MIRROR'S EDGE Mirror's EdgeEA und DICE versuchen mit uns den Sprung in neue Gameplaydimensionen — die Landung gelingt aber nur mit etwas Übung. Ist man bereit dazu, wird man mit allem Feelgood belohnt, den man sich wünschen kann. Alle Hoffnung ruht auf FaithIm neusten Wurf des schwedischen Entwicklerteams DICE, das seit einer Weile unter der Publisherfahne von EA segelt, schlüpft der geneigte Spieler in die Rolle von Faith Connors. In nicht allzu ferner Zukunft wird die imaginäre Stadt, in der die Handlung sich abspielt, von einem totalitären Regime kontrolliert bis in jeden Winkel. Nur die Dächer und Fassaden bieten Platz für die "Runners", zu denen Faith gehört. Sie überbringen geheime Nachrichten und zeichnen sich durch exzellente Parkours-Fähigkeiten aus. Sprich jegliche Vorsprünge, Zäune, Ausbuchtungen, Dachpassagen und ähnliches für schnelle Fortbewegung zu nutzen. Man springt, hüpft, schwingt, baumelt und rennt also kreuz und quer über die Dächer der weissen Metropole, um möglichst unbeschadet die Tasche mit hochbrisantem Inhalt weiterzugeben oder abzuliefern. An anderen Stellen des Spiels gelangt man auch runter auf die Strassen, in's U-Bahn System, in die Kanalisation, und in Gross-Office Räumlichkeiten, um nur einige der vielfältigen Schauplätze zu nennen. AkzenteDie Präsentation ist ein Schmankerl unter den ansonsten immernoch häufig in Grau- und Brauntönen gehaltenen Actiontgames auf dem Markt. Titel wie Uncharted - Drake's Fortune sind da leuchtende Ausnahmen im wahrsten Sinne des Wortes, und ME geht ebenfalls einen eigenen originellen Weg. Hier dazu eine Artwork Studie, der die fertige Umsetzung kaum nachsteht: Die weitgehend in Weiss, Stahlblau und anderen hellen Tönen gehaltene Umgebung besticht durch ihre Einzigartigkeit, "aktive" Elemente, die man für das Weiterkommen nutzen kann, werden in Signalfarben hervorgehoben. Mit den Räumen und Stadtwelten, durch die man sich bewegt, weiss ME dezent zu gefallen. Und dann gibt es da noch diejenigen Momente, wo einem so richtig die Spucke wegbleibt ob der puren Schönheit und einigen haarsträubenden Ausblicken. Die grafisch reduzierte, plastische Umgebung überzeugt. Kombiniert mit dem coolen und stimmigen Soundtrack sinkt man leichterhand ganz tief in diese fremdartig hochpolierte Welt ein. Die Framerate überzeugt jedenfalls auf Schritt und Tritt, das ganze läuft, schwingt und springt butterweich. Jump for JoyWas das Gameplay angeht — pretty addictive but kinda tricky. Oder zu gut Deutsch: Nicht ganz einfach, aber mit etwas Übung lauert ein hohes Suchtpotential. Man muss sich daran gewöhnen den Flow intuitiv einzusetzen. Sprich nicht zu lange zu überlegen und zu zögern, sondern die Umgebung zu lesen, blitzschnell die Möglichkeiten zu realisieren und in die richtige Richtung zu laufen. Hat man diesen Mechanismus einmal intus, kann ME ein super erfüllendes Erlebnis sein. Wehrt man sich aber dagegen, zögert und ist sich unsicher wo's weitergeht, stirbt man ganz schnell ganz viele Tode, begleitet von einem unguten Geräusch eines auf Asphalt oder Beton aufprallenden menschlichen Körpers. Verpasst man den intuitiv richtigen Moment zum Absprung oder Loslassen beim Schwingen, endet das schnell mal irgendwo in nem Betonschlund - dies kann mitunter zu Beginn etwas frustrierend sein. Gewisse Passagen sind kaum zu meistern beim ersten Durchlauf, man muss teilweise teuer bezahlen (sprich einige Tode sterben) bis man den Dreh raushat. Grundsätzlich ist das Spiel sicherlich nichts für Höhenangstpatienten oder Leute, denen bei wackligen Passagen leicht übel wird. Wenn man Faith durch ihre Welt steuert, können die Perspektiven, leichten Kamerawackel, schnellen Bewegungen und Umdrehungen bei sensiblen Wesen durchaus die Sinne etwas durcheinanderbringen. Für geübte 1st Person Spieler dürfte dies jedoch keinerlei Probleme bergen. Martial ArtsDie Kämpfe, denen man mit Vorteil aus dem Weg geht soweit als möglich, finden ebenfalls in der Egoperspektive statt, und benötigen noch etwas mehr Übung als der Rest des Spiels. Tätlichkeiten können sogar einigermassen frustrierend sein, eine Art "Lock-On" auf Gegner hätte da sicherlich was gebracht um die ganzen Prügeleinlagen etwas einfacher anwendbar zu machen. Faith wendet dazu Techniken aus Ju Jitsu und ähnlichen Kampfsportarten an, man kann Gegner entwaffnen oder K.O. schlagen. Geschossen werden darf auch, aber mit der Waffe in der Hand läuft und springt es sich nicht besonders gut, und es lohnt sich daher die Kämpfe kurz und knackig zu halten, und nach dem nächsten Fluchtweg Ausschau zu halten. Vive la ResistanceDie Story scheint eher Nebensache zu sein. Faith ist Teil einer Art Widerstandsbewegung, und man wird im Verlauf des Spiels immer weiter in die Vorkommnisse rund um ein paar Verschwörungen in der Stadt hineingezogen. Hübsch präsentiert im Manga-Style zwar, aber wenig Erdbebenmässiges. Schade eigentlich. Das Setting und die Atmosphäre in der Stadt schreien quasi nach einer handfesten Geschichte mit ein paar netten Twists. Faith's Charakter bleibt von Anfang bis Schluss eher etwas fade, da hat EA / DICE einiges an Potential liegen lassen. Trotz oder gerade wegen der hübschen Aufmachung. Bei genauer Betrachtung empfindet man die Manga-Zugabe sogar eher als überflüssig, hier hätte man wohl besser komplett in der Egoperspektive erzählt. FazitWas etwas zu wünschen übrig blieb: Etwas mehr Tiefe in der Story und den Charakteren, etwas mehr Hintergrundgeschichte über das Setting, ein paar coole Wendungen. Unmöglich wäre das nicht gewesen. Etwas mehr Antialiasing und ein Mü mehr Polish, und eine Replayfunktion für das nochmalige Betrachten spektakulärer Stunts oder Stürze hätte dem Kuchen auch noch ein zwei Kirschen verpasst. Auch wünschenswert wären ein paar zusätzliche Freiheiten in der Bewegung gewesen: Freeclimbing an gewissen Oberflächen, mehrere Pfade statt relativ lineares Leveldesign. Schlussendlich bleibt das alles aber Kritik auf hohem Niveau gemessen an dem was ME hier leistet, was es versucht und richtig macht, und wo sich bisher noch niemand hingewagt hat. Das Spiel ist nicht für jedermann, aber für jeden der nicht das Ewiggleiche wiederkäuen will. Dafür ein grosses Big Up an DICE! Ein simples aber extrem cooles Beispiel hierfür: Selten hat es sich so gut angefühlt, einen Gang hinunter auf eine Tür zuzurennen und dann mit einem knackigen Rempler durch diese durchzustürmen.
Zweite Meinung von LKM
Lukas lässt ausrichten dass er beizeiten noch seinen Senf dazugeben wird. Mirror's Edge
Positiv
Tolle Immersion, schöner eigener Designstyle, kerniges Gameplay, relativ klare Navigation durch die Levels, schöne Präsentation, exzellenter Soundtrack, gute Variabilität der Teile der Stadt die man besucht (neben den Dächern auch Büros, U-Bahn, Strassenzüge, etc.) Negativ
Kämpfe sind etwas umständlich, Levels teilweise etwas zu linear, kaum wirklich frei navigierbare grössere Levels, Controls nicht überall astrein, Story könnte noch einen Tick spannender sein
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