HUNTED — DIE SCHMIEDE DER FINSTERNIS
Testbericht | PS3 | Xbox 360

Hunted — Die Schmiede der Finsternis

vor 13 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 13 Jahren

Die flinke Elfin E'lara, bewaffnet mit Pfeil und Bogen, und der wuchtige Klingen-Krieger Caddoc machen sich auf, um gemeinsam durch alle möglichen Fantasy-Klassiker wir düstere Dungeons und satte Täler zu streifen, auf dem Weg zu ihrem Schicksal. Die Aufmachung des Spiels kann sich sehen lassen, das Gameplay ist nicht ohne Tücken. Lohnt sich das Ticket für den Actionausflug ins Reich der Fantasie?


Vier Fäuste für ein Halleluja

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In Alpträumen ruhen die wahren Monster, das wissen wir schon längst. Zumindest wenn wir uns in einem Fantasy-Abenteuer befinden, und ein Krieger-Veteran von einer eher unseriös wirkenden Fabelbraut mit üppigen Formen träumt, die merkwürdig leuchtende Augen aufweist. Da müssen bei jedem halbwegs belesenen RPG-Fan ja schlagartig die Alarmglocken läuten. Entsprechend wird der arme Irre aka Schlägerheld von seiner eleganten Elfen-Begleitung zurechtgewiesen, als er von der ungeheuerlich anmutenden Dame in seinen Träumen berichtet. Die erste Spielsequenz ist übrigens eben dieser Traum, und der spielt in einem dunklen Verliess. Sehr schön gemacht, ein stimmiger Einstieg in das Abenteuer.

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Zugegeben, die junge Elfin ist hübscher als Terrence Hill, und Haddoc etwas weniger rund als Bud Spencer, aber die Dialoge zwischen den beiden Hauptcharakteren sind ähnlich witzig und sorgen immer wieder für den einen oder anderen Schmunzler. Abgesehen davon kann sich die Story nicht mit übermässiger Originalität brüsten, sie fällt aber auch nicht ab. Wir erkunden düstere Dörfer, muffige Verliesse und verwunschene Wälder, um einige der mit viel Detailliebe erschaffenen Welten zu nennen, und begegnen allerhand illustren Gestalten. Die vorherrschende Bevölkerung jeglicher Umgebungen im Verlauf des Spiels besteht jedoch aus Fluten von Gegnern, die einem an den Kragen wollen. Die insektoiden, orkoiden oder zombioiden Übeltäter wollen schliesslich ihre gerechte Strafe mit Pfeil oder Klinge einkassiert kriegen, wie sich das für ein deftiges Fantasy-Actiongame gehört.

Von Rückendeckung und Reckenakrobatik

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Die Elfin und der Menschenkrieger unterscheiden sich nicht nur äusserlich ganz offensichtlich, sondern auch in der Art, wie man mit ihnen am besten verfährt. Caddoc ist ein wahrer Nahkampf-Panzer, jedoch kommt er um die Verwendung seines Schildes nicht herum, um einigermassen lange am Leben zu bleiben. Er verfügt zwar auch über eine Fernkampfwaffe, die Armbrust, welche aber langsamer reagiert und allgemein weniger Puste aufbringt als die elfischen Bogen.

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E'lara spielt sich mit ihren Bogenschützen-Fertigkeiten besonders flott. Sie kann zwar in den Nahkampf gehen und im Verlauf des Spiels mit zusätzlichen Zauberfertigkeiten (dazu später mehr) auch aus der Nähe ordentlich austeilen, es lohnt sich aber auf jeden Fall den menschlichen Beschützer und Hau-Drauf-Experten vorgehen zu lassen.

Der Spielablauf ist ganz klar auf Action getrimmt, und spielt sich streckenweise wie ein 3rd-Person-Fantasy-Shooter, wenn auch mit einem grossen ABER versehen. Das Spiel mit E'lara macht ungemein Spass und ist vergleichbar mit dem Kampf in der Rolle eines Bogenschützen in The Elder Scrolls: Oblivion oder Dragon Age. Beim Bogen handelt es sich offensichtlich nicht um eine automatische Waffe. Wer also generell keine Shooter mag, kommt hier trotzdem auf seine Kosten. Wer lieber in den Nahkampf steigt statt Pfeile regnen zu lassen, feel free. Das Spiel kann im Einzelspieler-Modus frei wählbar in der Rolle der Elfin oder des Kriegers absolviert werden.

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Grossartig verirren kann man sich in den Levels dank des jederzeit verfügbaren Navigations-Systems nicht. Position von nächstem Ziel und dem Partner werden angezeigt. Nervig hingegen stellt sich das Aufsammeln von bestimmten Gegenständen wie Gold dar, wofür extra ein Knopf betätigt werden muss. Andere Gegenstände werden teilweise automatisch eingesammelt — da kann man sich schon fragen, was sich die Entwickler dabei überlegt haben.

Schade ist auch die Tatsache, dass man nicht fliessend zwischen den Charakteren wechseln kann (Singleplayer). Spielt man zu zweit, wird man sich eh auf die eine oder andere Rolle einstellen. Und: Verliebe dich nicht allzuseher in bestimmte Items, Hunted ist wie gesagt kein RPG und setzt auf wechselnde Ausrüstung. Immer mal wieder muss man entweder im Dunkeln durch eine Höhle tapsen oder die aktuelle Waffe gegen eine Fackel eintauschen. Dies ist zwar einigermassen realistisch, widerspricht aber natürlich einigen Konventionen moderner Actiongames.

Interessant besonders am Kampfsystem ist die Tatsache, dass Caddoc im Nahkampf öfters mal nach einer Kombo den Schild einsetzen muss, um nicht gleich getroffen zu werden. Dies sorgt für interessante Dramatik im Umgang mit den zahlreichen Viehern.

Der Kooperativmodus von Hunted ist sauber ausgereift und überzeugend umgesetzt. Splitscreen ist leider nicht besonders gut gelungen, der Sichtausschnitt ist eher zu klein, übereinander angeordnet und verlangt nach einem richtig riesigen TV, oder Nahe-Dransitzen. Glänzen tut das Ganze in voller Pracht des vollen Screens im Zusammenspiel mit einem Freund oder einem unbekannten Mitkämpfer über Online. Die fundamental zwingenden Kooperativ-Aktionen sind zwar eher marginal, es ist nicht zwingend nötig ständig zu zweit irgendwelche Tänze aufzuführen, was ich persönlich als positiv erachte. Kreative Zusammenarbeits-Mechanismen wie in Lara Croft And The Guardian Of Light sucht man hier eher vergeblich, aber nichts desto trotz macht es sehr viel Spass, mit den beiden Recken auf Monsterjagd zu gehen. Es entstehen einzigartige Action-Fantasy-Szenen, die in Zusammenarbeit einfach verdammt viel Spass machen. Caddoc hebelt an der Front ein paar Gegner umher, lässt sie in die Luft schwirren, und E'Lara bespickt diese synchron mit Eispfeilen. Hammer!

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Und hier wären wir beim weiter oben angedeuteten Magie-Zirkel. Die Elektro-Zauber erinnern ein wenig an inFamous, was kein schlechtes Omen ist. Andere Zauber lassen die Gegner in die Luft heben oder anderswie malträtieren. Die magischen Fähigkeiten bringen auf jeden Fall Spass und zusätzliche Action auf den Tisch. Und ist man mal nicht schnell genug und stirbt trotz dem ganzen Arsenal, hilft einmal der Buddy oder der KI-Kumpel mit einem Reanimatons-Fläschchen.

Drachenschädel und dunkle Verliesse

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Wer auf klassische, reichhaltige Fantasy-Settings steht, kommt um Hunted nicht herum. Wie im neusten Castlevania sind die Levels mit tollen Lichteffekten, flotten Artworks und coolen Ideen überfüllt. So greifen beispielsweise in einem kaum erleuchteten Tunnelgang, wo wir mit einer Fackel bewaffnet uns vortasten, auf einmal Skeletthände nach den Helden, während die von der Fackel berührten Spinnweben funkensprühend abbrennen und für einen kurzen Moment einen glühenden Flockenfall verursachen.

Ab und an dürfen wir sogar ein paar Gebiete erkunden, ohne sekündliche Kampfeinlagen. Diese Abschnitte sorgen für Stimmung und überzeugen mit atmospährischen Räumen. Besonders die schiere Grösse mancher Schauplätze hat was für sich, man bekommt ein echtes Gefühl für die Ausmasse mancher Tunnelsysteme, Hallen oder Tälerlandschaften.

Überzeugen können auch die Riesenmonster und Bosse, wo besonders bei den Dämonen ordentliche Künstler am Werk waren bei der Kreation. Diese Zeitgenossen können es locker mit der Elite der Fantasy-Game-Ungetüme aufnehmen in Sachen Animation und Design.

Fazit

Hunted bietet neben den vielen schön gestalteten Settings 12-14 Stunden Abenteuer und Action, und das in recht hoher Qualität. Klar gibt es ein paar Lücken und ein paar Durchhänger, aber für Fans dieser Art Games ist die Auswahl allgemein recht mager, und die Qualität anderer ähnlich gelagerter Games durchschnittlich weit tiefer.

Wer Ramba Zamba und Fantasy mag, kann hier ohne Probleme zugreifen. Hunted ist sicherlich kein RPG, aber auch kein 3rd-person-shooter und setzt ganz klar auf handfeste Gefechte. Die vielen Ausbaumöglichkeiten und effektvollen Zauber halten geneigte Controller-Helden bei Laune und die abwechslungsreichen Kämpfe haben mit der Pfeil und Klinge-Kombination ebenfalls eine eigene Qualität.

Trotz einiger positiver Aspekte gibt es in Hunted einige Momente des «Haben wir schon gesehen»Â oder «Oha, nochmal eine gleiche Horde Gegner». Hunted erfindet sich nicht ständig neu im Verlauf der Story, und gerade die Handlung kann nicht ganz mit der satten Action mithalten.

Wir bedanken uns bei Bethesda für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken.

judgementbox
Hunted: The Demon's Forge
Positiv

Satte Action, hübsche Settings, detailverliebte Umgebungen, reichhaltiger Skill-Tree mit vielen Kampfzaubern, Waffenupgrades und Spezialfertigkeiten, coole Kampfanimationen, witzige Dialoge

Negativ

Künstliche Intelligenz nicht immer ganz zuverlässig (Singleplayer), Splitscreen-Modus etwas klein geraten und nur auf wirklich grossen Screens oder mit Nahbetrachtung wirklich spielbar, Story weder besonders packend - aber auch nicht abfallend, Framerate nicht überall ganz solide, einige Texturen verblassen etwas im Gesamtbild

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Nur für Fans.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
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Hunted: The Demon's Forge
Erhältlich für PlayStation 3, Xbox 360
Von Bethesda Softworks (Developer, Publisher)