Art Superkrieger wahrgenommen, welchen mit höchstem Respekt zu begegnen ist.

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Space Marines sind die letzte Instanz der Verteidigung zwischen der Menschheit und ihren Feinden, wenn alle Dämme brechen. Durch umfangreiche genetische Manipulation, psycho-chemische Behandlungen und Jahre rigorosen Trainings, welches jeden normalen Menschen töten würde, erlangten die Space Marines ihre übermenschlichen Fähigkeiten. Nachdem tausende imperiale Soldaten auf einem Forge World Planeten Graia, auf dem die Menschheit ihre mächtigsten Waffen fertigt, durch einen feindlichen Angriff überwältigt wurden, gibt es nur noch eine Macht, welche die totale Zerstörung des Planeten verhindern kann: der Codex der Adeputs Astartes Ultra - Die Ultramarines.

Die Story vom neusten Warhammer-Game ist geradlinig erzählt und macht im Rahmen des Universums, in der sie spielt, ausreichend Sinn. Titus und seine zwei verbündeten Krieger, dazu später noch ein Sonderling, kämpfen sich quer durch den halbzerstörten Industrieplaneten. Es geht dabei um ein geheimes Forschungsprojekt des Imperatores. Dabei wartet auch die eine oder andere Überraschung auf den geneigten Gamer, für Unterhaltung ist also gesorgt.

Ein hübsches Detail: Die Forge World — also Graia — war zu meinen Warhammer-Zeiten der Name eines Zusatzherstellers, ein kleines Label, welches die Titanen und andere Spezialvehikel, welche nicht zum Sortiment von Games Workshop gehörten, in Kleinauflagen herstellte. Diese Zusatzelemente waren zwar Teil des offiziellen Warhammer-Universums, aber eben zu umständlich in der Herstellung. Und nicht ganz günstig zu beziehen bei Forge World, aber immerhin waren sie erhältlich.

Donner und Staub

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Das Gameplay von Space Marines ist als ein Pendant zu Gears Of War anzusehen. Da die Gears eigentlich nichts anderes sind als ein wenig umgepimpte Space Marines, ist dieser Umstand kaum verwunderlich. Relic machte bei der Entwicklung von Space Marines jedoch etwas ganz entscheidendes besser als Epic Games: Titus ist genau um das entscheidende bisschen gelenkiger als Marcus Fenix und seine superschweren Gears. Titus steuert sich einfach besser.

Im Nahkampf, welcher bei den Ultramarines naturgemäss eine grössere Rolle spielt als bei anderen 3rd-Person-Shootern, sind die blauen Stahlkrieger kaum zu besiegen. Zusätzliches Doping wie der zuschaltbare Powermodus machen aus 50 heranstürmenden Orks und Wichten schneller Pudding als ein Lastwagen.

Der fliessende Wechsel zwischen Nahkampfattacken und schweren Waffen für Beschuss klappt bei Space Marines hervorragend. Das Kerngameplay ist annähernd perfekt gelungen und zeigt den Jungs von Epic Games, wer den Hut auf hat in dieser Beziehung.

Schön gemacht sind auch die grossen Levels mit dem Eindruck von Gigantismus, durch welche man sich bewegt. Trotz der übermenschlichen Grösse fühlt man sich als Ultramarine streckenweise wie eine Ameise angesichts der Industrieanlagen. Und mittendrin wird einer meiner grössten Kritikpunkte an Gears von Relic ebenfalls weggenommen. Die Levels sind teilweise eng und schmal, und dann wieder breit und offen für taktisch unterschiedliches Vorgehen. Das Team hat dies sehr gut hingekriegt.

Wenn ich ein Highlight aus dem Gameplay nennen müsste, wäre dies ohne Zweifel der Kampf mit Jetpack. Es fühlt sich präzis und äusserst wuchtig an, mit dem Schub gen Himmel zu steigen, und dann mitten in eine Horde von 15 oder 20 Orks herunterzuwuchten. Der Boden zittert, und für einen Moment steht die Zeit still. Ja, sehr cool.

Kratzer an der Servorüstung

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In Sachen Präsentation gibt es an Space Marines auch nicht viel auszusetzen. Man muss sich jedoch auf eine ordentlich Ladung Blut und Gemetzel gefasst machen. Die Orks und ihre Helfer sehen nach einer Runde im Ring mit den Ultramarines oft aus, als seien sie durch einen Mixer gezwirbelt worden. Dieses Spiel ist definitiv nichts für sanfte Gemüter.

Was die Detonation und die Action angeht, so muss sich Space Marines vor keinerlei Konkurrenz auf dem Markt verstecken. In manchem Nahkampf schaut Titus sogar brachialer aus als Kratos in God Of War, und das soll etwas heissen.

Die Umgebungen im Spiel vermögen zu überzeugen, auch wenn sie teilweise etwas schroff daherkommen. Die Himmel und abstürzende Ork-Schiffe schaffen eine tolle Atmosphäre, es wummert hie und da ordentlich, und das Spiel hat auf seinen rund acht Stunden Action-Jackson-Spektakel einiges zu bieten.

Für Warhammer-Fans gilt: Relic hat hier sehr detailverliebt bestehende Warhammer-Figuren zum Leben erweckt. Die Orks wie auch alle anderen Akteure wirken authentisch und glaubwürdig.

Fazit

Riesige Set-Pieces, Kämpfe auf einem fahrenden Zug mit richtig Wumms, detailgetreue Figuren, brachialer Nahkampf — was will man mehr? Für Warhammer-Fans ist dieses Spiel so oder so ein Muss.

Für alle Nicht-Warhammerer, welche auf kernige 3rd-Person-Action stehen, kann ich das Game ohne Bedenken ebenfalls empfehlen. Ausreichend Abwechslung zum Kampf zu Fuss bringen Jetpack-Sequenzen und andere Abschnitte hinein.

Respekt, Relic. Ich war skeptisch, aber das Spiel hat Hand und Fuss — und eine Servorüstung, notabene. Zwar leider ohne Splitscreen-Coop-Modus, aber damit kann ich leben.

Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.


judgementbox
Warhammer 40'000 - Space Marine
Positiv

Knackige Steuerung, satte Action, schöne und stimmungsvolle Präsentation, Sprecher gut gewählt, sympathische und angenehm zurückhaltende Hauptfigur mit ausreichend Profil

Negativ

Etwas zu oft ist das Wort «Space Marines» im Spiel zu hören von Gegnern oder Verbündeten — schon fast wie im Chor, Gegner etwas zuwenig vielfältig, Langzeitmotivation fraglich, Soundtrack etwas dünn, leider kein Splitscreen-Kooperativmodus

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Nur für Fans.
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Warhammer 40'000 - Space Marine
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von Relic (Developer), THQ (Publisher)