BULLETSTORM
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Bulletstorm

vor 13 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 13 Jahren

Man soll sich ja bekanntlich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen. Auch nicht von Vorurteilen. Oftmals bleibt ein Spiel gut, wenn es gut anfängt. Wenn es jedoch sehr verhalten beginnt, wie Bulletstorm, ist man schon mal geneigt den Controller wegzulegen. Das wäre in diesem Fall ein grosser Fehler, denn der Geschosshagel mit Sci-Fi-Allüren steigert sich vom Cliché-Schiessstand schnell mal zu einem wahren Action-Furioso.


Es war einmal...

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Hoje. Der Einstieg in das Spiel ist storymässig noch halbhirniger als ähnlich gelagerte Kandidaten wie Gears Of War oder Killzone. Du bist Gray Hunt (der Name ist natürlich Programm), ein ausgestossener ehemaliger Söldner und Meuchelmörder, der nun als gesetzloser Trunkenbold auf Piratentour unterwegs ist und dabei seine Elvis-Koteletten schön geschmeidig hält. Gemeinsam mit seiner Crew, allesamt gröbige Schlachter ohne Gnade, macht Gray die Weiten des Alls unsicher. Die Truppe machts aber nicht lange — hoppeldihopp besteht sie bald nur noch aus einem notdürftig zusammengeflickten Japaner. Der begleitet Hunt in der Folge auf seinem Rachefeldzug gegen einen grossen General der Föderation.

Das Setting der Welt, obwohl weitgehend einfach gesetzt und nur dürftig erklärt, ist toll gelungen. Ein witziger Mix aus Mad Max, Enslaved — Odyssey To The West und The Fifth Element. Spielerisch ein Cocktail aus Vanquish, Gears Of War und Unreal Tournement. Klingt doch alles nicht so schlecht, oder? Ist es auch nicht, aber dazu mehr später.

Lass es krachen!

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In unserem Testbericht zu Killzone 3 war von viel Getöse und Blut die Rede. Nun, Bulletstorm setzt da in jeder Hinsicht noch einen obendrauf und lässt die Todeszone aus dem Hause Guerrilla Games schon fast wie ein Kindergeburtstag erscheinen. Ob einem die Metzgerei gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Die grosse Portion Humor bei all der Schlachtbank lockert das Spiel ein auf, die Brutalität ist jedoch schon gehörig over the top.

Davon einmal abgesehen bieten uns die Leute von people can fly, Epic Games und EA hier eine Actionorgie, die kaum noch zu übertrumpfen ist. Wer Duke Nukem in der Urversion gespielt hat, fühlt sich hie und da daran erinnert. Manche Passagen und der sprücheklopfende Hauptcharakter Hunt schauen sehr danach aus, als ob die Entwickler grosse Duke-Fans wären. Ausserdem steht ganz klar fest:

1. Die Leute hatten Spass bei der Produktion des Spiels, und das ist immer gut für uns Gamer

2. Die Leute wissen, wie man gute Shooter macht — und zwar ganz offensichtlich.

Bulletstorm ist ein Shooter durch und durch. Wahrscheinlich nicht der beste, falls es den überhaupt gibt, aber sicherlich ein grundsolider und ziemlich witziger Ballerei-Reigen.

Put a leash on that puppy

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Aber genug der Thesen und Prämissen, sprechen wir ein wenig über das eigentliche Gameplay. Das einzigartige und innovative Element von Bulletstorm sind die Abschuss-Skills. Man bekommt Punkte für bestimmte Aktionen, Abschussvarianten, Miteinbezug der Umgebung und andere wilde Manöver. Ergänzt und erweitert wird dieses Prinzip mit einer Art Energie-Peitsche, mit der man Gegner und Gegenstände heranholen und manipulieren kann. Und dazu kommt auch noch die Kick-Fähigkeit, mit der man Hindernisse aus dem Weg räumen, Gegner in die Luft katapultieren und allerhand sonstige lustige Sachen veranstalten kann. Bulletstorm ist also eine Art Feinballerei-Aktrobatik-Radau-Game. Oder so.

Die Skillpunkte dürfen später für Waffenupgrades, Munition und Erweiterungen eingesetzt werden. Je mehr Gegner man auf einmal umbläst oder je abgefahrener die Verkettung von Aktionen ist, desto mehr Bonuspunkte bekommt man auf einmal. Dieses Prinzip wurde von den Entwicklern auf die Spitze getrieben und wirkt als grosser Motivationsfaktor. Schnell einmal wird das ausgeklügelte Niedermähen von Monsterhorden zu einem wahren Sport.

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Die Widersacher verhalten sich übrigens recht clever, und sind mehr als nur Kanonenfutter. Es gibt diverse unterschiedliche Typen von Gegnern, die ein Anpassen der eigenen Taktik erfordern. Mit der Auswahl an jeweils drei mitführbaren Waffen sollte sorgfältig umgegangen werden. Manches Geschütz ist für bestimmte Situationen sehr gut, später wieder total ungeeignet.

Die Bosse und Minibosse sorgen zusätzlich für Laune, mehr sei darüber an dieser Stelle nicht verraten. Fakt ist, dass sich die eigene Tätigkeit im Spiel ein bisschen wie diejenige eines Shooter-Superhelden anfühlt, der zwar nicht unbesiegbar, aber doch ziemlich mächtig ist. Die Möglichkeit, wie in Vanquish auf dem Boden rumzuschlittern in High-Speed gibt dem Ganzen nochmals eine coole taktische Möglichkeit für Rückzüge oder schnelle Vorstösse.

Grossartige Kulisse

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Die Welt, in der das Game sich rumtreibt, ist voll von gigantischen Set-Pieces. Man ist nie gefeit vor einer Rutschbahnfahrt, an deren Ende ein pinkelnder Bösewicht umgehobelt wird von der eigenen Schlitterei, oder dass ein Gebäude halb in sich zusammenfällt vor der Nase oder anderen ähnlich gelagerten Glückseligkeiten. Bulletstorm hat etwas von einer Sci-Fi-Action-Komödie mit riesigen theatralisch aufgezogenen Schauplätzen.

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Die Orte und Welten sind abwechslungsreich gemacht, und sorgen immer wieder für den einen oder anderen Stauner. Wie auch in Killzone 3 kommt das Gefühl für die schiere Grösse der Schauplätze toll rüber. Bulletstorm setzt in der Hinsicht sogar noch einen oben drauf, wie z.b. in der Höhle der Gozilla-ähnlichen Riesenechse. Diese ist einfach gigantisch hoch. Sonst hätte ja auch das Vieh keinen Platz drin, klar.

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Die grossen Wasserflächen, halb überwucherten Städte und manche andere Passagen im Spiel vermögen auf eine eigene Art und Weise eine gehörige Faszination auszustrahlen. Bulletstorms Welt hat eine wirklich spezielle Anziehnungskraft und wirkt total stimmig.

Multiplayer

Epic Games hatte hier die Finger im Spiel. Entsprechend gibt es natürlich auch Möglichkeiten zum Onlinespiel. Eine Art Horde-Mode lässt eine Gruppe Verbündete gegen Massen von Gegnern antreten, und einen klassischen Online-Versus-Modus gibt es auch. Hier hält sich jedoch die Innovation in Grenzen, und die Feingliedrigkeit eines Call Of Duty: Black Ops oder Killzone 3 mit all den Klassen und Ausrüstungsoptionen gibt es hier nicht. Nebengeräusch hier: EA möchte wiedermal zusätzlich Geld von den Gamern für exklusiven Online-Multiplayer-Content. Wir finden das eher uncool, 60 Euro oder 90 Franken sollten schliesslich reichen, falls nicht wirklich was umfangreich Neues zusätzlich geboten wird.

Fazit

In welchem Game hat man schon je einen 10 Meter hohen Mecha-Dinosaurier mit Laserkanonenaugen per Fernbedienung gesteuert, der den Namen Waggleton P. Tallylicker trägt? lach

Bulletstorm ist wohl kein Spiel für Monate, wird dich aber durchaus ein paar Tage nah am Screen kleben lassen. Das Gameplay ist ziemlich einnehmend und macht Spass — trotz allem übertriebenem Gemetzel.

Man könnte das Spiel als eine Art Parodie auf das Machogehabe in ähnlich gelagerten Spielen sehen, vermischt mit beeindruckenden Visuals und überaus soliden Controls. Wer sich mit dem dumpfbackigen, aber durchaus witzigen Geplapper (unbedingt im Originalton spielen) anfreunden kann, hat hier viel Spass vor sich. Eine Art Vorab-Neuauflage von Duke Nukem.

Manchmal nerven ein paar Macken der Software, wie im Weg rumstehende Verbündete oder nur schwer überspringbare kniehohe Hindernisse. Grundsätzlich gibt's aber nicht etwas schwerwiegendes auszusetzen — du wirst das Spiel lieben, oder hassen. Etwas zwischendrin eher nicht.

Wir bedanken uns bei Electronic Arts / ABC Software für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Version für PlayStation 3.


judgementbox
Bulletstorm
Positiv

Tolle bis streckenweise grossartige Präsentation, witziges Actiongehabe mit reichlich Selbstironie, allerhand Überraschungen, viel Kreativität, vernünftig kämpfende KI-Mitstreiter, tweilweise recht clevere Gegner, Gigantische Weitsicht in den Levels, beeindruckende Set-Pieces, rasante Action

Negativ

Überaus viel Blut und Gemetzel, ab und zu Screentearings, Unreal 3-Engine zwar hübsch — inzwischen aber schon auch ein bisschen in die Jahre gekommen, passagenweise Checkpoints zu weit auseinander, KEIN SPLITSCREEN!, KI-Kollegen stehen manchmal im Weg rum

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Nur für Fans.
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.


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Bulletstorm
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Electronic Arts (Publisher), Epic Games (Developer), People Can Fly (Developer)