CASTLEVANIA: LORDS OF SHADOW
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Castlevania: Lords Of Shadow gold_medium

vor 13 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 13 Jahren

Dracula ist ein bemitleidenswerter Zeitgenosse. Alle paar Jahrzehnte wird seine Burg von einem sogenannten Helden heimgesucht, welcher in der Folge das halbe Inventar vernichtet und den so schön angesammelten Staub aufwirbelt. Aber ich sage euch; Voller Pein ist auch der Vampirjäger Schicksal. Ständig werden ihnen die Frauen weggenommen oder gar geköpft, werden sie von Horden aller möglicher Ungeheuersorten belästigt oder sogar selber in Blutsauger verwandelt. Gabriel Belmont ist da keine Ausnahme. Auf der Suche nach einem Weg, seine jüngst ermordete Frau zu retten, hat er allerhand Widrigkeiten zu überwinden. Aber habt ihr in seiner Rolle Spass dabei?

And the winner is: Jonas Schmid!

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Wir gratulieren dem glücklichen Gewinner zu seiner Ausgabe Castlevania: Lords Of Shadow für die PlayStation 3 und bedanken uns herzlich bei Koch Media AG und Konami.

Oh holdes Siebenbürgen, oh bezauberndes Transilvanien

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Wie bereits in unserem ersten Hands-On-Artikel angetönt, macht der neuste Eintrag in Konamis Kult-Franchise auf den ersten Blick mächtig was her. Und das bleibt über Stunden und Stunden so. Selten hat es ein Spiel gegeben, welches euch mit einer derart grossen Liebe zum Detail gestaltete Levels in einer solch brillanten Feinheit serviert hat.

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Egal ob ihr euch durch verregnete Nächte in abgelegenen Dörfern, durch düstere Sümpfe, paradiesische Gärten getaucht in warme Sonnenstrahlen, zerklüftete Steinschluchten voller Laub, halbzerfallene Tempelruinen, dunkle Verliesse oder frostige Schneelandschaften bewegt — es gibt kaum einen Moment, wo man sich nicht in einer märchenhaft ausgeschmückten und stimmigen Umgebung wähnt. Unterstützt durch den in bester CV-Tradition gehaltenen, orchestralen Soundtrack entsteht ein atmosphärischer Sog, welcher den Gamer-Nerv einfach irgendwie trifft und das Abenteuer Belmont's zu einem imposanten Erlebnis macht.

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Kaum hat man ein Level absolviert, wartet bereits ein neues Land mit eigenem Stil und neu interpretierter Detailvernarrtheit darauf, von euch betreten zu werden. Hier spürt man meines Erachtens Hideo Kojimas Einfluss am stärksten: Kaum ein Detail des Spiels ist offensichtlich von ihm gebilligt worden, das nicht mit einer uhrenmacherhaften Genauigkeit und Stimmigkeit ausgearbeitet wurde.

Was das Leveldesign an sich betrifft, so sei an dieser Stelle ganz klar festgehalten, dass das neuste Castlevania-Game nicht so viel vom Metroidvania-Prinzip beinhaltet, wie man sich das als Fan von «Symphony Of The Night» vielleicht wünschen würde. Aber es ist auch nicht so, dass dieses Prinzip komplett über Bord geworfen worden ist.

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Jeder Abschnitt kann später wieder besucht werden, einige Extras gibt es erst zu klauben mit später errungenen Skills, aber man darf von Lords Of Shadow kein allzu «klassisches» CV erwarten im Sinne des Levelfortschrittes aus alten Zeiten. Und es stört auch gar nicht so arg, denn man hat das Gefühl, dass die Gene der Serie in sonst fast jedem Detail des Spiels stecken. Trotz neuen Elementen, neuem Hauptcharakter, und allem Drum und Dran hat man nie das Gefühl, man spiele etwas anderes als Castlevania.

Bat Of War? Rumänien meets Sparta

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Nach ein paar Stunden im Spiel wird man nicht umhin kommen, die offensichtlichen Parallelen zum PlayStation-Kriegsgott aus Sparta zu bemerken. Grundsätzlich ist dies eine gute Sache, da sich Gabriel auch mit genügend Eigenheiten auf den Weg zum dunklen Lord gemacht hat. Und was er sich von Kratos ausgeliehen hat, passt prima ins Geschehen und in die Gameplay-Dynamik. Einige Elemente sind vielleicht etwas arg nahe am Mythologie-Prügler, wie z.b. die reitbaren Trolle (aka. Zyklopen in GOW 3).

Das neue Castlevania bietet aber wesentlich mehr als herkömmliche Hack'n'Slasher: Immer wieder gibt es ruhige Passagen ohne Feindkontakt, Begegnungen mit Dutzenden von unterschiedlichen Gegnern (welche auch unterschiedlich bekämpft werden wollen), und es gibt zuweilen recht happige Rätsel zu lösen. Ausserdem warten viele Extras darauf, entdeckt zu werden. Gerade letztere führen dazu, dass man die Levels mit Vorteil sehr genau abgrast, jeden Winkel erkundet und allenfalls später nochmals zurückkehrt für einen weiteren Durchlauf.

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Dieser nette Zeitgenosse im Überformat ist keiner der angesprochenen Titanen, aber bringt es trotzdem auf eine ansehnliche Körpergrösse von geschätzten 54 Metern.

Augenscheinlich sind sicherlich die als Premiere in einem Castlevania auftretenden Titanen. Komischerweise passen diese aber ohne weiteres in den Spielverlauf, sie wirken weder deplatziert noch aufgebunden. Vielleicht liegt das auch daran, dass in den besten Castlevania-Titeln der Vergangenheit bereits übergrosse Gegner vorgekommen sind. So gross wie die neusten Giganten waren sie allerdings nicht, und die Rumkletterei an diesen Brocken an sich ist ein komplett neues Element. Spass macht das Ganze auf jeden Fall.

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Herumkraxeln muss man aber nicht nur an übergrossen Steingesellen, sondern auch dem Innern von Türmen empor, an Felswänden entlang, und an vielen anderen Senkrechten hoch. Es gibt zudem regelmässig auftretende Geschicklichkeitspassagen, wo man sich vorsichtig über Balken oder Spinnennetz-Brücken bewegen muss. Macht man einen Fehltritt, gilt es mit einer schnellen Reaktion das Gleichgewicht zurückzugewinnen, oder man segelt in den Tod.

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Sterben werdet ihr so oder so des öfteren, egal ob zu Tode getrampelt oder beim Klettern ausgerutscht. Bereits der normale Schwierigkeitsgrad ist angenehm kernig und verzeiht wenige Fehler, von den zwei schwierigsten Masochistenstufen gar nicht zu sprechen. Lange festhängen tut man trotzdem kaum je, Lords Of Shadow fühlt sich ein bisschen an wie eine stetig aufsteigende Wendeltreppe mit immer neuen abwechslungsreichen Facetten und Herausforderungen. Der Spielfluss ist total smooth und man taucht schnell ein in die mystische Welt im Osten, lange vor unserer Zeit.

Nieder mit den niederen Kreaturen

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Gabriel Belmont ist agil wie Ryu Hayabusa aus Ninja Gaiden und für Monsterhorden ähnlich verheerend wie eine Weihwasserkanone. Eure Spielfigur ist toll animiert, stimmig gestaltet und erinnert in Gewandung und mit den Messern am Gürtel ein wenig an Ezio aus der italienischen Renaissance.

Das Schwingen der Peitsche in Form eines Kreuz-Artefaktes, welches im Verlauf des Spiels mit mächtigeren Features ausgebaut werden kann, ist nach wie vor erste Sahne. Die Kämpfe machen einfach Spass, die vielen Bosse und Minibosse warten mit erfrischenden Ideen auf, und sorgen für einigen Wirbel. Der eine unangenehme Geselle aka. Riesentroll in den Sümpfen zum Beispiel hat sich ein besonderes Hobby ausgedacht. Und zwar bevorzugt er das Ausreissen von Grabsteinen, um sie als Knebel zwecks Zu-Mus-Verarbeitung eures Schädels zu verwenden. Gelingt es euch, seine improvisierten Waffen in seinen Händen zu zerstören, erspart ihr euch ein grosse Portion zusätzlichen Ärger.

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Allgemein lassen sich viele Objekte zerstören, um an Wurfmesser, eine eurer wählbaren Sekundärwaffen, oder an andere Extras ranzukommen. Das Rumprügeln auf altem Gemäuer hat etwas unterhaltsames, und wenn man dabei erst noch was gewinnen kann, umso besser. Auch neu erlernte Tricks kann man so gleich mal ausprobieren, ohne im Getümmel daran zu sterben, die falsche Akrobatiknummer für das entsprechende Feindpublikum ausgepackt zu haben.

Felle verbrennen oder Knochen bersten darf man neben Gabriel's Hauptwaffe auch mit zuschaltbarem Licht- oder Schattenmagie-Modus, plus Sekundärwaffen. Neutrale Orbs werden aufgesammelt, um die Energiereserven aufzufüllen, um bei späterem Einsatz im Kampf entsprechend eure Durchschlagskraft zu erhöhen. Dolche verwandeln sich so z.b. in explosive Geschosse, oder ihr könnt Eure Lebensenergie mit direkten Treffern quasi bei den Monstern wegstehlen. Eure Figur leuchtet entsprechend bläulich oder brennt förmlich, was ganz nett ausschaut in den sonstschon hübschen Settings. Das Aufsammeln der Magiekugeln hätten uns die Entwickler aber durchaus etwas leichter machen können, oder ganz automatisch. Das Drücken der Thumbsticks zum anziehen der Kugeln ist nur umständlich.

Das Buch der Macht

Neue Angriffstechniken, Ausbau der bestehenden Fähigkeiten, Informationen zu gefundenen Schriftstücken, Monsterbegegnungen und vieles mehr findet sich in eurem Tagebuch. Dabei fallen die wunderschönen Artworks besonders auf, welche in bester CV-Tradition alle möglichen Menus und Optionen ausschmücken. Die Idee, mittels einer gezeichneten Animation einen bestimmten Angriffsmove gleich zu erklären, hilft bei der Auswahl und für das spätere Einsetzen der Technik immens viel. Einmal abgesehen davon, dass es überaus toll ausschaut.

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Was die Story angeht, welche auch via Buch erzählt wird, so dürfte diese nicht zu den absoluten Stärken des Spiels gehören, fällt aber auch nicht ab. Ein paar überraschende Wendungen sorgen für gute Unterhaltung. Die aufwendige Erzählweise mit den tollen Sprechern wie Patrick Stewart hat einen ganz eigenen Reiz, und ist stimmig gemacht. Die durchaus ansehnlichen und glücklicherweise nicht übertrieben pathetischen Animations-Sequenzen und die vielen auftretenden Fabelwesen schaffen in Kombination mit dem eingangs bereits erwähnten Soundtrack eine packende Atmosphäre, der man sich als Fantasy-Fan und Action-Adventure-Afficionado nicht so leicht entziehen kann.

Fazit

Gabriel Belmonts Debut in 3D vermag zu gefallen. Es macht Spass, ist rasant gemacht, sehr abwechslungsreich, stimmig und sogartig. Grafisch ist die Monsterjagd etwas vom besten, was es momentan auf Konsolen zu haben gibt.

Passagenweise macht die Kameraperspektive etwas Mühe, und der Umgang mit den vielen Monstersorten und Mini-Mechaniken wie das Reiten auf Riesenviehern scheint fast etwas verschwenderisch. Das eine oder andere Element wäre es durchaus wert gewesen, etwas weiter ausformuliert zu werden. Dazu würde man sich an manchen Stellen wünschen, die Welten noch etwas freier erkunden zu können. Invisible Walls machen da öfters entsprechende Anstrengungen zunichte.

Bleibt zu hoffen übrig, dass der nächste (wohl mit Sicherheit kommende) Eintrag ein wenig mehr Bewegungsfreiheit zugunsten von etwas weniger Kamera-Theatralik mitbringt. Bis dahin werdet ihr aber mit Lords Of Shadow eine ganze Menge Spass haben.

Wir bedanken uns bei der Koch Media AG / Konami für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken.


judgementbox
Castlevania – Lords Of Shadow
gold_medium
Positiv

Rundum gelungenes Abenteuer, stimmungsvolle Sprecher, genialer Soundtrack und detailvernarrte Leveldesigns, solides Action-Adventure-Gameplay, tolle Schauplätze und Atmosphäre, abwechslungsreiche Gegner, exzellente Animationen der Spielfiguren

Negativ

Kamera teilweise mit Schüttelfrost und Orientierungsproblemen, passagenweise ungeschickte Perspektivenwechsel, etwas mehr Beinfreiheit und Metroidvania wäre wünschenswert

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.


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Castlevania – Lords Of Shadow
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Konami (Developer, Publisher)