BINARY DOMAIN
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Binary Domain gold_medium

vor 12 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 12 Jahren

Binary Domain? Mit dem Internet hat das Spiel wenig bis gar nichts zu tun, und was die Anspielung auf den Code genau soll, kann uns wohl nur der zuständige Produktmanager von SEGA erklären. Leider. Denn die komische Betitelung, die Aufmachung und das Drumherum werden diesem genialen Robo-Shooter mit Manga-Style und grandiosen Bossfights nie und nimmer gerecht. Was bereits mit Vanquish der Fall war. Genialer Shooter, und niemand geht hin. Kriegt SEGA mit BD diesmal die Kurve?


The end is near

Wir schreiben das Jahr 2080. Die Meeresspiegel sind gestiegen, grosse Teile ehemals wuselnder Metropolen sind zu überschwemmtem Brachland in Form von verlassenen Stadtruinen verkommen. Die Robotik-Industrie erlebt ihre Hochblüte. Entsprechend steigen die grössten Hersteller von Robos und Ersatzteilen zu den wahren Grossmächten auf, manche Staaten werden sogar zur Technokratie. Das Setting kennen einige von euch ansatzweise vielleicht von Animatrix, bzw. von den beiden Episoden darauf «The Second Renaissance I + II». Sehr empfehlenswert. Binary Domain ist quasi nichts anderes als diese Welt spielbar gemacht.

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Aber zurück zur Handlung: Als ein «Hollow Child» — ein Roboter, der als normaler Mensch gelebt hat und nicht einmal wusste, dass «es» ein Robo ist — ein Attentat auf den Vorsitzenden des grössten Robotik-Unternehmens verübt, trittst du auf den Plan. In Gestalt eines ehemaligen US-Soldaten ballerst du dich durch Ruinen und Stadtteile im Fernen Osten, um der Ursache des Attentates auf den Grund zu gehen. Begleitet wirst du dabei von fünf Mitstreitern, von denen du jeweils zwei mit auf die einzelnen Missionen nehmen darfst (siehe auch Mass Effect 3 in dem Stil).

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Diese MitstreiterInnen bringen unterschiedliche Fertigkeiten mit, und es lohnt sich damit ein bisschen zu experimentieren. Via Sprachbefehlen darf man den Kämpfern auch Anweisungen erteilen — und man muss sich leider auch mit ihnen unterhalten. Das wirkt ab und an etwas gekünstelt, und leider funktioniert die Spracherkennung viel zu schlecht. Ein Hauch eines tollen Gefühls bleibt allerdings ungetrübt: Ein Blick in die Zukunft, wo man mit NPCs fliessend plaudern und ihnen Anweisungen erteilen kann. Wenn es nämlich funktioniert, eröffnet sich hier eine völlig neue Dimension von Spielerlebnis.

Bloss — wie gesagt, leider funktioniert das Ganze in Binary Domain noch eher dürftig als schlürftig. Und das Gebrabbel und die gezwungenen unnötigen Dialoge vermögen nicht zu gefallen. Als Idee genial, denn es bringt wirklich was Neues rüber und könnte in zwei, drei Jahren Standard sein. Vorerst müssen wir gütig darüber hinwegsehen.

Überzeugen kann der Shooter jedoch in der satten Action, und insbesondere in den Bossfights, wo man sich wahrhaftig mitten in einem fetten Manga-Movie wähnt, und gegen fantastisch designte Riesenroboter antritt, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Die CriWare-Engine sorgt dabei für eine Optik und Physik-Gewumme, wie man es als Ballerfreund liebt und schätzt. Hier eine kleine Kostprobe:

Als Video bereits eindrücklich, und selbst gespielt natürlich noch um Längen gewaltiger. Die Gegner, auch die grossen bis gigantischen Exemplare, wirken dabei unverbrauchter und fetziger als die vielen Megamonster, Mutanten, Insektoiden und Riesenkäfer wie wir sie aus vielen anderen Actiongames kennen.

Shooterqualität vom Feinsten

Es ist eine Pracht, wie endlich mal ein Shooter es unter Beweis stellt, dass weder Blut noch Gedärme nötig sind, um eine packende Action in Hochqualität aufzutischen. Es wird einfach nie langweilig, die Robos von ihrer Rüstung zu befreien per Beschuss, den splitternden Teilchen zuzuschauen. Gelingt ein Kopfschuss perfekt, fangen die Dinger an ihre Kumpel anzugreifen. Yeah.

Es gibt Szenen im Spiel, die lassen manchen Manga alt aussehen. Da stampft ein Kampfroboter aus dem Dunst der staubigen Ruinen daher, Gebäude fallen zusammen, Splitter fliegen durch die Luft, der Asphalt brennt. Und mittendrin du und deine paar Wummen, welche gemessen an der Grösse des Gegner eher wirken wie wenn man mit einem Dosenöffner einen Panzer aufbrechen müsste.

Aber nicht nur die Grobo-Robos machen Stunk. Hervorzuheben ist insbesondere die knackige KI der kleineren Gegner. Die unterschiedlichen Fertigkeiten der einzelnen — zwar ziemlich repetitiven, aber trotzdem gelungenen — Einheiten werden gnadenlos gegen den Spieler eingesetzt. Flankenangriffe, Nahkampfattacken und Granatenwürfe bringen einen ganz schön in's Schwitzen, auch auf tiefem Schwierigkeitsgrad.

Was ganz klar fehlt ist ein Splitscreen-Kooperativmodus, und ein Online-Kooperativmodus für die Kampagne. SEGA, SEGA. Meine Güte. Ich kann mir kaum ein besser geeignetes Spiel vorstellen als das hier vorliegende. Der mitgelieferte Pseudo-Horde-Mode-Multiplayer darf getrost links liegengelassen werden.

Schöne neue Robo-Welt

Grafisch vermag Binary Domain ebenfalls zu überzeugen. Abgesehen von ein paar seltenen Rucklern auf der getesteten PS3-Version ist es eine reine Wucht, sich durch die immer intensiver werdenden Levels zu schiessen. Ich bin geneigt zu sagen: Das Shooter-Gameplay von Binary Domain ist attraktiver, wendiger, rasanter und überraschender als Gears Of War oder Uncharted. Statt ein paar Dutzend Zeilen zu verschwenden, nochmal ein Gameplay-Ausschnitt. Bilder (und erst noch bewegte) sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte:

Fazit

Wer Shooter, und insbesondere 3rd-Person-Shooter mag, muss sich dieses Spiel kaufen.

Was die Sympathie-Antpathie-Dingsel und die Sprachbefehle angeht: Nette Idee, schwache Ausführunge.

Trotzdem: Ballern kann nicht viel besser sein als Binary Domain. End of story.

Wir bedanken uns bei SEGA für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.

judgementbox
Binary Domain
gold_medium
Positiv

Fantastische Shooteraction mit splitternden Teilchen und rassigen Bossfights, cooles Arsenal an Waffen, sinnvolle Upgrades, packende Action wo man hinschaut, Abwechslung mit ein paar Vehicle-Levels, Schöne Grafik

Negativ

Sprachsteuerung eher dürftig, Story mit fantastischer Basis aber idiotischen Charakteren, kein Online-Kooperativmodus

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Nur für Fans.
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Binary Domain
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Sega (Developer, Publisher)