DISHONORED - DIE MASKE DES ZORNS
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

Dishonored - Die Maske des Zorns gold_medium

vor 11 Jahren von PS, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Ein gefallener Held, einst treuer Leibwächter der Kaiserin, wird fälschlicherweise des Mordes bezichtigt und nimmt Rache an denen, die sein Leben zerstört haben.

Führt ihn ab

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Als kaiserlicher Schutzherr Corvo Attano, welcher im Auftrag der Kaiserin in den umliegenden Staaten unterwegs war, um Hilfe zu holen gegen die im Kaiserreich grassierende Seuche, erlebt ihr bei euer Rückkehr eine böse Überraschung: Die unter eurem Schutz stehende Kaiserin wird vor euren Augen umgebracht und deren Tochter entführt. Hinter allem Übel scheint der kaiserliche Meisterspion zu stecken, wie sich rasch herausstellt. Dieser beansprucht umgehend die Regentschaft im Reich für sich und schiebt euch die Schuld für den Tod der Kaiserin in die Schuhe. Eh ihr euch verseht, befindet ihr euch hinter schwedischen Gardinen und zählt die Tage bis zu eurer Hinrichtung. Im Gefängnis werdet ihr zudem gefoltert und man versucht euch ein Geständnis auszupressen. Als ihr schon fast resigniert, bekommt ihr Unterstützung von einem anonymen Freund, welcher euch zur Flucht aus dem Gefängnis verhilft. Es handelt sich dabei um eine Gruppierung von Kaisertreuen, wie sich später herausstellt. Diese haben das Ziel, die Tochter der Kaiserin zu befreien und als Thronerbin einzusetzen, und bedürfen dazu eurer Hilfe, was euch sehr gelegen kommt, da ihr euch bei diesem Vorhaben genüsslich an euren Feinden rächen könnt.

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Welcome to the darkside

In den Rahmen dieser Hintergrundgeschichte ist die Story von Dishonored eingebettet und wird von einer selten dichten und atmosphärischen Stimmung getragen und von grandiosen Licht- und Schatteneffekten untermalt. Abgesehen von ein paar grob aufgelösten Texturen ist das Artwork, das Graphic- und das Sounddesign schlicht umwerfend. Die Geschichte spielt sich ab in einer fiktiven Zeit ähnlich dem Industriezeitalter, in welchem Walöl der wichtigste Rohstoff darstellt, aus welchem auch elektrische Energie gewonnen werden kann. Die Hauptstadt des Kaiserreichs mit Namen Dunwall erinnert an die Bilder britischer Städte im Industriezeitalter. Heimliches Schleichen durch dunkle, dampfende und verkommene Gassen, einbrechen, durch Schlüssellöcher spähen und mit fiesen Ablenkungsmanövern und heimlichen Attacken für Verwirrung sorgen habe ich noch nie in einer so dichten Atmosphäre gesehen.

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Ein böser Schatten

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Das Spiel selbst kann nicht einwandfrei einer Kategorie zugeordnet werden. Es handelt sich dabei um ein Action-Aventure aus der First-Person Perspektive mit einer Mischung aus Elementen, welche teilweise bereits aus Spielen wie Splinter-Cell, Assassins Creed, Bioshock und Deus Ex bekannt sind, um nur einige zu nennen. Dishonored kombiniert die Elemente jedoch elegant in neuer Weise. Als Attentäter Corvo seine Gegner schleichend das Fürchten zu lehren macht jede Menge Spass. Besonders auffallend sind dabei die vielen Möglichkeiten, die dem Spieler bleiben. Für nahezu jede Situation gibt es unterschiedlichste Lösungsmöglichkeiten, welche auch unterschiedlich blutig sind und auch für den weiteren Spielverlauf unterschiedliche Konsequenzen haben - und am Ende sogar in unterschiedlichen Spielenden münden. Diese Kombinationsvielfalt, die sich aus dem sehr kreativen Leveldesign und den unterschiedlichen möglichen Kampf- und Magiefähigkeiten ergibt, ist in diesem Umfang neu und schlicht grossartig. Hierin liegt auch die grösste Stärke des Spiels. Die Lust, eine Situation noch einmal zu spielen und dabei eine andere Taktik zu wählen, ist dementsprechend gross. Das Spiel ist in Levelabschnitte gegliedert, welche jeweils relativ frei erkundet werden können.

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Knüppel aus dem Sack

Das Kampfsystem ist einfach, actionreich und intuitiv. Beide Hände eures Helden können separat mit Waffen oder magischen Fähigkeiten belegt werden und es ergeben sich viele verschiedene Kampftaktiken. Die Frontaltaktik ist jedoch nicht unbedingt die erfolgsversprechendste - das Spiel setzt mehr auf Heimlichkeit und Heimtücke. Wenns dann aber mal hart auf hart kommt, fliegen im wahrsten Sinn die Fetzen - abgeschlagene Köpfe und Gliedmassen ebenso. Es handelt sich bei Dishonored klarerweise nicht um ein Spiel für Kinder, was auch in der Altersfreigabe ab 18 Jahren zum Ausdruck kommt. Durch den comicartigen Stil der Spielfiguren behält das Spiel jedoch eine angenehme Distanz zur Realität, weshalb der schon fast splattermässige Blutfluss nicht störend ins Gewicht fällt, sondern im Gegenteil zur gruseligen Atmosphäre passt. Die aggressiven und angriffslustigen Rattenschwärme und die Zombieähnlichen "Weiner" können einem schon auch mal einen Schrecken einjagen.

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Neben dem Kampf mit Schwert und Pistole oder Armbrust stehen euch auch magische Fähigkeiten zur Verfügung, welche ihr von einer mysteriösen Figur namens Outsider verliehen bekommt. Die Magiefähigkeiten gliedern sich dabei in aktive und passive Fähigkeiten, welche sich jeweils in zwei Stufen ausbauen lassen. Auch hier zeichnet sich das Spiel durch aussergewöhnliche Kreativität aus - so kann man beispielsweise einen Rattenschwarm heraufbeschwören, welcher Gegner attackiert, tötet und die Leichen auffrisst - die etwas andere Art, jemanden heimlich und spurlos verschwinden zu lassen. Auch die Waffen lassen sich im Verlauf des Spiels verschiedentlich upgraden.

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Es war einmal…

Die Story ist eingebettet in eine interessante Rahmenhandlung, wie eingangs geschildert. Sie bildet ein wichtiges Element des Spiels, hat jedoch nicht das gleiche Gewicht wie beispielsweise bei einem Rollenspiel. Neben der Hauptquest ergeben sich aber auch immer wieder fakultative Nebenquests, welche teilweise sehr originell sind. Es lassen sich in der Spielwelt auch viele Storyelemente in Form von Büchern und Tonaufzeichnungen entdecken, welche auch zur Atmosphäre beitragen und teilweise interessante Hinweise zum Spielverlauf geben können. Trotzdem ist die Story nicht überladen und hätte in gewissen Bereichen sogar noch etwas mehr Tiefe ertragen - so ist die z.B. über euren Charakter relativ wenig bekannt.

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Fazit

Dishonored ist ein stimmungsvolles und atmosphärisch dicht umgesetztes Action-Adventure, das ich jedem Fan von Action-Games wärmstens empfehlen kann. Auch Fans von Adventure Games und Rollenspielen dürfen einen Blick riskieren.

Wir bedanken uns bei Bethesda für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.


Zweite Meinung von DN

Ich kann PS nur beipflichten: Hier hat Arkane Studios den Nagel wirklich voll auf den Kopf getroffen. Meines Erachtens das überzeugendste Element ist nicht etwa das fantastische Artwork, die tolle Grafik, das butterflüssige Gameplay oder die spannende Geschichte — es ist vielmehr die Freiheit und Selbstverantwortung, welche einem hier in die Hände gelegt wird.

So ist ist in Dishonored möglich — und zwar in einem ausgeprägteren Ausmass als beispielsweise im ebenfalls sehr guten Deus Ex - Human Revolution — ohne einen einzigen Kill durch das ganze Spiel zu gelangen. Dies verlangt dem Spieler einiges an Geschick ab, aber ich habe es konsequent versucht und zumindest in den ersten Stunden auch geschafft. Obwohl es bei manchen Situationen mehrere Anläufe gebraucht und einiges an Nerven gekostet hat.

Das Spiel belohnt oder bestraft in dem Sinn weder gewaltätige noch pazifistische Vorgehensweisen. Missionen können immer so oder so rum absolviert werden und die Enden der einzelnen Kapitel vermögen in allen von mir ausprobierten Fassungen zu überzeugen. Für meinen Geschmack hat die nicht-tödliche Bestrafung von manchen Gegnern durchaus erfüllenderen Charakter als die simple Beseitigung. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Ein klein wenig sauer aufgestossen sind mir manche Kapriolen der künstlichen Intelligenz. Rennt man vor alarmierten Gegnern davon, darf man meist nach erneutem Versteckenspielen wieder recht unbehelligt durch die Gegend schleichen, was zwar weniger Umstände im Spiel bereitet, aber etwas der Glaubwürdigkeit der Geschichte schadet. Schliesslich wird man ja das ganze Spiel lang vehement von der Obrigkeit gesucht.

Ach ja, und wenn wir's gerade von Haaren in der Suppe haben: Wer hat wohl dem Spiel diesen absolut unmöglichen Namen gegeben? Meine Güte. Aber eben. Lieber etwas mehr Spielspass drin als Namensspass dran.

Die kleinen Kritikpunkte hinterlassen auf jeden Fall keine grossen Kratzer. Wer Spiele à la Deus Ex und BioShock mag und ein ausgefallenes Setting sucht, der darf hier ohne Zögern zugreifen.

judgementbox
Dishonored
gold_medium
Positiv

Grandiose Athmosphäre, hervorragendes Gameplay mit vielen taktischen Varianten, spannende Story, kreatives Leveldesign und Magiesystem

Negativ

einige grobe Texturen, teilweise schwache KI, teilweise etwas zu einfach, einige Storyuntiefen

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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Dishonored
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von Arkane Studios (Developer), Bethesda Softworks (Publisher)