METRO: LAST LIGHT Metro: Last LightEin interessantes Setting, überzeugende Grafik und ein vielversprechender Vorgänger: Metro Last Light sorgt auf Anhieb für Spannung. Hält die osteuropäische Produktion, was sie verspricht? Am besten gleich selbst rausfinden. Mir hat die Aufzeichnung des Erfahrungsberichtes aus dem Moskauer Tunnelsystem und von der verseuchten Oberfläche zweifellos viel Spass gemacht. Als der Himmel für immer verschwandMoskau Mitte des 21. Jahrhunderts: Ein nicht näher erklärter Nuklearkrieg hat die Welt in eine postapokalyptische Wüste verwandelt. Die einstige russische Metropole liegt in Trümmern, die Strahlung an der Erdoberfläche lässt Tschernobyl wie einen Kindergeburtstag aussehen und der saure Regen tötet alles und jeden, der sich an aus den Tunneln wagt. Die Geschichte orientiert sich an den Romanen von Dmitri Alexejewitsch Gluchowski und ehrt dessen Erbe in jeder Hinsicht. Gleichzeitig spürt man bei jedem Schritt durch die faszinierende Endzeit-Welt im Osten die dichte Atmosphäre dank des ausgeklügelten Buch-Hintergrundes. Inmitten dieses Horrorszenarios versucht der Spieler in der Rolle von Artyom sich gegen die Widrigkeiten der feindlichen Umgebung zu behaupten. Neben dem Orden, zu welchem Artyom gehört, ringen ein paar Neonazis mit der Kommunikationsmarke «das Reich» mit den Neokommunisten der roten Front und einigen mächtigen Händlern wie der Hansa um die Vorherrschaft und Dominanz über die paar Zehntausend Überlebenden in den Tunnels der Moskauer Metro. Lange Rede kurzer Sinn: Der saure Regen und die Strahlung sind im Vergleich zu den menschlichen Monstern nicht mehr als ein paar giftige Pilze im gepflegten Garten. Artyom wird zum Spielball der mächtigen Widersacher und muss sich immer wieder aus Gefangenschaft und Bedrohung befreien. Die überzeichneten Anführer der diversen Schergen wirken teilweise etwas arg clichiert, aber dienen einem übergeordneten Zweck: Was es an denkbar Bösem auf der Welt gibt — lückenlos in Metro vorhanden. Konzentrationslager, Folter und Vergewaltigung, Mord und Totschlag, Quälereien und ethnische Säuberungen, you name it. Wie wenn es mit den ganzen Bösewichten und baufälligen Tunneln ohne Licht nicht genug wäre, sorgen die geheimnisvollen dunklen Wesen für zusätzliche Aufregung. Artyom verfügt seit früher Kindheit über die Fähigkeit, Dinge zu sehen, welche andere nicht sehen, und mit den mysteriösen alien-artigen Gesellen Kontakt aufzunehmen. Dann wären da noch die Mutanten zu erwähnen, welche in aller möglichen Couleur für tödliche Überraschungen gut sind. Keine Biegung in den weit verzweigten Röhren unter Moskau ist vor den schleimigen, lichtscheuen, aggressiven Viehern sicher. Was natürlich auch nicht anders zu erwarten war. Auf Erkundung im StrahlenmeerAuf Anhieb fällt auf: Metro spielt sich hervorragend, die Controls sitzen satt in den Fingern und die Präsentation ist erste Sahne. Zu letzterem später mehr. Was das Gameplay angeht, so stechen ein paar Aspekte heraus, dazu komme ich gleich. Vieles ist herkömmliche First-Person-Kost. Das ist per se etwas Gutes, und nicht als Kritik gemeint. Die auffällligen — da innovativen — Dinge sorgen für aussergewöhnlich tolle Spiellaune. Da wäre zum Beispiel das Putzen der Gasmaske. Wie es sich in einem solchen Setting gehört, ist Artyom ständig irgendwelchen giftigen Gasen, saurem Regen, freucht-schimmlicher Luft, Dreck und verseuchtem Wasser ausgesetzt. Entsprechend kommt es vor, dass man mit einem kurzen Antippen von L2 die Sicht klären muss. Ich fand dieses Detail stimmig und total cool. Es ist ja nicht so, dass man alle 30 Sekunden die Maske putzen muss, aber ab und zu kommt man nicht darum herum. Ein weiteres hervorragend stimmiges Element sind die Dungeon-ähnlichen Gebiete in manchen Teilen des weitverzweigten Tunnelsystems, welche auch einem RPG entsprungen sein könnten. Manche Räume sind überwuchert von Mutanteneiern, andere voller Spinnweben, und diese Netze verlangsamen folgerichtig die eigene Bewegung. Mithilfe des standardmässig und standesgemäss mitgebrachten Feuerzeugs darf man die Netze abfackeln, was einerseits toll aussieht, und andererseits die Tiefe des Erlebnisses um ein kleines aber feindes Detail erweitert. So kommt man sich hie und da vor wie in Skyrim, fehlt nur noch der aufgemotzte magisch Bogen anstelle der Kalasch in den Händen der Spielfigur. In Metro — so könnte man sagen — haben es die Entwickler von 4A Games geschafft, manch scheinbar beiläufiges Element zu einer schönen Bereicherung des Spielerlebnisses zu machen, und dies auch noch stringent in die restlichen Interaktionsmöglichkeiten einzubauen. Was die restlichen Spielmechanismen angeht, so kennen wir diese aus vielen anderen Actiongames. Schön zu sehen ist, dass die Gefechtssituationen flüssig daherkommen, die Gegner nicht strunzdoof sind und das Shooter-Gameplay sitzt. Allein wegen der Action sollte man Metro allerdings nicht spielen, das wäre viel zu Schade um das hervorragend aufgebaute und inszenierte Setting. Witziges Detail: Manche Gegner müssen mit Licht bekämpft werden, was frischen Wind und Abwechslung hineinbringt. Fast wähnt man sich in Alan Wake für einen Moment. Auch Dinge wie die eher spärlich gesähte Munition, die Stealth-Abschnitte und die knappen Vorräte an Luftfiltern für die Gasmake erinnern an Survival-Horror-Titel und passen gut in das lebensfeindliche Setting von Metro Last Light. Ein Pfad in der DunkelheitDie Odysse durch die Tunnel der alten Moskauer Metro und die verstrahlte Geisterstadt darüber spielt sich nicht nur toll, sie schaut auch über alle Massen hervorragend aus. Krass, wie glaubwürdig und plastisch alles wirkt: Die kaputte Oberwelt, Wind, Regen, Tropfen auf der Maske, ein Pracht von einer Zerstörung. Gras biegt sich im Wind, halbzerstörte Gebäudetürme und Wolkenkratzer stehen im Sturm, mysteriöse fliegende Mutanten ziehen am Himmel dahin, das verzerrte Licht am Himmel wirkt wie auf einem anderen Planeten. Neben den detailreich ausgestalteten Tunneln und Bunkern wirkt die Welt an der Oberfläche wie eine andere Welt, und es ist eine überaus prachtvolle Geisterwelt, die einen da erwartet. Die Ausflüge durch die Ruinen und Trümmerfelder waren für mich ganz klar die visuellen Highlights in Metro. Allgemein handelt es sich hier um ein glaubwürdiges Szenario, aufgebaut mit viel Liebe zum Detail. Man stolpert in so manche witzige Szene wie eine Theatershow, die Charaktermodelle sind unterschiedlich gestaltet und die Tunnelbewohner ähneln sich nicht (nicht wie in vielen anderen Games, welche voller Klone sind). Der raue Charme konstrastiert schön zu den feinen Animationen und den vielen interessanten Nebenszenen, wo sich Leute über irgendwelche Themen unterhalten — storyrelevant oder nicht. Man hat ständig das Gefühl, in einer sehr lebendigen toten Welt unterwegs zu sein, einer Art Bombenkrater, wo sich neben Ungeziefer und Ratten auch ein paar grüne Sprösslinge aus dem Boden winden. FazitMetro Last Light ist für mich eines der klaren Highlights des bisherigen Gamejahres. Das Spiel kommt abgerundet daher, verfügt über Dutzende von schönen Details und präsentiert sich in einem absolut sehenswerten Gewand. Wer Endzeit und Action mag, kommt um diesen Titel nicht herum. Die Ukrainer von 4A Games servieren uns hier ein Hammer-Spiel, welches sich angenehm vom amerikanischen und japanischen Einheitsbrei im Action-Genre abhebt. Wir bedanken uns bei Softridge für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.
Metro: Last Light
Positiv
Tolles Waffenhandling, schöne Animationen, detailreiche Spielwelt, spannendes Setting und Story, greifbare Charakteren, einfach bedienbares Interface und Inventar, interessante Gameplayideen, stimmiger Soundtrack, beeindruckende Grafikengine Negativ
Etwas zu linear gemessen am Setting, Fraktionen teilweise etwas clichiert
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