DESTINY [UPDATED]
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vor 10 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 8 Jahren

Das Team von Bungie hat schon mehrmals bewiesen, dass es im Bereich der Sci-Fi-Shooter kaum jemanden gibt, der die Balance aus packender Story, schmissigem Soundtrack und dynamischem Gameplay besser beherrscht. Das neuste Projekt der Halo-Erfinder hat das Zeug zum ganz grossen Epos und dürfte actionliebende Kampagnen-Helden sowie Online-Arena-Fanatiker für lange Zeit in den Bann ziehen.


Erwartungen so hoch wie der Turm von Babel

Eine Anmerkung zum Einstieg: Dieses Spiel wird die Gemüter spalten. Einerseits dürfte dies am wiederaufbrandenden Konsolenkrieg liegen (Activision hat hier die Nähe zu Sony gesucht, bzw. umgekehrt, oder gekauft, oder was auch immer — entsprechend läuft im Hintergrund ein PR-Getümmel), andererseits an den hohen Erwartungen. Eines sei vorweg festgehalten: Auch wenn ich den Titel im Folgenden lobe, so ist das Spiel doch weit weg von perfekt. Das muss es aber auch nicht sein. Fakt ist: DESTINY hat mich über Tage gefesselt, enthält tonnenweise spielbare Inhalte inklusive einem feudalen Online-Multiplayer-Arena-Modus und — was ich ganz besonders toll fand — es war das erste Spiel, in welchem ich mit zwei wildfremden Gamern live gemeinsam ein gigantisches Bossbattle gefochten und nach hartem langem Kampf absolviert habe. Der anschliessende gemeinsame Freudentanz war schlichtweg der Hammer.

Aber zurück zum Thema:

Bereits in der öffentlichen Betaphase hat Bungie bewiesen, dass das Team immer noch hervorragende Gamekost servieren kann. Oder besser gesagt: Mit steigendem Alter nicht nicht etwa magerere Menüs, sondern noch kernigere und bombastischere Mehrgänger aufzutischen vermag. Darum vorweg ein Worte zur Präsentation: Bungie hat es mit der gigantischen Finanzrückendeckung von Activision tatsächlich geschafft, das visuell eindrücklichste Spiel für die aktuelle Konsolengeneration vorzulegen. Die riesigen Levels mit einer schier erschlagenden Fülle an Details und Hintergrundanimationen stellt sogar konsolenexklusive Games wie Killzone Shadow Fall in den Schatten, und das will etwas heissen.

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Egal ob bei Nacht, bei Tag oder bei Dämmerung, egal ob auf der Erde, auf dem Mond, auf dem Mars oder auf welcher Kugel auch immer, und egal ob drinnen, draussen oder gemischt: Die Welten von DESTINY schauen einfach absolut atemberaubend aus und werden uns in butterweicher Framerate vorgeführt, welche keine Wünsche übrig lässt. Schreiben kann man viel, dieses Spiel muss man wirklich selbst gesehen haben, um zu verstehen, was der viele Lärm um die Grafik zu bedeuten hat. Eine Szene vielleicht zur Visualisierung: Man steht auf dem Mond, macht sich auf den Weg zum nächsten Wegpunkt, und da steht die Erde am dunklen Sternenhimmel, sich langsam um die eigene Achse drehend. Drumherum funkelnde Sterne und verbeiziehende Trümmer. Sowas sucht aktuell im Gameuniversum weitgehend seinesgleichen. Wettereffekte, Wasseroberflächen, Spiegelungen und Fernsicht gehören zur Spitzenklasse der aktuellen Spielegeneration.

Einziger Abstrich: Die Umgebungen sind nicht zerstörbar, es ergibt sich also keine Dynamik durch die Veränderung der Deckungen oder Abstrankungen. Das Spielprinzip von DESTINY baut auf fixen Grundrissen und verzichtet entsprechend auf Veränderbarkeit der architektonischen Begebenheiten. Ob das gut oder schlecht ist, dürfte wohl Geschmackssache bleiben.


Eine Rasse sondergleichen

Man sitzt als weitgerittener Gamer heutzutage nur noch selten bereits vor Erscheinen eines ersten Auswahlmenüs eines neuen Titels schwer beeindruckt vor dem Screen. Das war bei DESTINY (trotz meiner nicht allzu hohen Erwartungen vor der fantastischen BETA) wieder einmal anders. Die PS4 lieferte einen formvollendeten Ladescreen auf den Bildschirm, und es erklang eine Musik, welche mich ab der ersten Sekunde fesselte.

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Der Komponist Martin O'Donnell hat für das Gigantowerk von Bungie mit finanzkräftiger Unterstützung von Activision wieder einmal alle Register seines Könnens gezogen, und ich bin seit Skyrim oder Heavy Rain nicht mehr in diesem Masse berührt worden von der Musik eines Spiels. Bungie zeigt hier eindrücklich, wie stark der Einfluss dieses Teils der Präsentation sein kann, die Einstimmung auf was da kam, war quasi perfekt.

Genauso geschmeidig wie die ersten Sekunden des Aufstartens gestaltete sich die Klassenwahl und Charaktergestaltung. Nicht zuviele und nicht zuwenige Optionen, einfach genau richtig. Drei Klassen, klare Vor- und Nachteile, sinnvolle personalisierbare Looks, so haben wir das gern. Schnell war klar, dass ich mich als weiblicher Warlock in das Getümmel stürzen wollte. Quasi als Warlocka, sozusagen.

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Der Einstieg in die Story und somit in das Spiel gestaltete sich ebenso stimmig wie das Intro, und schon bald hastet man über das erste Schlachtfeld. Mitten rein in die Sause sozusagen, Beine in die Hand und ab in die rettende Deckung. Die Begleitung der Spielfigur durch einen Abgesandten des Reisenden in Form eines schwebenden Würfels, welcher in der Originalversion von Peter Dinklage aus Game Of Thrones gesprochen wird, schaffte ab der ersten Sekunde eine schmissige Atmosphäre, welcher man sich kaum mehr entziehen kann.

Die Geschichte von DESTINY beginnt mit dem Ende, sprich quasi als Wiederauferstehung. Die Erde ist grossflächig zerstört, und ein mysteriöses Wesen in Form einer weissen Kugel trohnt über der Oberfläche. Der Reisende, welcher sich offenbar auf der Flucht vor derselben Macht befindet, welche auch die Erde bedroht, schart die Guardians aka. Spieler um sich, damit sie der dämmernden Vernichtung entgegentreten. Und einer dieser Wächter bist du.

Der Verlauf der eigentlichen Handlung ist nicht übermässig lang, aber der Mix mit Sturmläufen auf Bastionen und richtig fette Bossbattles plus Patrouillenmissionen vermittelt ein abgerundetes Gesamtbild, welches im Singleplayer (plus Fireteam-Levels) einfach richtig reinhaut. Die grössten Glanzlichter des Titels liegen in den Momenten, wo man mit zwei wildfremden Kampfgefährten nach mehrmaligem Versuch eine richtig fette Bestie samt Aberdutzenden von Fusssoldaten endlich niederringt und am Ende nen Tanz aufführt. Das ist schlichtweg grosses Kino.

Auf ins Getümmel

Kern und Ausgangspunkt für sämtliche Abenteuer in DESTINY bildet das Hauptquartier der Wächter, wo sich stets eine Handvoll Spieler aka. Wächtern tummelt. In diesem frei begehbaren Areal darf man neuste Meldungen betrachten, Waffen und Ausrüstung kaufen, Kopfgelder freischalten, aufgefundene verschlüsselte Meldungen entziffern lassen, Panzerungen aufmöbeln und neue Vehikel bis hin zum Raumschiff erstehen. Kurzum: Alles, was das Weltall-Entdeckerherz begehrt, gibt es zu ergattern.

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Das eigentliche Gameplay spielt sich zwischen verschiedenen Welten ab. Einerseits gibt es die Storymissionen, welche einen nach und nach über die Herkunft des Reisenden, sprich der grossen mysteriösen weissen Kugel auf der Erdoberfläche, sowie über die Bedrohung der Gefallenen und der anderen Fraktionen im Spiel aufklären. Zum anderen gibt es da die sogenannten Aufklärungsmissionen, wobei es sich um grosse Levels handelt, wo man nach und nach Submissionen aktivieren und ausführen darf. Und last but not least die Online-Arenen, wo man sich mit anderen Wächtern in verschiedenen klassischen Matches messen darf. In der Beta war bereits eine Variante von Capture the Flag freigeschaltet, welche bereits ordentlich für Laune sorgte. Weitere klassische Battlemodes kommen in der Vollversion hinzu und man merkt dem Spiel die Gene aus hervorragendem Know-How im Bereich der Online-Arenen klar an. Was gut war an Call Of Duty oder Halo im Ring wird hier in Bestform aufbereitet.

Das besondere Element an DESTINY ist die konsequente Verknüpfung von Storymodus und Onlinespiel. Man darf sämtliche Story- und Aufklärungsmissionen entweder mit Freunden oder Fremden im Team spielen. Man ist also nie alleine unterwegs, ausser man zieht den Online-Stöpsel und geht auf einen Egotrip. Dieses permanente Auftauchen von anderen Wächtern im eigenen Spiel sorgt für ein tolles Wir-Gefühl und das habe ich so in der Art noch nie in einem Videogame erlebt.

Bemerkenswert dabei auch: Die Grosslast der Nutzer hat keinerlei Einfluss auf die Stabilität. Ich habe keinerlei Crash, Dropout oder Lag feststellen können. Was Bungie hier auf der technischen Seite bereits Monate vor Veröffentlichung abliefert, ist Weltklasse. Hoffen wir, dass dem so bleibt.

Die Levels an und für sich sind toll gestaltet, es gibt massenhaft Kanonenfutter hin zu Minibossen und ausgewachsenen Mammutgegnern. Auch hier beweist Bungie seine grossen Fertigkeiten im Bereich der Dramaturgie und Weltengestaltung. Die ersten Levels befinden sich allesamt auf dem, was nach einer grossen Katastrophe von der Erde übriggeblieben ist, und zwar auf einem ehemaligen russischen Raumflug-Areal.

Fern und nah

Vielleicht noch ein paar Anmerkungen zum eigentlichen Kampfgeschehen. Ich habe es selten bis gar nie in einem Ego-Actiongame erlebt, dass Nahkampf und Beschuss in einer sinnvollen Art miteinander verbunden worden sind. Die Halo-Games waren ein Anfang mit Einführung der Strahlenschwerter, welche den Nahkampf zu einer mächtigen Option machten.

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DESTINY nimmt diesen Faden auf, und insbesondere die von mir ausprobierte Klasse der Warlocks hat da einiges auf dem Kasten. Es ist ein sehr erfüllendes Gefühl, wenn man mitten in einer Gegneransammlung von der «Macht» Gebrauch macht und die leiden Gesellen gleich reihenweise durch die Luft segeln lässt. Der Wechsel zwischen Waffen und Nahkampf gelingt dank sinnvoller Buttonbelegung fliessend.

Ich habe mich nach einer Weile gefragt, was genau an DESTINY den Suchtfaktor ausmacht. Die Antwort ist ganz einfach: Bungie versteht es wie kaum jemand sonst, den Spieler für alle möglichen Aktionen und absolvierten Abschnitte zu belohnen. Und zwar in einer nie überbordenen Komplexität. Mal kriegt man überraschenderweise einen neuen Helm geschenkt nach erfolgreich abgeschlossener Mission, mal findet man ne tolle Knarre auf dem Weg durch ein Gebäude, mal gibts Cash, mal steigt man auf durch ausreichend angesammelte Erfahrungspunkte und darf Fertigkeiten pimpen, mal erhält man ein neues Abzeichen oder erfüllt eine aktivgeschaltete Spezialanforderung in Form eines Kopfgeldes. Der Mix ist schlichtweg genial gepegelt und der Fortschritt wird nie langweilig.

Manche Waffen oder Items lassen sich separat aufleveln und gehören so bald zu den Lieblingsobjekten im Inventar. Und besonders genial: Es gibt keinen Ort oder keinen Zeitabschnitt, wo das Charaktermenu nicht aufrufbar ist. Kriegt man irgendwas geschenkt, freigeschaltet oder man kauft ein neues Item, ist es sofort einsetzbar und die Verwaltung des Hab und Guts gestaltet sich so geschmeidig wie der ganze Rest des Spiels.

Fazit

Bungie bringt höchste Qualität mit dem Einstieg in eine neue Franchise, und überzeugt in nahezu jeder Hinsicht. Das beste Halo aller Zeiten heisst Destiny. Wer mehr RPG und Mass Effect-like Handlung sucht, wird sicherlich nicht ganz so glücklich, die Action und das Setting stehen ganz klar im Vordergrund.

Zwar müssen wir hier ohne Master Chief auskommen, dafür gibts Klassenwahl und ideal gepegelte RPG-Elemente mit vielen wunderschön gestalteten Items und Charakterdesigns.

Kurzum: Wer auch nur im Entferntesten auf Sci-Fi und Action steht, wird um DESTINY nicht herumkommen. Ich bin sogar für einmal geneigt zu sagen, dass sich für diesen Titel der Kauf einer neuen Konsole lohnt. Die von uns getestete PS4-Version rockt auf jeden Fall so richtig.


judgementbox
Destiny
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Positiv

Genial ausbalanciertes und vielfältiges Belohnungssystem, interessante Story, einer der packendsten Soundtracks der Videogamegeschichte neben Skyrim, schnell süchtigmachender Mix aus Online-Arena und Storymodus, riesige Spielwelt, weitläufige Levels, vielseitiges Gameplay, schöne Präsentation, spannendes Leveldesign, viele unterschiedliche Gegnertypen, dynamischer Ablauf

Negativ

Streckenweise beinharter Schwierigkeitsgrad, Missionen können da und dort repetitiv wirken, Waffen ganz zu Beginn etwas mager, Kern der Story dürfte für meinen Geschmack etwas länger sein (so wie wir Activision kennen, wird hier per käuflichen Inhaltspaketen nachgerüstet), es gibt wenig bis keine Destructability der Umgebung, Gegnerspecies dürften noch etwas abwechslungsreicher agieren (ausser bei Design und Waffen gibt es wenig Unterschiede), mehr Hintergrundinfos zum Universum wären toll

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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Destiny
Erhältlich für PlayStation 3, PlayStation 4, Windows PC, Xbox 360, Xbox One
Von Activision | Blizzard (Publisher), Bungie (Developer)