GOD OF WAR - ASCENSION
Testbericht | PS3

God Of War - Ascension

vor 11 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 11 Jahren

Es ist eine Weile her, seit Kratos in seinem dritten Abenteuer zur (Göttermords-)Tat geschritten ist und dabei zum wiederholten Male Tausende von Fabelwesen in's olympische Nirvana geschickt hat. Ascension macht sich nun daran, die Vergangenheit von Kratos zu beleuchten. Und wie es dazu kam, dass er zu dem Krieger wurde, den die Götter fürchten: Zum unerbittlichen Spartaner. Wie spielt sich Kratos' neuster Ausflug in die antike Götterwelt des Peloponnes?


Aller Anfang ist Knast

Die Geschichte von Ascension spielt sechs Monate nach dem tragischen Todschlag von Kratos' Frau und Kind — zu welchem er selbst in seinem gottgegebenen Wahnsinn getrieben worden war — und zehn Jahre vor der Handlung des ersten Teils von God Of War. Der unheilige Bund, den Kratos mit Ares eingegangen ist, und von dem er sich nun zu befreien sucht, bildet die Grundlage der Spielhandlung. Um sich von dem Seelenverkauf an den Kriegsgott Ares zu befreien, muss Kratos drei Furien — agressive Halbgötter — bezwingen, eine davon mit Namen Megaera.

Zu Beginn des Spiels liegt Kratos in Ketten, und zwar nicht in irgendeinem Gefängnis. Nein. In DEM Gefängnis der olympischen Parallelwelt schlechthin, nämlich der lebenden Gefängniswelt, welche einem gefolterten und gemarterten Titanen aufgezwungen worden ist. Und so beginnt das Abenteuer und Kratos' Suche nach Rache in einer denkbar ungünstigen Lage. Leider ist der Einstieg in die Geschichte etwas abgehakt ausgefalllen, ich hätte mir ein paar Sequenzen mehr zur Erklärung von Kratos' Situation gewünscht.

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Die Story — insbesondere der Beginn — fällt so leider etwas verwirrlich aus, und es ist nicht sehr schlüssig oder klar, warum Kratos die Dinge tut die er gerade tut. Dies wird erst im Verlauf der ersten Hälfte klar. An manchen Stellen erkennt man auch nicht gleich, was das Spiel von einem will, und das erstaunt angesichts der hohen Qualität von vergangen Titeln doch ein bisschen. Der Flow war bis anhin ein grosser Pluspunkt in God Of War-Games, und der ist hier nicht immer gegeben.

Gigantismus pur

Manche Begegnung mit Bossen oder Minibossen, ja ganze Levels sind unglaublich beeindruckend gemacht. Streckenweise hat man den Eindruck, dass alles lebt und kreucht und sich wölbt bis zum hinterletzten Polygon. Dies gilt insbesondere für die Bosse. Sowohl in ihrer schieren Grösse, welche Kratos um das Dutzend- bis Hunderfache überragen, als auch in ihrer animatorischen Qualität und im Design vermögen gewisse Passagen richtig gut zu gefallen. Es gibt jedoch neben den ohne Zweifel vorhandenen Höhenflügen auch immer wieder weniger spannende Abschnitte, welche ein bisschen wie Füller anmuten. God Of War 3 hatte da einen grösseren durchgehenden Drive von Anfang bis Schluss.

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Leider vermag Ascension in Sachen Aufbau und Dramaturgie nicht vollends zu überzeugen. Viele Spielwelten wirken einfach zu sehr wie Videogame-Levels und zuwenig wie «echte» antike Göttertempel oder legendäre Orte. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Manche Abschnitte von Ascension sind Videogame-Weltklasse, auch in visueller Hinsicht, aber hie und da wirken gewisse Passagen etwas leer, antiquiert, zu sehr bemüht oder einfach ein bisschen langweilig.

Aber abgesehen davon durchstreift Kratos auf seiner Reise auch im neusten Spiel Orte, die ein wohliges Lächeln auf das Gamergesicht zaubern. Spiegelnde Marmorböden, schön animierte Wasserwelten, sattgrüner Dschungel und andere beeindruckende Passagen gehören sicherlich zum visuell Attraktivsten, was es auf aktuellen Konsolen zu zocken gibt.

Nicht unerwähnt sollen die vielen nackten Tatsachen bleiben, welche kaum in diesem Mass in einem anderen Videogame zu sehen sind (mit Ausnahme vielleicht irgendwelcher einschlägiger Produktionen). Ich empfinde dies als positiv, nicht in erster Linie aufgrund der gezeigten Titties, sondern als Zeichen, dass der in Mainstream-Actionfilme längst gängige lockere Umgang mit Nacktheit und Sex auch langsam aber sicher den Weg in die Videospiele findet. Hammerharte Brutalität gemischt mit Prüderie hat mich schon immer eher befremdet. Abgehakte Köpfe überall, aber ein schwarzer Balken über nackten Tatsachen? Das kann ja nur merkwürdig wirken.

Kampftänzer Kratos

Neu für Kratos Waffenkammer sind die Elementarkräfte wie die Wassermagie des Poseidon in Verbindung mit Eis, Zeus' Blitzgewitter oder die Feuermacht von Ares. Unter diesen Kräften lässt sich fliessend und beliebig hin- und her schalten mit dem Tastenkreuz. Besonders gut gefallen hat mir persönlich der Hades-Trick durch die vielen witzigen Animationen und Beschwörungen.

Ohne Zweifel nahe an der Perfektion ist das Kampfsystem an sich, und zwar von den Upgrades über die Animationen bis zu den Waffen und magischen Fähigkeiten. In der Hinsicht kann immernoch kein Actiongame dem Spartaner das Wasser reichen. Wenn Kratos loslegt, bleibt kein Auge trocken. Fast könnte man meinen, es handle sich um eine Art brachiales Kampftanzballet.

Leider gibt es auch ein paar Bugs: So fühlt man sich wie Sisyphos, wenn aufgrund eines Fehlers ständig neue Gegner auftauchen, unendlich lange. Möglicherweise wird dies zum Release per Patch gelöst. Auch merkwürdig war ein Absturz beim Aufstarten der Kampagne. Sowas kennt man von Santa Monica Studios nun wirklich nicht. Wahrscheinlich werden diese Details für die Verkaufsversion wie gesagt mit einem Day-1-Patch gefixt, aber sicher ist nichts. Auch die Präsentation wurde von Fehler nicht verschont, hie und da ploppen im Hintergrund Objekte auf. Selten, aber bei einem God Of War schaut einfach etwas genauer hin.

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Neu sind die Sliding-Passagen, wo Kratos irgendwelche Tunnels oder Steilwände runterdriftet. Irgendwie konnte ich diesen Abschnitte nicht so veil abgewinnen. Kein komplettes Verbrechen, das nicht, aber auch keine wirkliche Bereicherung. Diese Sequenzen wirkten auf mich eher ein bisschen ratlos. Wie wenn die Entwickler vor dem Rätsel gestanden wären: Innovation ja, aber wie?

Alles in allem frage ich mich ein wenig, in welche Richtung die Serie weiterentwickelt werden könnte. Die Kämpfe sind kaum besser hinzukriegen, aber das eine oder andere Gameplay-Element und die Levels scheinen doch etwas antiquiert, um nicht zu sagen angestaubt. Vielleicht liegt dies auch an der (immer noch) nicht frei steuerbaren Kamera. Ich denke dass es sich lohnen würde, für zukünftige Abenteuer Kratos' zumindest die Option offen zu lassen für den Spieler, die Kamera selbst steuern zu dürfen. Das Ausweichen auf dem rechten Stick könnte per zusätzlichen Shoulder-Button-Press gelöst werden. Und die leidigen Kameraprobleme, welche ab und zu auftreten, wären so auf einen Schlag gelöst.

Premiere! Multiplayer mit Kratos

Erstmals in einem God Of War-Game darf man auch gegen Freunde und Unbekannte antreten in verschiedenen Spielmodi. Leider stand uns der fertige Multiplayer-Modus noch nicht zu Verfügung zum Zeitpunkt der Testversion, aber die sehr gelungene Beta dürfte sicherlich nicht schlechter sein als die Live-Version ab Launch. Und von dieser hatten wir ja einen sehr positiven Eindruck, insbesondere von der Team Capture The Flag-Variante mit Bossfight.

Vor ein paar Tagen wurde ausserdem bekannt, dass auch ein Kooperativ-Multiplayermodus für Onlinespiel dazukommen wird. Mit einem Freund (oder einer Freundin) darf man sich in einer Art Horde-Modus gegen ankommende Wellen von Gegnern prügeln. Erledigte Gegner vergrössern das Zeitlimit, und gesamt sollen zum Start vier Arenen zur Auswahl stehen.

Fazit

Ich werde das Gefühl nicht los, dass die talentiersten Köpfe bei Santa Monica Studio bereits seit geraumer Zeit am nächsten grossen God Of War für die PS4 arbeiten. GOW Ascension ist einfach kein durchgängig richtig hochklassiger Ritt wie vergangene Auftritte Kratos'. Immer wieder trifft man auf Passagen, welche sich nicht besonders flüssig spielen, oder einfach zuviele nutzlose interaktive Elemente enthalten, die keine Funktion haben. Dahingehend waren die bisherigen God Of Wars definitiv säuberlicher gemacht.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich Ascension in seinen besten Momenten so genial spielt wie die Vorgänger. Die Kämpfe sind brachial und temporeich wie eh und je, und die Miniboss- und Bossfights sind in keinem anderen Videogame ähnlich gigantisch und monströs.

Ich bin gespannt, was die Santa Monica Studios in Zukunft mit der Franchise anstellen werden. Ascension zeigt mit all seinen Qualitäten auch auf, dass die Serie langsam aber sicher an ihre Grenzen kommt.

Wir bedanken uns bei PlayStation Schweiz für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken.


judgementbox
God Of War Ascension
Positiv

Virtuoses Hack'n'Slay-Ballet, rasantes Gameplay, gigantische animierte Levels mit nie gesehenen Dimensionen, streckenweise fantastische Grafik und brillantes Gamedesign, vereinzelt geniale Gameplay-Mechanismen (z.B. das Artefakt vom Orakel)

Negativ

Einstieg in die Story etwas verwirrlich, vereinzelte Stellen etwas unklar für das Weiterkommen, einige Längen in manchen Passagen, hie und da frustrierende Jump'n'Run-Abschnitte und uncoole Quicktime-Events

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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God Of War Ascension
Erhältlich für PlayStation 3
Von Sony (Developer, Publisher)