AKG K550 BY HARMAN
Testbericht

AKG K550 by Harman gold_medium

vor 11 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Schrummeldüsen, Hördröhner, Schmalzbrenner — mehr oder weniger nett gemeinte Kosenamen für die täglich allenkopfs anzutreffenden Personenbegleiter gäbe es viele. Auf den hier vorliegenden K 550 aus dem Wiener Hause Harman passen sie mit Sicherheit nicht. Wir haben dem hübschen Hörmuschel-Duo auf den Klangzahn gefühlt.


You never get a second chance to make another first impression

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Hardwaretests sind ja so eine Sache: Bei Konsolen machen die Games die Musik, noch vor dem Ton. Bei Konsolen-Zubehör fehlt häufig vernünftiges Vergleichsmaterial, insbesondere bei Zusätzen für Konsolen der drei «Giganten». Deshalb gibt es bei uns eher selten reine Hartwaren-Untersuchungen. Aber man soll sich ja nicht allzu sehr festlegen, und so machen wir wieder einmal eine Ausnahme.

Dieses Mal widmen wir unsere ganze Aufmerksamkeit einem Kleinod in Form eines High-End-Kopfhörers von AKG, dem K550. Dieser kommt zwar einerseits für Wohnzimmer-Konsolen aufgrund der fehlenden Connectivity nicht in Frage, preist sich andererseits als treuer Gefährte für Musik und gepflegtes Gaming auf Handhelds für unterwegs oder zuhause auf der bequemen Couch. Und natürlich für das Nachbarn-schonende Tiefnachtzocken vor dem PC-Screen.

Der Schritt zur (Test-)Tat fällt leicht. Das Auge freut sich bereits beim Begutachten der voluminösen Box, in welcher der edle Hörbalken geliefert wird. Hier stimmt wirklich jedes Detail. Ein angenehmer Aspekt gemessen am überladenen Verpackungs-Einheitsbrei in den Verkaufsstellen dieser Welt. Auffällig sind die bereits von Weitem durch die transparente Front der Box sichtbaren grossen Hörmuscheln, welche am Kopf einer zierlichen Dame oder eines Teenagers vielleicht etwas überdimensional wirken können. Wer die Hörer absetzen und mal kurz mit dem Schaffner oder mit dem Sitznachbarn quatschen möchte, wird nicht um das Gefühl einer kleineren Halskrause herumkommen. Dies lässt sich bei der Grösse schlichtweg nicht vermeiden.

Aber Vorurteile und Nachgedanken bringen einen bekanntlich nicht weiter, also nichts wie ran an den Speck!

Take off your clothes, baby!

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Die edle Aufmachung der Verpackung setzt sich innen fort. Das Öffnen der Box gelingt ohne gefährliche Einsätze von Japanmesser oder Grossscheren, wie wir das (leider) von anderen Fällen kennen. Auch der Inhalt passt zur Aufmachung: Die Headphones weisen eine tolle Verarbeitung auf, insbesondere der aufschraubbare Mini-Jag zu Jag-Adapter gewinnt bei mir schonmal einen Ausnahmeauszeichnung. Sitzt satt, schöner matter Finish, top.

Ein Duft wie in einem fabrikneuen Auto macht sich breit. Das sorgt für äusserst gute Laune und macht Lust auf mehr.

Das Auspacken des Hörers an sich gestaltet sich etwas umständlich mit den hinten zugedrehten Draht-Dingsis, aber einmal rausgeschraubt überzeugt das Design des portablen Klanggourmet-Accessoires auf Anhieb. Die Kablellänge dürfte für unterwegs an der oberen Grenze liegen, aber für den Gebrauch zuhaus vor dem Computer oder zwecks Klanguntermalung beim Kunstmalen ist die «Reichweite» ganz okay.

Der geborene Marathonhörer?

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Mal aufsetzen. Ja, cool. Passt. Auch mit meinen Ohrringen kein Problem, die trotz ihrer kleinen Grösse bei manchen anderen Headphones schnell einmal den Tragkomfort anknacken können.

Zwei Stunden später: Die Ohren fühlen sich etwas gar warm an, für Hochsommer ist der K550 nicht zu empfehlen. Der Effekt ist nicht übermässig ausgeprägt, aber spürbar. Für den Winter haben wir es hier andererseits mit einem veritablen Kälteschutz zu tun, ohne allzu aufdringlich zu werden.

Der Anpressdruck ist durchschnittlich, das bringt Vor- und Nachteile. Einerseits wird längeres Tragen dadurch erträglicher, andererseits sollte niemand auf die Idee kommen, mit dem K550 auf dem Kopf in letzter Minute zum Gate zu rennen am Flughafen. Dann schon lieber wegpacken, denn besonders fest sitzt das liebe Teil nicht auf dem Koppel. Ich persönlich empfand das als Vorteil, die Meinungen mögen aber diesbezüglich auseinandergehen.

Dämonen heulen in meinen Ohren

Wie steht es aber nun mit dem eigentlichen Zweck dieses schönen Gerätes, dem Klang? Diablo 3 aufgestartet: Check. Orchestraler Sound: Check. Eindruck: Wow.

Der Klang bringt einen schönen Druck auf die Hörorgane, die Höhen kommen vielleicht eine Spur zu scharf. Das Klangspektrum ist exzellent, das Raumgefühl sehr gut. Man hat wirklich das Gefühl, der Klang käme aus der Nähe des Ohres, und nicht direkt aus einer Kanüle, welche man sich in den Gehörgang gesteckt hat.

Wer gerne auf dem PC oder Mac Online mit anderen oder gegen andere zockt, wird eher zu einem Gamer-Headset mit integriertem Mikrophon greifen. Der K550 begnügt sich mit reinem Output, dafür in feiner Art.

Für Games vor dem Screen ist der K550 also ein geeigneter Compagnon, solange man keine Mikrophon-Funktionen benötigt. Als nächstes tritt er gegen eine Koriphäe an, meinen bisherigen Studiokopfhörer für das Produzieren von Musik: Der beyerdynamics DT 770. Logic Audio Pro dient als Klangquelle. Auch im direkten Vergleich zu einem ebenfalls hochpreisigen Klang-Filigrano vermag der K550 zu gefallen. Wem man hier den Vortritt lässt, ist mehr Geschmackssache als objektive Wahl. Ich persönlich empfand den Klang des K550 ein fein wenig wärmer, dafür eine Mikrospur weniger differenziert als beim DT770.

Next up: movie time

Ein Kopfhörer sollte natürlich auch für das gelegentliche Angucken einer DVD oder BluRay geeignet sein. Ein kurzer Test mit einigen Filmsequenzen bestätigte den Eindruck, welcher aus den vorangegangenen Betrachtungen resultierte. Insbesondere tiefe Stimmen kommen griffig und voluminös daher.

Nächster Test: Zugfahrt. Auch hier staunt das Ohrläppchen. «Poison» von Prodigy hatte kaum je soviel Durchschlagskraft als privates Lauscherlebnis. Und auch das 2. Klavierkonzert von Rachmaninoff schmiegt sich auf gediegenen Pfaden in meinen Geist. Natürlich kann ein Kopfhörer keine Dolby-Anlage mit Subwoofer oder ein hochwertiges HiFi-System ersetzen, aber für unterwegs kann sich diese Erfahrung wirklich hören lassen. Der hier zum Vergleich herbeigezogene Kompakt-Muschel-Hörer von Panasonic kann gegen den AKG nicht annähernd mithalten, was gemessen am vielfach kleineren Preis aber auch nicht zu erwarten war. Den Vergleich zu herkömmlichen Stecker-Hörern wie den weissen iPhone-Dingsis brauche ich gar nicht erst zu ziehen, diese fallen eh weit ab.

Fazit

Wer sich einen gepflegten Dröhner am Kopf für unterwegs und Leise-Sohlen-Game-Sessions anschaffen möchte, liegt mit dem AKG 550 nicht so weit daneben. Der Klang überzeugt auch kritische Lauscher in allen Lebenslagen.

Beim Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es ebenfalls nicht viel auszusetzen. Die Verarbeitung ist absolut top, von Verpackung bis Handling.

Der eher lose Halt und das leichte Gewicht des Gerätes könnte den einen oder anderen Ergonomie-Fanatiker stören. Losrennen mit K550 ist keine gute Idee.


Den K550 von Harman gibt es im sortierten Fachhandel zum Preis von CHF 329.— zu kaufen. Eine Liste von Onlineshops mit AKG-Produkten im Angebot gibt es hier »

Mehr Informationen zum Gerät bietet die Website des Herstellers »


Test-Setup: Logic Audio Pro mit angeschlossenem 24bit-Wandler, DVD Player ab MacBook Pro, iTunes ab MacBook Pro, Diablo 3 dito, Max Payne for iPhone, Musik ab iPhone 4S und 3GS

Vergleichsgeräte: beyerdynamic DT 770 (um die CHF 190), Panasonic RP-DJS 200 (um die CHF 39)


Wir bedanken uns freundlich bei AKG Harman für die Bereitstellung eines K550 zu Testzwecken.

judgementbox
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Positiv

Exzellentes Klangerlebnis, guter Mix aus Geräuschabschirmung und Klangpräsenz, satter Bass, filigranes Frequenzspektrum mit hohem Detailgrad, tolle Verarbeitung, schöne Materialien

Negativ

Nicht unerheblicher Preis, Sitzfestigkeit Geschmackssache, für Hochsommer ungeeignet

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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