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Microsofts Onlinezwang-Rückzieher

vor 10 Jahren von LKM

Microsoft wird für die Xbox One nun doch keinen Onlinezwang einführen — und gebrauchte Spiele werden auch weiterhin möglich sein.

Neben meiner PS3, meiner Xbox 360 und meiner Wii U sitzt manchmal ein seltsamer kleiner Gefährte: eine alte Atari VCS 2600. Ich hab mir die Konsole in den 90ern auf dem Flohmarkt gekauft. Seit dieser Zeit habe ich die meine Spiele-Sammlung regelmässig aufgestockt — und ich spiele noch heute gerne mal ein Runde River Raid (ein Spiel, welches übrigens von Carol Shaw entwickelt wurde, einer echten Pionierin im immer noch Männer-dominierten Videospiele-Markt), oder hüpfe in Pitfall! über Krokodile.

Spiele gehören zu unserer Kultur. Sie sind genau so wichtig wie Filme oder Bücher oder Gemälde.

Aus diesem Grund vermeide ich es, Spiele auf Systemen wie Steam zu kaufen. Wenn Steam in 20 Jahren nicht mehr existiert, verschwinden auch alle meine Spiele. Wie würde unsere Kultur heute aussehen, wenn alle Kunstwerke 20 Jahre nach ihrer Entstehung einfach verschwinden würden? Wenn man Kunstwerke nicht verkaufen und auf dem Occasionsmarkt kaufen könnte?

Genau das wollte uns Microsoft mit der Xbox One aber andrehen: eine Welt, in der man Spiele nicht mehr kaufen oder besitzen kann, sondern nur auf begrenzte Zeit ausleihen. Ziel von Microsofts System war, Spiele-Läden wie GameStop zu zerstören. Dummer Nebeneffekt von diesem System war aber, dass Spiele nur noch eine zeitlich beschränkte Existenz gehabt hätten.

Wir berichteten darüber:

Nun hat sich Microsoft umbesonnen. Die negative Reaktion hat wohl dazu geführt, dass Microsoft einen riesigen Rückzieher gemacht hat:

  • Es wird keinen Online-Zwang geben. Die Xbox muss sich nicht mehr alle 24 Stunden bei Microsoft anmelden, damit man mit ihr spielen kann.
  • Bluray-Spiele können wie bisher verkauft und ausgeliehen werden.

Dafür gibt Microsoft auch die möglichen Vorteile auf, die das neue System erlaubt hätte. So wird es kein Family-Sharing geben (bei dem verschiedene Xbox-Accounts auf die selben Spiele hätten zugreifen können).

Es ist zwar gut, dass Microsoft den Onlinezwang aufgibt und das Wiederverkaufen weiterhin zulässt, es ist aber unklar, weshalb deshalb Dinge wie Family-Sharing aufgegeben werden müssen. Das fühlt sich beinahe ein bisschen wie das Gezwängele eines Fünjährigen an. "Na gut, du kannst deine Spiele weiterverkaufen, aber dafür nehme ich dir jetzt dieses andere Feature weg!"

Microsoft hätte Problemlos weiterhin Family-Sharing für online gekaufte Spiele zulassen können.

Schlacht gewonnen, Krieg geht weiter

Unklar ist, ob Microsoft zulässt, dass Publisher eigene DRM-Systeme implementieren. Auf der PS3 ist das möglich; dort gibt es bereits jetzt Spiele mit Onlinezwang (wir versuchen, in Reviews jeweils auf dieses Problem hinzuweisen), und das wird es auch bei der PS4 geben.

Die Gamer haben hier zwar eine Schlacht gewonnen, aber der Krieg ist noch lange nicht vorbei. Immer mehr Spiele werden in geschlossenen, proprietären Online-Läden verkauft. Ob das nun Apple's App Store ist, oder Steam, oder Nintendos Online-Store, oder der PlayStation Store — Spiele aus diesen Systemen haben alle nur eine beschränkte Lebensdauer. Irgendwann werden sie nicht mehr funktionieren.

Weil Online die Zukunft ist, ist es deshalb wichtig, DRM-Freie Online-Läden wie Gog.com zu unterstützen. In Bereich der Online-Läden für Musik haben wir unterdessen eine komplett DRM-frei welt erreicht. Das selbe Ziel sollte im Spiele-Bereich ebenfalls erreichbar sein.

Sonst wird ein grosser Teil unserer Kultur in ein paar Jahren einfach verschwinden.

Du kannst LKM, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.

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