FALLOUT 3
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Fallout 3 gold_medium

vor 15 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Fallout 3 bildet den lange erwarteten Nachfolger zu den alten Fallout-Titeln, neu entwickelt vom Team hinter Elder Scrolls: Oblivion von Bethesda Softworks. Parallelen zum Game Of The Year 06 sind dementsprechend unverkennbar. Denn Fallout ist ebenfalls gigantisch gross. Es gibt Hunderte von Schauplätzen, Charakteren, Quests und Items zu entdecken, und man kriegt sogar ein Hundchen mit auf den Weg - wenn man sich benimmt.


Oh hübsches Kind, Du strahlst so schön

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Artwork-Studie für die Umsetzung des Zentrums von Washington D.C. Die Atmosphäre im fertigen Spiel kommt dieser Vision ziemlich nahe.

Wir schreiben das Jahr 2277: Die Welt liegt nach einem rund 200 Jahre zurückliegenden Nuklearkrieg in Schutt und Asche.

Das Spiel beginnt, einem Epos durchaus gerecht, mit der Geburt des Spielcharakters, in dessen Rolle man schlüpft. Wahlweise als Mädchen oder Junge kann man das (zukünftige) Aussehen und diverse weitere Optionen mit vielen Details und Attributen einstellen. Als Sohn / Tochter eines Wissenschaftler-Ehepaars, wächst man gut behütet heran - im Bunker 101, einer grossangelegten unterirdischen Schutzanlage. Von der Welt draussen, dem Ödland, erfährt man vorderhand nicht viel. Es gilt als Sperrzone, die Bewohner des Bunkers sind überzeugt, dass draussen an der Oberfläche nur Tod und Verderben lauern.

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Man lernt in dieser ersten Phase des Spiels die wichtigsten Funktionen und Eigenschaften seines Charakters kennen, und verbringt die Jugendjahre bis nach der Adoleszenz unter den Fittichen des Vaters. Bis zu jenem schicksalsreichen Tag, an dem - tja, am besten findet Ihr das gleich selbst raus.

Endloses Ödland

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Hat man die beschützte kleine Welt des Bunkers einmal verlassen, erstreckt sich vor einem eine riesige Welt, die frei durchwandert und ausgekundschaftet werden darf: Das Ödland. Mit Dutzenden von Höhlen, Dörfern, Fabriken, U-Bahn-Tunnelsystemen und den Ruinen von Washington D.C. im südöstlichen Teil der Karte gibt es viel zu entdecken. Die Welt ist auf ihre Art wunderschön umgesetzt, und der Soundtrack untermalt die Atmosphäre mit subtilen und doch sehr charakteristischen Kompositionen.

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Es gibt einen Tag-Nacht-Zyklus mit den verschiedenen Tageszeiten, die der tristen, verbrannten Umgebung eine mystische Schönheit verleihen.

Frei in der Tradition von Oblivion begegnen einem auf den langen Wanderungen Aberdutzende von merkwürdigen Bewohnern dieser nahezu vollständig zerstörten Welt. Bald findet man heraus, dass sich einige neue Siedlungen gebildet haben in Ruinen von ehemals florierenden Kleinstädten und an anderen, eher ausgefallenen Orten.

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Wahlweise bewegt man sich durch diese faszinierende Welt in der Ego- oder 3rd-Person-Perspektive. Nicht allen Bewohnern und Tieren ist das strahlenversehrte Land gut bekommen, denn alle möglichen Formen von Mutanten, Rieseninsekten und Bösewichten machen die Gegend unsicher.

Fallout 3 wäre nicht ein Produkt von Bethesda, wenn es nicht auch Hunderte von Items, Waffen, Lebensmitteln und alle möglichen und unmöglichen Abfälle zu finden und zu sammeln gäbe. Diese kann man selber verwenden, oder an die fahrenden Händler oder an tauschfreudige Zeitgenossen verkaufen, bzw. gegen andere Gegenstände eintauschen.

Washington D.C. (Destroyed Capital)

Gelangt man in die Nähe von Washington D.C. zeigt sich bald, dass mit dieser postnuklearen Welt einiges im Schiefen ist. Verschiedene Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft.

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Ein Soldat der Stählernen Bruderschaft - Bedrohung oder Allianz?

Mit dem Navigations- und Inventargerät, das man immer mit sich rumträgt, lassen sich auch je nach Standort verschiedene Radiostationen empfangen, die verschiedene Arten von Propaganda verbreiten. Man kommt in Kontakt mit der Stählernen Bruderschaft, wie auch einer geheimnisvollen Söldnertruppe mit eigenen Interessen, den Soldaten und Offizieren der sogenannten "Enklave" mit ihrem mysteriösen Präsidenten "Eden", und anderen Gruppen.

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Die zerstörte Hauptstadt ist genial umgesetzt und bietet eine tolle urbane Atmosphäre. Einige Teile der Stadt sind derart zerstört, dass man nur via Tunnelsystem in gewisse Viertel vordringen kann.

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Die Wege führen auch am Washington Monument vorbei, einem riesigen Turm, der eine tolle Aussicht bietet, wie auch dem Capitol, und durch viele halbzerstörte oder einigermassen gut erhaltene Gebäude wie Museen und ehemalige Bürokomplexe.

Interaktion

Mit den freundlich gesinnten Bewohnern von Ödland darf man ausgiebige Gespräche führen, handeln, und den teilweise bemitleidenswerten Geschöpfen diverse Gefallen tun in Form von Sidequests.

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Die eigenen Attribute hinsichtlich dem Umgang mit Gesprächspartnern bieten Möglichkeiten, die Passanten von etwas zu überzeugen, zu belügen, die Handelspreise zu verbessern oder sie dazu zu bringen, wichtige Informationen preiszugeben.

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Die Hauptgeschichte entspricht etwas mehr als 10% des gesamten spielbaren Inhalts, was vielleicht ungefähr eine Idee gibt, wie immens vielfältig die Möglichkeiten und Mini-Stories in Fallout 3 sind. Eine wichtige Mitteilung vielleicht an dieser Stelle: Hat man die Hauptgeschichte durch, endet das Spiel (im Gegensatz zu Oblivion, wo man weiter durch's Land streifen durfte). Wer also möglichst viel von Ödland und seinen vielen Herausforderungen kennenlernen möchte, sollte sich Zeit lassen mit dem Bestreiten der Hauptgeschichte gegen Schluss.

Azyklische Mutagene

Wie zu erwarten war, wird man im Ödland regelmässig mit bewaffneten Konflikten konfrontiert, wenn sich einem wildgewordene Riesenameisen, Supermutanten, Banditen oder andere Unholde in den Weg stellen. Diese kann man wahlweise in Echtzeit oder mit dem V.A.T.S.-System (Vault-Tec Assisted Targeting System) bestreiten. Dabei erlaubt einem letzteres das Spiel zu pausieren und seine Attacken via Aktionspunkte gezielt auszuführen.

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Das Kämpfen im V.A.T.S.-Modus ist klar vorzuziehen, da Fallout 3 nicht speziell gut für Echtzeitkämpfe ausgelegt ist. Das Spiel ist definitiv kein Ego-Shooter. Belohnt wird man bei besonders gelungenen Attacken mit einer Zeitlupenaufnahme des Effekts derselben, was mitunter ziemlich blutig ausschaut. Herumfliegende Glieder und Gegner, zerplatzende Köpfe und ähnliches sind also keine Seltenheit. Zu Werke gehen darf man dabei mit allen möglichen Nahkampfwaffen wie Powerfäusten, Trennmessern, Schwertern oder Knüppeln. Dazu kommen Kleinkaliberwaffen wie Pistolen, Gewehre oder Strahlenwaffen. Zum erweiterten Arsenal gehören auch Schrotflinten, Minikanonen, Racketenwerfer, Sturmgewehre, Scharfschützengewehre, Granaten, Minen, Eigenbauwaffen und sogar ein Mini-Atombomben-Werfer. Die Eigenbauwaffen kann man via erwerbbare Anleitungen aus diversem Schrott selber zusammenbasteln, wenn man dies möchte.

Die Aufzählung ist nicht abschliessend, das Arsenal ist riesig wie die Welt und ihre Schauplätze samt Bewohnern. Je nach Spielart- und Charakter machen die einen oder anderen Waffen natürlich mehr oder weniger Sinn. Wie in Oblivion gibt es Schadensboni für aus dem Hinterhalt ausgeführte Attacken.

Vor Verletzungen schützen kann man sich mit diversen Rüstungsgegenständen und Medikamenten.

Die Gegner werden parallel zum eigenen Level im Verlauf des Spiels immer stärker, und es lohnt sich eine gute Mischung aus Kampf und dem Vermeiden derselben zu finden. Man wird zwar für besiegte Gegner mit Erfahrungspunkten belohnt, aber die stärkeren Gegner im Spiel können einem das Leben auch in späteren Phasen ziemlich schwer machen. Wird es fast unbewältigbar schwer, kann man den Schwierigkeitsgrad jederzeit anpassen.

Hilfe!

Man darf sich im Verlauf des Spiels auch Verstärkung in Form von Mitstreitern anlachen (max. einen Charakter, der vom Computer gesteuert wird, aber auf rudimentäre Anweisungen hört wie "warten", "Nahkampf vorziehen", "Fernkampf", etc.) Diese Kombatanten dienen auch als vorzügliche "Lastesel" für gefundene Gegenstände, die man nicht mehr tragen kann, und die Mitstreiter verwenden Waffen die man ihnen temporär überlässt, neben ihrer eigenen Standardwaffe. Und dann gibt's noch einen Schäferhund namens "Dogmeat". Diesen findet man auf einem Schrottplatz unweit südlich von Minefield. Man kann also maximal zu dritt durch's Ödland streifen und diverse Abenteuer bestehen.

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Es ist jedoch Vorsicht geboten: Stirbt ein Mitstreiter oder der Hund in einem Gefecht, sind diese unwiederruflich verloren. Gerade der Hund neigt dazu sich blindlings in Angriffe zu stürzen, und man tut gut daran bei drohender massiver Gefahr dem Begleiter befehlen, an Ort und Stelle zu verharren. Eine ganz nützliche Eigenschaft von Dogmeat ist die, dass er knurrt wenn Gefahr droht, meist lange bevor rote Punkte auf dem Mini-Radar auftauchen. Dogmeat kann auch losgeschickt werden, um Munition oder Medizin zu finden, was je nach Standort aber auch ziemlich gefährlich werden kann für den treuen Begleiter.

Faszinierend schreckliche Schönheit

Man darf in Fallout 3 sowohl den Helden spielen, wie auch der dunklen Seite verfallen. Ausgedrückt und reflektiert werden die eigenen Handlungen im Karma-Wert. Beide Spielweisen bergen auf ihre Art Vor- und Nachteile: Einige Charakteren wollen mit Helden nichts am Hut haben, andere mit Bösewichten.

Ein deftiges Kapitel bildet die Nebengeschichte mit der Atombombe in Megaton. Diese Siedlung ist um einen nuklearen Blindgänger herum aufgebaut, und man kann diesen wahlweise in Ruhe lassen, oder scharf machen und aus sicherer Distanz zünden. Ob man dies tut oder nicht ist dem Spieler überlassen und hat keinen Einfluss auf die Hauptgeschichte. Es dürfte jedoch einer der eindrücklichsten Momente in einem Videogame sein, den es je gegeben hat, wenn man den Schalter umdreht, die Umgebung in strahlendes Licht getaucht wird und sich der Atompilz in den Himmel türmt. Gerade wenn man mit den Bewohnern in Megaton zuvor intensiv interragiert hat, beschleicht einem ein merkwürdiges Gefühl beim Zünden der Bombe. Trotzdem muss ich dies an dieser Stelle durchaus empfehlen, wirklich ein grosses Highlight.

Der Teil mit der Atombombe wurde übrigens in der japanischen Version von Fallout 3 herausgeschnitten. Die Brisanz dieses Elements ist also schwer zu bestreiten.

Zu wünschen übrig bleibt hier wirklich nicht viel. Vielleicht wäre es noch cool gewesen wenn man z.b. Dogmeat ein paar zusätzliche Tricks hätte beibringen können wie Apportieren oder bessere Kontrolle in Gefechten.

Hilfe für verlorene Fallout 3 Vagabunden bietet die englische Fallout 3 Wiki mit allen möglichen Infos zu Quests, Attributen, Items und Charakteren.


judgementbox
Fallout 3
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Positiv

Riesiges Spiel mit einem Potential von locker über 60 Stunden Unterhaltung, tolle Atmosphäre und viele moralische Entscheidungswege, kaum vorgegebene Pfade, hoher Wiederspiel-Wert, tolle Story mit vielen Überraschungen, schöne Aufmachung und perfekter Soundtrack, Dutzende von spannenden Sidequests

Negativ

Gelegentliche Abstürze (Patches installieren, war bei mir nur zu Beginn des Spiels ein Problem), Dogmeat (falls dabei) verhält sich manchmal etwas kontraproduktiv

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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Fallout 3
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Bethesda Softworks (Developer, Publisher)