MOTORSTORM APOCALYPSE
Testbericht | PS3
Motorstorm ApocalypseAus Pietätsgründen erscheint der vorliegende Testbericht zum neuen Motorstorm Apocalypse etwas später als geplant. Echtes Erdbeben und echter Spielspass vertragen sich auf Anhieb nunmal nicht ganz so gut. Aber eben. Lassen wir die Realität einmal sein wie sie ist. Das Leben geht weiter, und schlussendlich ist ein Videogame eine Inszenierung und ein Schauspiel — darum ab in die Action und rein in den Test: Willkommen auf dem SchutthaufenGleich zu Beginn wird der geneigte Gamer und allfälliger Motorstorm-Veteran mit einer Neuerung konfrontiert. In Form eines Comics spielt sich eine etwas halbreife Story auf dem Screen ab. Trotz mancher eher langweiligen Episode im Verlauf der Einzelspieler-Kampagne vermag der Handlungsstrang mit den drei Piloten, in deren Rollen man schlüpft, einen Mangel der Vorgänger zu beheben. Denjenigen des «Ich-bin-nicht-wirklich-da»-Gefühls, welches im Original wie auch in «Pacific Rift» spürbar war. Die Animationen vom Rennevent in den Vorgängern waren easy, die Rennen voller Action, aber dazwischen fühlte man sich etwas zu weit weg. Kritische Stimmen werden sagen die neuen Comic-Geschichten sind nicht sehr vielsagend, positiv gestimmte Gemüter schätzen die Überbrückung der immernoch zu langen Ladezeiten. Ich persönlich fand die Neuerung okay, man hatte das erste Mal wirklich das Gefühl, einer der Piloten an einem Motorstorm-Event zu sein. Wenn auch nicht einer der absolut hellsten, gemessen an den Charakteren in den Comics. Spass Die ersten Rennen fahrt ihr als Rookie Mash und eure ersten Gehversuche in der Disziplin «Brutaloracing» sind ein einer Art Tutorial gehalten. Das ist ebenfalls noch nievorgekommen ist in einem Motorstorm-Game, und lässt euch gleichzeitig die unterschiedlichen Fahrzeugklassen durchtesten. Die ersten Events bieten nämlich keine Fahrzeuge zur Auswahl, damit ihr alle Vehikel-Typen zu spüren bekommt. Durchaus nützlich für Neueinsteiger, und das Ankommen am Schauplatz des zerstörerischen Geschehens ist damit auch gleich flott und smooth erzählt. Die erste Strecke gibts im Spiel nur im Prolog, die Fahrt vom Strand in die Stadt ist einmalig. Stadt des DonnersNe, nicht «Stadt des Döners». Das war einmal. Sämtliche Imbissbuden haben in der von heftigen Erdbeben und Bränden demolierten Metropole längst ihre Rollläden für immer heruntergelassen. Die von Trümmern geprägten Streckendesigns können sich anhand des attraktiven Settings mehr als sehen lassen. Die in Renngames schon fast übliche Tatsache, dass die Strecken einigermassen grossen Unterschiede in Spannung und Schönheit aufweisen, ist auch bei Motorstorm Apocalypse nicht wegzuweisen. Ein besonders cooler Aspekt hinsichtlich der Umgebungen sind die laufenden Veränderungen, die zwischen den Rennen vor sich gehen. Es kann sein, dass während eines Rennens eine Brücke einstürzt oder ein Gebäude zur Seite kippt. Im nächsten Rennen bleibt die Veränderung bestehen, es gibt aber auch zerstörerische Kräfte der Natur, die zwischen den Rennevents wirken, und so kann man sich nie 100 Prozent auf detailgenaue Streckenkenntnis verlassen. Wie ein Fluss, der sich bei jeder Überschwemmung neue Wege sucht, gibt es Modifikationen in den Rennstrecken durch die Betonkadaver, die zu überraschenden neuen Kurven und Schluchten führen können. Man sollte sich zu Beginn eines Rennens also nie allzu sicher sein, wo genau die Jagd entlangführt. Und genau darin besteht das grösste Problem von Apocalypse: Man rammt immer und immer und immer wieder die Umgebung oder Teile davon. Das kann mitunter etwas nerven. Das Spiel ist schnell, sehr schnell sogar, was mich persönlich nicht gestört hat. Aber die Kombination mit mancher üblen «Nirgends-mehr-ein-Ausweg-frei»-Situation, die sich plötzlich ergibt, ist nicht perfekt ausgewogen. Neue Boliden, neue Rösser, neue TricksWenn es während einem Rennen zu Zerstörungs-Events à la Split / Second kommt (hier kann man diese jedoch nicht selbst auslösen), wird dem Spieler dies mit einem unübersehbaren leuchtenden Viereck angezeigt. Drückt man die entsprechende Taste, sieht man meist ein Stück voraus etwas ziemlich gigantisch Grosses explodieren, in Flammen aufgehen, zusammenstürzen oder zur Seite kippen. Neben den dynamischen Strecken gibts neu Supercars und Superbikes. Die Premiere auf letzteren ist eines der ersten richtig atemberaubenden Rennen des Spiels, welches ich für etwas vom eindrücklichsten halte in Sachen Racing, was ich bisher gesehen habe. Die Stadt liegt in der Abenddämmerung, überall flackern Feuer, der Horizont glüht rot, und man donnert mit 250 Sachen und eingeschaltetem Scheinwerfer durch Funken, die durch die Abendluft schwirren. Der Asphalt brennt, und plötzlich kippt vor einem ein Wolkenkratzer zur Seite, mitten im Stadtzentrum. Um Haaresbreite und mit eingezogenem Kopf jagt der Stahlhengst geradenoch untendurch, hinter den Auspuffrohren herrscht blankes Chaos und Staubnebel. Krass. Schöne kaputte WeltDie Grafik hat seit Pacific Rift keine riesen Sprünge mehr gemacht. Man kann davon ausgehen, dass die grossen Zerstörungs-Events einiges von der Perfomance wegfressen. Dazu liegen überall viele Trümmer rum, was bei MoSto 1 und 2 nicht der Fall war, und die Physik ist cool gemacht. Auch an der Framerate gibts nichts zu nörgeln, die läuft butterweich vor sich hin. Georgelt wird auch was das Zeug hält. Soundtrack und Motoren sind vom Feinsten, was die Gameindustrie hergibt. Die Drum'n'Bass- und BigBeat-Tracks gehören zur Tradition der Motorstorm-Serie und haben einen eigenen Stil von Renn-Feeling geprägt. Brutale Crashes, brachiale Beats, tödliche Stunts. TückenDas Gameplay hat einige Tücken. Fällt man aufs Dach, ist fertig lustig. Das fand ich schon seit Teil 1 ein unnötiges Feature. Gibts immernoch. Die Jungs von Evolution Studios haben hier definitiv ein paar neue Pfade beschritten, und das ist nicht nur gelungen. Bereits angesprochen weiter oben wurden die manchmal etwas nervigen Sackgassen, die durch Veränderungen der Levels entstehen. Dies lässt sich im Rahmen des Gamekonzepts nicht vollständig verhindern, aber vielleicht hätte etwas mehr Testing hier geholfen. Auch sind die Passanten, egal ob Soldaten oder die Crazies (super Name übrigens), eigentlich total überflüssig. Eine brennende, verlassene Stadt hätte mir besser gefallen. MultiplayerUnter «Schnelles Rennen» kann per Anmeldung von weiteren Controllern mit bis zu vier Spielern Splitscreen gezockt werden. Die Duelle unter echten Konkrahenten, gemischt mit dem Gegnerschwarm, haben eine total eigene Qualität und machen Motorstorm seit Pacific Rift zu einem kurzweiligen Actionracer für Sofafreunde. Der Online-Multiplayer hat sich seit dem ersten Teil nicht grosssartig verändert. Die Frage ist auch, was eigentlich neues wirklich Sinn machen würde. Die Zutaten haben sich für Apocalypse in der Hinsicht etwas geändert, als dass die Streckenveränderungen natürlich alle Spieler betreffen, während früher «nur» die unterschiedliche Wahl der Fahrwege einen Unterschied machte. FazitMotorstorm Apocalypse ist nicht der beste Titel der Franchise über alles gesehen. Mir persönlich hat das Setting und der Speed zugesagt, andere werden sagen Teil 1 war zu langsam, Teil 2 ideal und Teil 3 zu schnell. Nicht alle Boliden machen gleich viel Spass. Die Fahrten mit den Big Rigs waren bereits in Teil 1 mehr Frust als Lust, und das hat sich nicht wirklich geändert. Andererseits sind Superbikes und Supercars eine willkommene Ergänzung der Palette. Kritische Stimmen könnten sagen: In Motorstorm Apocalypse ist die Apokalypse etwas wichtiger als Motorstorm. Eigentlich müsste das Spiel Apocalypse: Motorstorm heissen, denn das Racing muss ab und an hinten anstehen. Wir bedanken uns bei PlayStation Schweiz für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Zweite Meinung von LKM
Okay, klar. Ich kritisiere hier auf hohem Niveau. Motorstorm Apocalypse ist ein fantastisches Spiel. Und trotzdem: der dritte Teil der Motorstorm-Reihe ist eine enorme Enttäuschung. Was als erstes extrem nervend auffällt ist die Story, die im Single-Player-Modus erzählt wird. Diese ist nicht nur völlig unnötig und hält den Spieler bloss vom guten Teil des Spiels (den Rennen) ab, sondern sie ist auch noch schlecht geschrieben und verwandelt das Spiel in eine eher lächerliche Affäre. Nachdem das Rennen begonnen hat, fällt das nächste Problem auf: das Spiel ist enorm schnell. Der erste Motorstorm-Teil war ein taktisches Spiel, bei welchem man nur durch Voraussicht und korrektes Wählen der Fahrspur gewinnen konnte. Der zweite Teil hat das Tempo etwas erhöht, aber vieles von der Taktik ist geblieben; meiner Meinung nach der perfekte Kompromiss zwischen taktischem Fahren und Adrenalin-Schub. Der dritte Teil hingegen setzt nur noch auf Speed. Taktisches Fahren wird hier unmöglich, man reagiert während dem ganzen Rennen nur. Das wird durch die einstürzenden Gebäude und anderen Strecken-Effekte noch verstärkt. So erinnert das Spiel mehr an ein Burnout oder ein Split/Second als an die früheren Motorstorm-Titel. Damit bleibt das Fazit: im Vergleich zu den früheren Ausgaben sind leider beinahe alle Neuerungen des dritten Teiles entweder unnötig oder kontraproduktiv, während bestehende Probleme (wie das von DN erwähnte "sobald das Dach den Boden berührt explodiert das Auto"-Feature) geblieben sind. Trotzdem: das Spiel macht Spass. Wer damit leben kann dass es sich hier eher um ein Burnout mit Trucks statt um einen echten Nachfolger des ersten Motorstorm-Titels handelt, dem sei Apocalypse empfohlen. Motorstorm: Apocalypse
Positiv
Tolles Speedfeeling, kaum Längen im Gameplay, viel Abwechslung, hammerharte Action in den Rennen, spektakuläre Crashes, vernünftig aggressive Gegner, coole neue Boliden und Superbikes, Splitscreen für Races bis zu vier Spieler (etwas versteckt unter «schnelles Rennen», zweiten Controller aktivieren) Negativ
Unnötige Passanten, relativ lange Ladezeiten, tückische Umgebung, nicht mehr voll und ganz MoStorm-Feeling
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.
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