DARKSIDERS 2
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Darksiders 2

vor 12 Jahren von shinobi

Die Geschichte von Darksiders 2 spielt während der 100-jährigen Gefangenschaft des ersten apokalyptischen Reiters «Krieg», der vom jüngsten Gericht beschuldigt wird, die Apokalypse ohne dessen Einwilligung ausgelöst zu haben. Das Setting von Darksiders 2 findet sich zwischen der eigentlichen Apokalypse und der epischen Reise von «Krieg» und «Ruin» aus Darksiders 1.


Geschwisterliebe

Der Spieler übernimmt die Rolle des zweiten apokalytischen Reiters Tod, welcher davon überzeugt ist, dass sein hochgeachteter Bruder Krieg einer Verschwörung zum Opfer fiel. Tod stellt sich gegen das jüngste Gericht und macht sich mit zwei Sensen bewaffnet auf den Weg in die Unterwelt der Maker, einem Reich zwischen Himmel und Hölle, um Kriegs Unschuld zu beweisen. Es gilt den Baum des Lebens zu finden, die Menschheit wieder „herzustellen“, und somit die Apokalypse rückgängig zu machen; so jedenfalls Tod's Plan...

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Mit Tod und Verzweiflung in die Unterwelt der Post-Apokalypse

Tods Charakter ist eine Mischung aus Kratos, Skeletor, einem persischen Prinz und dem Lead-Sänger einer norwegischen Black Metal Band. Im Gegensatz zur etwas eher behäbigen aber trotzdem brachialen Gangart von Krieg ist Tod agil und flink wie ein Ninja. Da die Fortbewegungs und Combat-Tastenbelegung direkt aus dem ersten Teil übernommen wurde, hat man sich diese bereits nach ein paar Gegnern und waghalsigen Kletterpartien einverleibt. (Merkwürdigerweise gibt es jedoch keinen Doppelsprung.)

Die Kampfsequenzen sind schneller und hektischer, und man tut sich des öfteren gut daran, mal auszuweichen anstatt stumpf drauflos zu hauen da eine Blockfunktion gänzlich fehlt und man vor lauter Spieldynamik schnell die Übersicht verliert. Slo-Mo’s bei den finishing moves gibt es bei DS2 hauptsächlich nur bei Endgegnern. Tods Pferd hört auf den Namen Verzweiflung und steht dem Spieler bereits ab der ersten Spielsequenz zur Verfügung. Es steuert sich allerdings ähnlich schwammig wie Ruin, kann dafür aber auch beim galoppieren einen Sprung machen, und nicht bloss dann, wenn es gilt einen Abgrund zu überwinden. 
Der Sensenmann hat übrigens einen Vogel. Genauer gesagt, eine Krähe Namens Dust, die man zur Hilfe rufen kann um die Gegend auszukundschaften oder den Weg zu weisen und ähnlich wie der Watcher durch einen speziellen Zauber an den Protagonisten gebunden ist. Wenn man kurz stehenbleibt setzt sich das sehr echt wirkende Vögelchen auf Tods Schulter.

Natürlich stellen sich Tod auf seiner Reise eine Vielzahl von aberwitzigen Kreaturen in den Weg, die seine Mission zum Scheitern bringen wollen. Doch es scheint dem Herr Tod auch durchaus wohlgesonnene Gesellen in der Unterwelt zu geben. So trifft man im Land der Maker regelmässig auf oft mit angenehm schottischem Akzent sprechende Kerle, die im Sinne von „eine Hand wäscht die andere“ wichtige Hinweise, Waffen und Side Quests für Tod bereithalten, und auch im weiteren Spielverlauf eine wichtige Rolle spielen.

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Jäger und Sammler

Gegenstände die man einsammeln und mitnehmen konnte waren bei Darksiders I hauptsächlich Artefakte die man beim Händlerdämon Vulgrim zusätzlich zu den Seelen als Zahlungsmittel verwenden konnte, Enhancements um den Chaosfresser und die Nebenwaffen zu trimmen oder auch z.b. die Bruchstücke der Abyssal Armor. 
Waffen welche die Gegner fallen liessen, konnte man irritierenderweise nicht aufheben, dafür aber mit Autos und anderen losen Gegenständen um sich werfen. Die ganzen Collectibles konnte man mit Hilfe eines sehr schön designten und übersichtlichen Usermenüs verwalten.

Hier beginnt wohl die wohl grösste Neuerung von Darksiders 2.
aus den ganzen Truhen, Kisten und Töpfen springen Waffen, Rüstungsgegenstände, Goldmünzen, Energietanks etc.. Diese werden nicht automatisch in Tod’s Inventar aufgenommen, sondern müssen eingesammelt werden. das Usermenü ist zwar klar strukturiert, doch im vergleich zu DS1 sehr lieblos gestaltet. Die Werte der Eingesammelten Items, die dem Spiel den eigentlichen Rollenspielcharakter verleihen sollen, haben vermutlich nichts anderes zugelassen. Trotzdem handelt es sich bei DS2 eher um ein Pseudo Rollenspiel, dies merkt man auch daran, dass wie bei vielen Rundenbasierten Rollenspielen bei einem Treffer oder Gegentreffer irgendwelche Zahlen rumfliegen, um die stärke des Schadens anzuzeigen. Empfinde ich zusätzlich zu einem schwindenden Energiebalken als eher überflüssig und etwas fantasielos.

Vulgrim darf natürlich auch im zweiten Teil nicht fehlen, schliesslich kann auch Tods Waffenarsenal und Kampftechnik verfeinert und getrimmt werden. Der Dämon möchte aber diesmal keine Seelen, sondern Münzen, die zu Beginn lästigerweise eher spärlich gesät sind, zumal sich Vulgrims Preise ordentlich gewaschen haben...

Botanik des Grauens

Die Grafik ist um einiges schlechter als im ersten Teil. Dies gilt zwar NICHT für die Spielfiguren, Waffen und Items sowie die dazugehörigen Animationen wie Flammen, Rauch oder Staub. Doch die Texturen des Leveldesigns wirken oft sehr lieblos, verpixelt und wenig plastisch.

Den Gipfel der Hässlichkeit bilden jedoch die ganzen Gräser, Sträucher und Bäume.
 Ich bin entsetzt. Auch wenn Skyrim in diesem Bereich sehr hohe Massstäbe gesetzt hat, kommt die Pflanzenwelt nicht über PS2 Niveau hinaus. Bei näherer Betrachtung werden Grashalme oder Blätter zu riesigen, äusserst unansehlichen und undefinierbaren Farbklecksen. Die einzige Grafik Einstellung die man vornehmen, kann bezieht sich auf den Gamma-Wert, welchen man mit Vorteil eher nach unten korrigiert.


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Das sensationelle Character Design von Joe Madureira besticht jedoch auch im zweiten Teil durch seine comichafte Einzigartigkeit, wunderliche Proportionen und filigrane Details.

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One Man Army



Dies bezieht sich hier nicht auf den Protagonisten sondern auf den Komponisten des Soundtracks, Jesper Kyd Jakobson aus Dänemark, welcher bereits bei Assassin’s Creed für den guten Ton sorgte.
 Jesper Kyd hat im Alleingang eine überraschend melodiöse, leicht orientalisch, mittelalterlich angehauchte, und doch klar elektronische Klanglandschaft entworfen, die sich bei weitem nicht so orchestral düster, karg und trotzdem episch anfühlt wie diejenige des ersten Teils. Stellenweise etwas übertrieben kitschig... 
Hatte ich doch mal die Befürchtung es würde demnächst ein Einhorn auftauchen und mich mit einem Regenbogen vollkotzen. Auf ein paar fette Gitarrenriffs während den Kampfsequenzen wartet man vergeblich.
 (Nur so von wegen norwegischer Black Metal Band...)

Das Resultat lässt sich im übrigen durchaus auch ohne Spiel hören. Die Playlist mit allen Songs des Darksiders 2-Soundtracks findet sich hier »

Track Nummer 5 «The Corruption» is ein ziemlicher Ohrwurm...

Fazit

Darksiders 2 ist ein eher durchschnittliches Action Adventure, welches vorallem an «Prince of Persia: The Warrior Within» mit zusätzlichen Rollenspielelementen erinnert.

Meines Erachtens kein würdiger Nachfolger des ersten Teils, auch wenn der Spielspass durchaus vorhanden ist.

Den ganzen Firlfefanz mit den Codes, um spezielle Waffen, Rüstungen, etc. freizuschalten, hätte man besser via Side-Quests in das eigentliche Spiel gepackt.

Für meine Wenigkeit und Freund des Genres ist und bleibt der erste Teil von Darksiders das beste Videospiel aller Zeiten.


judgementbox
Darksiders II
Positiv

Cooles Combat System, grosses Waffenarsenal und Aufrüstungsmöglichkeiten, riesige Spielwelt und knackige Gegner, sensationelles Character-Design von Joe Madureira, cooler Soundtrack von Jesper Kyd, Dialog-Funktion.

Negativ

Schwaches Leveldesign ohne den Charme des ersten Teils, verwirrende Story bei der man leicht den Faden verliert, 
unübersichtliche Kampfsequenzen, teilweises Ruckeln und Hängenbleiben, mageres Booklet, zeitlich limitierte Codes um Extras freizuschalten

Alleine spielen: Nur für Fans.
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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Darksiders II
Erhältlich für PlayStation 3, Wii U, Windows PC, Xbox 360
Von THQ (Developer, Publisher)