DARKSIDERS: WRATH OF WAR
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Darksiders: Wrath Of War

vor 14 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 12 Jahren

Kann denn Apokalypse Sünde sein? 100 Jahre nach dem offiziellen Untergang der Welt versucht ein einsamer Reiter seinen Ruf zu retten. Die Endzeit ist also doch nicht ganz das Ende aller Tage, und wir haben unseren ersten Überraschungshit des noch jungen Jahres 2010.

A bad day for War - wenn Krieg mit dem falschen Bein aufsteht

Der neuste Wurf aus dem Hause THQ, entwickelt von Vigil Games, spielt in einer Zukunft voller Zerstörung und Asche. Wir schlüpfen in die Haut eines Reiters der Apokalypse mit dem treffenden Namen «Krieg», der aus Versehen aufgrund eines Betrugs mal kurz das Ende der Menschenwelt verursacht hat. 100 Jahr später wird ihm aufgetragen, seinen Schaden wieder gutzumachen und sein Ansehen wiederherzustellen.

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Gestatten, Krieg an der Tür. Jemand zuhaus?

Zurück auf der Erde bietet sich ein düsteres Bild: Die Mächte des Himmels und der Hölle liefern sich erbitterte Kämpfe, und etliche unangenehme Zeitgenossen mit mysteriösen Absichten bevölkern ausserdem die Überbleibsel von New York City. Dazu kommt, dass Krieg den Grossteil seiner Kräfte und Fertigkeiten zwischenzeitlich eingebüsst hat. Es gilt fortan Strassenzüge, Dungeons, Wüsten und Städte zu erkunden, Rätsel zu lösen und auf spektakuläre Weise etliche Monster abzumurksen. Man begegnet diversen Mini-Bossen und ungeheurlich riesigen Bestien, die Krieg ans Leder wollen, und man darf ein ordentliches Sammelsurium an Items und Powerups anlegen. Klingt ein bisschen wie Zelda featuring God Of War? Diese Einschätzung ist nicht so weit gefehlt, das Spiel enthält aber auch noch ein bisschen Gears Of War und inFamous, was ebenfalls nicht schaden kann.

Ein Held wie aus dem Comicbuch

Was Darksiders auf den ersten Blick erkennbar einzigartig macht, ist der eigene Design-Stil. Die Levels und Charakteren sind wunderbar gezeichnet und animiert, und besonders der Held der Geschichte macht einen tollen Eindruck.

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Es ist wunderbar anzuschauen wie Krieg durch das Abenteuer seines Lebens bolzt. Streckenweise könnte man fast meinen, man spielt einen interaktiven Bande Dessiné, derart eindrücklich sind die Umgebungen und die Settings gestaltet mit dem Dunst, den Spiegelungen und den liebevoll gebauten halbzerstörten Gegenden. In luftigen Höhen, in aufgespaltenen Strassenzügen und auf zerfallenen Highways, in tiefen U-Bahn-Tunneln und versunkenen Gebäuden, um nur ein paar zu nennen, lauern unzählige Monster und Jäger der Himmelsgarde, und immer wieder präsentieren sich die abwechslungreichen Levels in erstaunlich hübscher Aufmachung. Gerade die Wasseroberflächen und Ströme sind eine Augenweide, und zu den Highlights gehören sicherlich auch die Unterwasserabschnitte.

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Das Wasser hat einen Oskar verdient

Auch vom Gameplay her gibt es immer wieder Abwechslung, so müssen Bosskreaturen mit Köpfchen strategisch ausgetrickst werden, und man findet sich auch mal auf dem Rücken eines geflügelten Himmelswesens wieder um fliegend einen bestimmten Ort zu erreichen.

Seelen, Schädel und ein gieriger Händler

Für besiegte Gegner oder zu entdecken in Truhen gibt es drei verschiedene Arten von Seelen: gelbe, grüne und blaue. Die gelben Belohnungen füllen den Zorn-Level auf, mit dem man spezielle Attacken oder temporäre Kampfstärkungen wie Panzerung o.ä. aktivieren kann. Die grünen Seelen füllen die Lebensenergie von Krieg wieder auf, und die blauen Schädel können beim durchgeknallten Händler Vulgrim gegen neue Moves, Waffen, Lebenselixiere oder andere nützliche Dinge eingetauscht werden.

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Kriegs Klinge namens Chaosfresser, hier auf dem Rücken getragen, darf im Verlauf des Spiels mit zusätzlichen Kräften ausgestattet werden

Interessant umgesetzt ist dieses Prinzip dahingehend, dass man von gewissen Gegnern unterschiedliche Belohungen kriegt, je nach dem wie man sie beseitigt. Fliegende grüne Brut im U-Bahn-Level beispielsweise dürfen entweder normal bekämpft werden für gelbe und blaue Seelen, oder in der Luft zerrissen (quasi konsumiert) werden um an grüne und ein paar blaue Rewards zu kommen.

In den Kisten, die man an mehr oder weniger gut versteckten Orten findet, befinden sich ausserdem auch Fragmente von Lebenssteinen, um die Lebensanzeige auszubauen, Zornerweiterungen und andere wertvolle Dinge.

Wundersame Begegnungen mit Freund und Feind

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In Kriegs Abwesenheit haben sich einige merkwürdige Wesen auf der Erde niedergelassen

Das Grundprinzip von Darksiders ist sicherlich bewährt, viel wirklich Neues wird uns hier nicht serviert. Der originelle Mix ist so aber noch nie dagewesen und macht ganz einfach Spass.

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Die Wurfklinge à la Links Bumerang aus Zelda, welche man bald nach Beginn bekommt für den Fernkampf oder das Lösen von Puzzles, sowie der Doppelsprung wie derjenige von Kratos aus God Of War, sind keineswegs neu. Zusammen mit den vielen weiteren «Gameplay-Zitaten» und der eigenen Optik samt Figuren und genialen Bosskreaturen liefert Darksiders aber leichter Hand genügend Stoff für an die 20 Stunden Spielspass.

Die Kämpfe, während welchen man des öfteren in Räumen eingeschlossen wird, bis alle Monster besiegt sind, sind gut gelungen und laufen grösstenteils butterweich ab. Die Framerate ist (zumindest bei der getesteten PS3-Version) sehr stabil hoch und hat nur bei einigen wenigen Passagen etwas Schiffbruch erlitten. Dies ermöglicht ein gepflegtes Säbelrasseln erster Güte. Krieg darf ausser mit dem Schwert im Verlauf des Spiels auch noch mit ein paar wenigen anderen Waffen zu Werke gehen. Dazu darf er Spezialfertigkeiten erwerben und einsetzen oder sich kurzzeitig in eine Chaosform verwandeln, welche dann in etwa ausschaut wie eine Miniversion des Balrogs von Moria aus Herr der Ringe. In diesem Zustand ist Krieg kaum zu stoppen, und es lohnt sich diese Fertigkeit gezielt mit dem richtigen Timing einzusetzen.

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Wenn Krieg seinen Chaosfresser schwingt, donnerts ordentlich im Gebälk

Augenfällig sind die Finishing Moves, welche bei Gegnern angewandet werden können, die bereits geschwächt sind. Dann fliegen die Gliedmassen gleich reihenweise durch die Gegend und es geht ordentlich zur Sache. Ab und zu darf man auch auf einem der grösseren Biester «reiten» und so die kleineren Höllenhunde oder Himmelsschwadronen wegputzen.

Interssant ist sicherlich auch die hohe Zerstörbarkeit der Umgebung. Vieles lässt sich in Stücke hacken und zertrümmern, wie z.b. Pfeiler, Säulen und Grabsteine. Autos, Parkuhren, und andere Gegenstände dürfen zudem aufgehoben und als Wurfgeschosse verwendet werden, warum aber fallengelassene Waffen von Gegnern nicht aufgehoben werden können weiss wohl nur THQ allein. Die hervorragende Physikimplementierung hilft hier jedenfalls auch sehr, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Gegner, Trümmer und Geschosse fliegen gleichermassen glaubwürdig durch die Luft, prallen von Wänden ab und purzeln in der Gegend rum.

Fazit

THQ hat in der Vergangenheit mit ähnlich gelagerten Spielen nicht vollends überzeugen können. Conan war ein eher mittelmässiger und linearer Hacker, der zu sehr Kratos nacheifern wollte und das Niveau von God Of War nie wirklich zu erreichen vermochte. Der neue Held mit dem klingenden Namen macht da schon ordentlich was her, und die Mischung aus vielen gut integrierten Elementen anderer Spiele und dem coolen eigenen Stil ist durchaus gelungen.

Screenshots by wisegamers


Zweite Meinung von LKM

Prinzessin Zelda und Kratos hatten ein Baby. Und das ist einiges besser rausgekommen als man hätte erwarten können. Darksiders übernimmt das Gameplay quasi komplett aus der Zelda-Serie (inklusive geschlossene Türen die erst aufgehen wenn man alle Monster im Raum besiegt, Dungeons voll mit Rätseln, Jingle, wenn man ein Rätsel löst, "Herzstücke", die man sammeln muss, Schatzkisten, Skelettgegner, riesige Endgegner, Bumerang, Hookshot, Bombenpflanzen, und so weiter). Das relativ strikte Kampfsystem aus Zelda wurde durch ein dynamischeres, tieferes Kampfsystem ersetzt, welches an Spiele wie God of War erinnert.

Das optische Konzept stammt von Comic-Zeichner Joe Madureira, und zeichnet sich durch abwechslungsreiche, farbenfrohe Gegner sowie ein hübsches post-apokalyptisches New York aus. Ab und zu verwendet das Spiel sogar ein feines Cel Shading.

Ebenfalls kurz erwähnt werden sollte die äusserst gelungene englische Sprachausgabe. Insbesondere The Watcher, der von Mark Hamill gesprochen wird und die Rolle von Zelda's Fee Navi übernimmt, fällt positiv auf. Die Sprachausgabe kann auch auf Deutsch umgeschaltet werden.

Einzig negativ fällt auf, dass die Framerate des Spiels je nach Szenerie nicht ganz über alle Zweifel erhaben ist, und dass das Spiel im Vergleich zu einem "echten" Zelda-Game etwas linearer ist. Ausserdem ist die Kamera in der normalen Ansicht ein bisschen zu nahe an Krieg, und die erste Stunde des Spiels scheint als längeres Tutorial gedacht zu sein - was ebenfalls an Zelda erinnert. Gross stört das alles aber nicht; Darksiders macht einfach enorm Spass, und wenn man das Spiel startet kommt es schnell vor, dass man etwas später auf die Uhr schaut und plötzlich drei oder vier Stunden vergangen sind.

Schön wäre, wenn Darksiders nicht das letzte Spiel wäre, welches ein paar Zelda-Konzepte auf die Sony- und Microsoft-Konsolen bringt.

judgementbox
Darksiders: Wrath Of War
Positiv

Geniale Optik, tolle Levels, abwechslungsreiche Welten mit knackigen Rätseln, rasante Kämpfe, imposante Bossfights und recht abwechslungsreiche Gegner

Negativ

Controls streckenweise etwas klobig, nächstes Ziel in manchen Fällen etwas unklar, etwas lange Ladezeiten beim Aufstarten, Waffenauswahl wäre noch ausbaubar gewesen, zusätzliche Moves etwas wenig effektiv

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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Darksiders: Wrath Of War
Erhältlich für PlayStation 3, Windows PC, Xbox 360
Von THQ (Developer, Publisher)