PLAYSTATION VITA IM TESTLABOR
Testbericht | Vita

PlayStation VITA im Testlabor gold_medium

vor 12 Jahren von Die Redaktion, Aktualisiert: vor 12 Jahren

Mit der Vita bringt Sony einen soliden Nachfolger für die PSP, der viele Probleme von Sony's erstem Handheld ausmerzt, und ein paar mutige Schritte in die Zukunft des portablen Gamings macht.


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Die VITA tritt in's Rampenlicht

Als das Paket mit Sony's neuer Handheld-Konsole bei uns eintraf, freuten wir uns standesgemäss wie kleine Jungs auf die ersten Gehversuche mit der neuen vollgepowerten Spielekiste für die Hosentasche. Im Verlauf der letzten zwei Wochen haben wir die Taschenkonsole anhand von Spieletests und Dauerbetrieb die wichtigsten Features ausgiebig durchleuchtet.

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Das Gerät liegt gut in der Hand, und wurde seit unserem ersten Kontakt an der Gamescom 2011 nochmal leicht aufgewertet, wie wir uns das damals gewünscht hatten. Die Vita ist etwas schwerer geworden — was ich auf den Akku für die Marktlancierung zurückführe. Das ist okay; gewichtlich gelingt es Sony, ein gesundes Mittelmass zwischen "unbequem schwer" und "billig leicht" zu treffen.

Bildschirm

Die Auflösung des Bildschirms mit 12cm Diagonale beträgt 960x544 Pixel, ist also höher als die einer DVD mit 720x480. Das ergibt eine Auflösung von 220 Pixel pro Inch. Zum Vergleich: die meisten Menschen können aus einer Distanz von 30 cm maximal eine Auflösung von ungefähr 300 Pixel pro Inch erkennen. Aktuell kommt aber nur das iPhone 4 mit 326 Pixel pro Inch in diesen Auflösungsbereich.

Um den Unterschied zu veranschaulichen, haben wir Mikroskopaufnahmen der Bildschirme von PSP, Vita, 3DS und iPhone gemacht. Hier sieht ihr, wie unterschiedlich gross die einzelnen Pixel sind; um den Vergleich zusätzlich klar zu machen, haben wir unterhalb des Bildes einen einzelnen Pixel im korrekten Grössenverhältniss dargestellt.

Klicken zum Vergrössern:

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(Der 3DS-Pixel ist nicht quadratisch, weil der 3DS-Bildschirm in die Fläche eines einzelnen Pixels zwei verschiedene Pixel quetscht; einen für das linke Auge, und einen für das rechte Auge. Die tatsächlich wahrgenommene Auflösung ist im 3D-Modus also nur halb so gross wie die eigentliche Bildschirmauflösung.)

Die Entspiegelung der Vita ist deutlich besser als diejenige der PSP, wie auch diejenige der 3DS. Trotzdem ist natürlich für manche Umgebungen eine entspiegelte Folie empfehlenswert.

Spielen in grellem Sonnenlicht ist aber sowieso nicht eine Stärke der Vita. Die Konsole ist nämlich mit einem OLED-Screen ausgestattet. Das ist ein zweischweidiges Schwert. Auf der Plus-Seite bieten diese Bildschirme satte Farben und ein unglaublich tiefes Schwarz, welches mit LCD-Bildschirmen nicht erreicht werden kann. Dafür verblassen sie in hellem Sonnenlicht schnell.

Allgemein ist der Bildschirm der Vita nicht sehr hell. Sony hat hier wohl eher Wert auf ein scharfes Bild gelegt, und unserer Meinung nach war diese Entscheidung korrekt.

Akku

Die Laufzeit des Akkus beträgt rund 5 Stunden, abhängig davon ob man Bluetooth oder W-LAN nutzt. In einem Extremfall war bei uns schon noch dreieinhalb Stunden Uncharted-Session fertig lustig (Freitag Abend: Ausgang für eine Uncharted-Session um 10:30 abgebrochen, frisch geladene Vita, um 2 Uhr morgens schaltet sich das Gerät mangels Batterie aus). Das ist nicht schön, aber fairerweise muss man anmerken, dass dieses Problem momentan bei sämtlichen High-End-Smartphones und auch beim Nintendo 3DS auftritt. Die hohe Leistung zollt einen hohen Tribut an den Saft. Für längere Spielsessions wird es ein Zubehör mit zusätzlicher Batteriekapazität geben.

Aufladen kann man die Vita an jedem neueren Gerät mit USB-Port; das ist praktisch, so sollte beinahe überall eine passende Stromquelle zu finden sein.

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Die VITA im Grössenvergleich: Der Screen ist deutlich grösser als beim Vorgänger und der 3DS — die Dimensionen entsprechen in etwa der Dicke der PSP und der Breite eines PS3-Controllers.

Ladezeiten

Wer die Reviews der ersten Vita-Games gelesen hat, der hat mitbekommen, dass wir uns des öfteren über die langen Ladezeiten beklagt haben. "Aber wie ist das möglich!" ruft ihr uns zu. "Wir dachten, die langen Ladezeiten bei der PSP waren wegen den langsamen UMD-Disks! Und in der Vita hat Sony doch die optischen Disks durch Speicherkarten ersetzt! Bedeutet das nicht, dass die Vita keine Ladezeiten mehr haben sollte? Der Nintendo 3DS hat ja auch keine Ladezeiten!"

Okay, liebe Kinder, kommt alle her und setzt euch zu mir an's Lagerfeuer. Ich erzähle euch eine kleine Geschichte. Es ist nämlich so. Alle Computer (ein Windows-PC, oder die Vita, oder eine PS3) haben einen Prozessor. Das ist das Hirn des Geräts. Damit der Prozessor arbeiten kann, muss er extrem schnell auf alle benötigten Daten zugreifen. Wenn die Vita ein Spiel laufen lässt, dann sind diese Daten beispielsweise 3D-Geometrien von verschiedenen Welten, oder Informationen darüber, wie sich Gegner in einem Spiel verhalten.

Ihr wisst vermutlich, dass es in jedem Computer Arbeitsspeicher gibt. Das nennt man auch RAM. Auf alles, was sich im RAM befindet, kann ein Computer extrem schnell zugreifen. Wenn man also ein Spiel auf einer PS3 spielt, dann muss die PS3 zuerst die aktuell benötigten Daten von der Bluray ins RAM kopieren, damit der Prozessor darauf zugriff hat.

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Dieser Transfer der Daten von der Bluray ins RAM ist langsam, und verursacht die Ladezeiten.

Bei einer Konsole wie dem Game Boy funktioniert das anders. Steckt man ein Spiel in einen Game Boy, dann werden die Daten des Spiels sofort für den Prozessor zugänglich. Sie müssen nicht zuerst ins RAM gelesen werden, der Prozessor kann alle Daten des Spiels direkt adressieren, und jederzeit darauf zugreifen.

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Kein Transfer ins RAM, ergo keine Ladezeiten.

Sony hat sich aber dafür entschieden, bei der Vita nicht dieses System anzuwenden. Wir vermuten, dass dies aus Preisgründen so gemacht wurde. Es ist nicht das erste mal, dass eine Firma diese Entscheidung trifft; Ataris Lynx beispielsweise funktioniert identisch.

Auf dem Lynx oder der Vita sind die Daten im Spiel nicht direkt und schnell zugreifbar. Statt dessen muss die Vita die Daten (wie bei der PlayStation Portable, oder bei der PS3) zuerst vom Spiel ins RAM lesen. Daher die Ladezeiten.

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Das funktioniert glücklicherweise etwas schneller als auf der PlayStation Portable. Dummerweise muss die Vita aber auch viel mehr Daten lesen; wegen der grösseren Auflösung der Konsole sind Dinge wie Texturen oder 3D-Modelle ebenfalls viel grösser.

Effekt der ganzen Sache ist, dass die Vita Games zwar auf kleinen Karten statt auf optischen Disks ausliefert, aber trotzdem mit teilweise sehr langen Ladezeiten zu kämpfen hat. Zweifelsfrei werden Entwickler das mit der Zeit besser in den Griff bekommen, aber ganz verschwinden werden die Ladezeiten nie.

PC-Verbindung

Schliesst man das USB-Kabel das erste mal an einen Windows-PC oder einen Mac, kann man ein Programm installieren, mit welchem man danach Daten von der Vita auf den Computer laden kann (und umgekehrt), und Backups vom Gerät machen kann.

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Das ist super; besonders lobenswert, dass hier auch Mac-Anwender bedient werden.

Weitere Hardware-Aspekte

Das Einsetzen der Games auf kleinen Chips kann etwas fummelig sein (nichts für Nägelkauer). Der Vorteil dessen wiederum liegt im kompakten Design des Gerätes. Beeindruckend, was sich alles in und an dem Teil tummelt: Frontkamera, Rückkamera, Touchpad hinten, Touchscreen vorne, Steckplatz für Games, Steckplatz für die Memory-Card (das proprietäre Format der Vita ist kein besonders schöner Schachzug von Sony — leider gibt's da keine Herstellerwahl für den Gamer, und um die Vita zu verwenden, muss man sich zusätzlich eine solche Karte kaufen), Mikrofon, Stereo-Lautsprecher, Lautstärkeregler, zwei Thumbsticks, einen Gyroskop-Bewegungssensor, W-Lan, Bluetooth, GPS (nur bei 3GS-Version), SIM-Steckplatz (nur bei 3GS-Version), Steuerkreuz, PlayStation Buttons, Anschluss für Zubehör, Audio-Ausgang (Stereo) kombiniert mit Audio-Eingang (Mono), Kopfhörer-Ausgang.

Das Strom-Kabel verdient hier eine kurze Erwähnung. Positiv: jeder USB-Anschluss kann zum Laden der Vita verwendet werden. Negativ: es ist sehr einfach, das Stromkabel verkehrt in die Vita zu stecken. Das beschädigt das Gerät zwar nicht, laden tut es aber auch nicht.

Knöpfe, Input-Mechanismen

Die zwei Analog-Sticks sind bequem, fühlen sich gut an, und reagieren schnell. Im Gegensatz zum katastrophalen "Nippel" der PSP eine enorme Verbesserung. 3DS und Vita haben sich hier für verschiedene Lösungen entschieden, beide funktionieren aber sehr gut (jetzt müsste Nintendo dem 3DS nur noch einen zweiten Analog-Stick spendieren).

Das D-Pad ist (im Gegensatz zu anderen Sony-Produkten) aus einem einzigen Kreuz gemacht. Für Sony-Fans vielleicht eine kleine Umstellung, für Nintendo-Benutzer eine willkommene Veränderung.

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Die Knöpfe sind so angebracht, dass man mit den Fingern den Touchscreen berührt, wenn man die Analog-Sticks richtung Bildschirm kippt. Da müssen Spiele aufpassen, dass sie keine Knöpfe zu nahe an den Bildschirmrand legen.

Der hintere Touchpad ist eine witzige Idee. Wenn man die Vita normal hält, kann man aber (auch wenn man grosse Hände hat) nur den Rand des berührbaren Bereiches erreichen. Für Spiele wie Little Deviants muss man die Vita unnatürlich halten, um die ganze Touch-Area zu erreichen.

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Die Bildqualität der beiden Kameras ist nicht gut. Als Fotokamera-Ersatz eignet sich dieses Gerät mit Sicherheit nicht; ein weiterer Ort, wo Sony gespart hat.

Rück-Kamera:

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Front-Kamera (spiegelverkehrt):

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Was aber sofort positiv auffällt ist, dass die beiden Kameras unglaublich schnell sind. Kombiniert mit dem modernen Prozessor und dem Grafik-Chip bedeutet das, dass man Spiele machen kann, die Live-Grafik der Kameras zeigen, und das mit zusätzlicher Spiele Grafik erweitern - absolut ohne Verzögerung!

Wer die "Augmented-Reality"-Spiele auf dem 3DS getestet hat, der weiss, dass man dort eine leichte Verzögerung zwischen dem Bewegen der Konsole und dem Bild auf dem Screen sieht. Nicht so auf der Vita; hier fühlt man sich, als ob man durch ein Fenster in die echte Welt schauen würde. Jede Bewegung der Konsole wird sofort registriert, mit dem Kamera-Bild kombiniert, und mit der Spiele-Grafik erweitert. Der Effekt ist beinahe magisch.

Prozessor, Grafik-Hardware

Inzwischen ist auch bekannt geworden, dass die Vita über 512MB System-RAM verfügt, vier Prozessorkerne besitzt (ARM CortexTM-A9 Quad Core). Dazu einen PowerVR SGX 543 MP4+ Grafikprozessor mit ebenfalls vier Kernen sowie 128MB seperatem Grafikspeicher. Eins und Eins zusammengerechnet ergebt sich also folgende Tatsache: Die Vita hat mehr RAM zur Verfügung als die PlayStation 3, und hat gleichzeitig wesentlich weniger Anzahl Pixel auf dem Screen zum Berechnen. Klingt vielversprechend? Ist es auch.

Einige zusätzliche interessante Beobachtungen zu den Funktionalitäten und Features der PS VITA gibt's bei unseren Kollegen von SCN / games.ch

Wir bedanken uns bei PlayStation Schweiz für die freundliche Bereitstellung einer Konsole zu Testzwecken.


judgementbox
PS Vita
gold_medium
Positiv
Negativ
Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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