ASSASSIN'S CREED - REVELATIONS
Testbericht | PS3 | PC | Xbox 360

Assassin's Creed - Revelations

vor 12 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 12 Jahren

Als vor rund einem halben Jahr bekannt wurde, wie die Assassin's Creed-Reihe weitergeht, war ich persönlich ein klein wenig enttäuscht. Klar, Ezio ist ein vielseitiger und interessanter Hauptcharakter, die Renaissance eine spannende Zeit und Konstantinopel aka. Istanbul ein reizendes Fleckchen Erde. Aber hat die Geschichte um den Edelmann aus Florenz genug Drive, um auch noch ein drittes Spiel komplett zu füllen? Wir sind für euch nach Osten gereist.


Update Wer in einem detailgetreuen Outfit von Altaïr oder Ezio zur Arbeit, zum Shopping oder einfach nur spazierengehen möchte, kann sich hier die entsprechenden Teile bestellen. Nicht ganz günstig, aber schön gemacht »


Animus - Konstantinopel - heiliges Land

Die streckenweise verwirrliche Geschichte um das alte Volk, welches vor dem heutigen Menschengeschlecht auf der Erde gelebt haben soll, bildet den eigentlichen Kern der Assassinen-Saga aus dem Hause Ubisoft. Der Hauptcharakter — Desmond Miles — durchlebt via eine Art DNA-Virtual-Reality-Maschine Erinnerungssequenzen, welche seine Vorfahren selbst am eigenen Leib erlebt haben. So kommt ein Detail nach dem anderen über den Hintergrund dieser mächtigen Ur-Zivilisation zum Vorschein. Ein erbitterter Kampf zwischen Templern und Assassinen um die Erreichung dieses alten Wissens prägt das Geschehen.

Der eine Vorfahr von Desmond, Altaïr, welcher während der Zeit der Kreuzzüge gelebt hat, bildete die parallele Hauptfigur zu Desmond in Teil 1 der AC-Reihe. In Teil 2 und Teil 2.1 namens «Brotherhood» kam Ezio Auditore in's Spiel. Der Mann aus gutem Hause in Florenz zur Zeit der Renaissance brachte viel neuen Schwung in die Franchise. Teil 2 mit den schönen Settings in Venedig, Toskana, Florenz und den Stadtausbau-Optionen war eine Offenbahrung. Auch «Brotherhood» brachte mit den herbeirufbaren Attentäter-Kollegen eine spannende Neuheit hinein und verankerte die AC-Reihe als eine der besten Franchises in der Gamelandschaft.

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Im neusten vorliegenden Eintrag in das Buch der Assassinen mit dem Anhängsel «Revelations» (zu dt. «Enthüllungen», «Offenbahrungen») trägt quasi die Nummer 2.2 nach den beiden vorherigen Ezio-Games. Die Story wird aus den beiden letzten Titeln konsequent weitergeführt. Desmond ist im Animus auf einer Insel gefangen, und muss sich durch das Durchleben von weiteren Sequenzen einen Weg zurück in seinen echten Körper suchen. Und so finden wir uns bald in Gestalt des Ezio wieder, der zur weiteren Aufklärungen der Mysterien des «alten Volkes» nach Istanbul reist — das Zentrum des osmanischen Reiches, welches damals gerade umbenannt worden war. Im Mittelalter hatte die Stadt unter dem Namen «Konstantinopel» noch das Herz des oströmischen Reiches gebildet.

Inzwischen regiert der Sultan, die Osmanen sind an der Macht, und zwischendrin in den Gassen und auf den Dächern der Stadt bekämpfen sich Assassinen und Templer. Ezio schliesst sich den lokalen Assassinen an und macht sich bald auf die Suche nach den fünf legenden-umrankten runden Artefakten, welche nötig sind, um die vergessene Bibliothek des Altaïr zu öffnen.

Neben dem herumtriebigen Agieren Ezios um die Rückeroberung der Stadt Istanbul aus den Fängen der Templer spielen wir dieses Mal auch ein paar Sequenzen in der Gestalt von Altaïr. Diese schaffen eine willkommene Abwechslung in die Renaissance-Geschichte.

Bomben basteln bis zum Umfallen

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Revelations bringt einige neue Gameplay-Elemente auf den Screen, welche mehr oder weniger gelungen daherkommen. Zu den positiven Aspekten gehört sicherlich die neue Bastelstube mit den Bomben, über welche wir im Rahmen der Gamescom bereits berichtet haben.

Bomben gibt es in vielerlei Couleur. Man darf solche bauen mit Detonation bei Aufprall, mit Verzögerung oder bei Berührung aka. Minen. Die Füllung kann brennend, tödlich, stinkend, verstörend oder einfach nur laut sein, und die Hüllen sind ebenfalls unterschiedlicher Natur. Grundsätzlich gibt es drei Arten von Knallern: Tödliche, taktische und solche mit Ablenkungseffekt. Taktische Bomben gehören eigentlich auch zur ablenkenden Sorte, aber können auch für das Volk eingesetzt werden wenn man die Böller zum Beispiel mit falschen Münzen füllt. Tödliche Bomben können auch mit Gift gefüllt sein oder eben mit Brennstoff. Weitere kreative Ideen sind Blutbomben, welche die Gegner glauben lassen für einen Moment, sie seien schwer verletzt.

Aber nicht nur Sprengstoff steckt in den Hosentaschen des Meister-Assassinen. Interessant ist beispielsweise auch die Idee mit dem Fallschirm. Diese Rettungsmobile verbauchen sich zwar mit der Zeit, was eigentlich merkwürdig erscheint, können aber helfen von hohen Positionen schnell zu entkommen. Die Stoff-Teile müssen anschliessend wieder neu eingekauft werden.

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Der neue Haken, ein bereits ausführlich im Vorfeld diskutiertes neues Instrument in Ezios Armschine, erlaubt das Benutzen von gespannten Seilen für schnelles Überwinden von Abgründen und einige Spezialangriffe. Allerdings habe ich diese kaum je eingesetzt. Beim Klettern erlaubt er ein paar neue Bewegungsfreiheiten, so gesehen kein ultimatives Feature, aber durchaus nützlich.

«Requiescat in pace»

Ein sinnvolles neues Element bilden die Stadtwachen, welche nicht per se auf Seiten der Assassinen oder Templer stehen. Wenn die Stadtgarde ein Verbrechen beobachtet, greifen sie ein, und können somit auch Ezio beistehen gegen einen Angriff der Templer. Diese Neuerung dünkt mich annähernd genial, denn es befreit das Spiel ein wenig von der «Assassine gegen den Rest der Stadt»-Idee und wirkt realistischer.

Das Element mit der Eroberung der Templerfestungen ist zurück, und nervt manchmal immernoch gewaltig. Wenn der Templer-Boss der jeweiligen Niederlassung Wind kriegt vom Angriff, rennt er in den sicheren Hort der eigenen Festung. Erreicht er diesen, muss lange gewartet werden, bis beim nächsten Wachwechsel wieder alles beim Alten ist. Diese Fluchtmechanik ist einfach nur nervtötend. Viel spannender wäre es gewesen, wenn der Boss bei zögerlichem Vorgehen des Spielers sich mit 15 Wachen umgeben würde, dann hätte man wenigstens die Chance im Kampf mit etwas Mehraufwand doch noch zum Erfolg zu kommen.

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Wenn wir gerade bei den Festungen sind: Die Templer können neu auch bereits eroberte Bastionen zurückerobern. Oder es zumindest versuchen. Diese Bestrebungen laufen auf ein Tower-Defense-Spiel heraus. Verschiedene Einheiten und Barrikaden müssen auf Dächern und in der Strasse positioniert werden, um den Ansturm der Templer-Garde aufzuhalten. Auch diese Neuerung halte ich für unnötig und wenig interessant. Tower Defense kennt jeder, und nach dem zweiten Angriff nervt jeder weitere nur noch.

Und dann wäre da noch die Kletterei. Zwar mit ein paar neuen Moves versehen, aber immernoch allzu klobig. Viel zu oft klettert der alte Assassine am falschen Ort hin, bleibt an kleinen Vorsprüngen hängen, setzt sich auf der rasanten Flucht auf eine hüfthohe Mauer neben einer Treppe oder zeigt sich unflexibel beim Erklimmen einer Mauer wenn er ein kleines Stück seitlich klettern sollte. Liebes Ubisoft-Team: Schaut euch doch bitte einmal inFamous von Sucker Punch an. Zwar ist Cole McGrath zugegebenermassen ein Superheld, aber beim Klettern ist er genauso ein Mensch wie Ezio.

Oh du schöne Osmanenstadt, magst du mir gefallen?

Was die Präsentation angeht, reisst Revelations leider keine Bäume aus. Seit Teil 2 hat sich hier nicht viel Neues getan, die Strassen sind ähnlich belebt, die Lichteffekte vergleichbar. Das schön gemachte Wasser vermag sicherlich zu überzeugen, aber selbst Skyrim mit seiner unglaublich grossen Welt wirkt lebendiger als Revelations mit überblickbarer Stadtgrösse.

Die Sequenz zu Beginn des Spiels mit dem (aufgezwungenen) Tutorial ist per se nicht besonders gut gelungen. Der Schnee ist zwar hübsch und bringt eine neue Komponente in die AC-Reihe, aber über das Ganze gesehen wäre ein Sprung für den nächsten Teil mehr als wünschenswert. Vielleicht liegt dieser Eindruck aber auch darin begründet, dass Renaissance halt einfach Renaissance bleibt. Die Eigenart des osmanischen Flairs kommt irgendwie nicht so tief rüber wie ich mir das gewünscht hätte mit geschäftigen Bazars und vielen Farben.

Um es klar zu sagen: Revelations schaut nicht etwa schlecht aus, aber kommt (zumindest auf der PS3-Version) nicht ohne Kantenflimmern und gelegentliches Tearing aus. Hier habe ich mehr erwartet. Mehr Höhen und Tiefen in der Stadt, mehr Abwechslung. Zwar gibt es spezielle Missionen wie der Auftritt als Musikant — ohne zuviel verraten zu wollen — welche durchaus zu gefallen vermögen und einen eigenen Look mitbringen. Aber übers Ganze gesehen vermag Revelations nicht vollends für ein grosses «Boah!» zu sorgen.

Sehr genervt hat ich das Gekeuche von Ezio beim Erklimmen von Wänden und Dächern. Dieses Feature ist zu laut, zu unpassend und einfach unnötig.

Andere Assassinen metzgen

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Der Multiplayer von AC ist eine Perle. Die Meuchlerei unter gleichgesinnten Attentätern bringt abwechlsungsreiche Game-Modi und Spass für wochenlanges Rumgeschleiche.

Was AC-Multiplayer von herkömmlichen Online-Arenen unterscheidet, ist die starke Fokussierung auf das Prinzip des Verfolgens-Verfolgtwerdens und das Ausführen von Anschlägen aus der Nähe. Nichts mit Sniper-Camping und Baller-Baller, hier muss man ran an den Teig.

Ich kann nur empfehlen, auch gestandenen Singleplayer-Hitmans, sich diesen Teil des Spiels ausführlich anzuschauen. Die sanfte Einbettung mit der Story von wegen Assassinen-Ausbildung ist ebenfalls gelungen und trägt zum runden Eindruck des Jagen und Gejagt-Werdens bei.

Fazit

Assassin's Creed braucht einen neuen Helden und ein neues Setting. Gemessen an den hohen Erwartungen ist Revelations eine leichte Enttäuschung. Ich zumindest habe mir doch etwas mehr erhofft.

Mir fehlten auch so ein bisschen die ultimativen Höhepunkte einerseits, und zum anderen so richtig hohe Gebäude. Bereits im ersten Teil hatte es eine Kathedrale gegeben, die unglaublich hoch war. Wieso hat man in Istanbul auf diese «Supertürme» verzichtet?

Sehr cool ist nach wie vor das Element mit den historisch verbrieften Infos zu Gebäuden und manchen Persönlichkeiten, denen man über den Weg läuft. Diese Art von Action-Geschichtsunterricht ist sondergleichen und eine grosse Errungenschaft der AC-Reihe.

Ebenfalls positiv herauszuheben sind die kurzen Ladezeiten im Vergleich zu anderen Openworld-Spielen. Und einige der Neuerungen im Gameplay machen ordentlich Spass.

Wir bedanken uns bei der Ubisoft für die freundliche Bereitstellung einer Vollversion zu Testzwecken. Getestet haben wir die Ausgabe für PlayStation 3.


Zweite Meinung von SW

"Nichts ist wahr, alles ist erlaubt!" lautet seit je her der Leitsatz von Assassin's Creed. Nach diesem Leitsatz gestaltet sich dann auch die Story von AC: Revelation. Es ist natürlich schwierig nach dem grandiosen Brotherhood noch einen drauf zu legen.

Nun, leider ist der grosse Wurf nicht ganz gelungen mit dem letzten Teil der Ezio Geschichte. Die Gründe wurde bereits recht ausführlich dargelegt von DN. Wirklich positiv fand ich den äusserst *würdevollen** Rückblick und Abschied von Altaïr! Riesen Kompliment. Die Stärke von AC liegt klar in der Erzählung der Geschichte. Spielerisch wirkt es teilweise aber immer noch unfertig! Viele tolle Ideen, leider vielfach einfach nicht zu Ende gedacht. Schade.

Für den neuen Teil erwarte ich einen Umbruch bei AC. Offener, deutliche interaktivere und nutzbare Umgebungen, mehrere und abwechlungsreichere Städte und Szenerien, neue Technik (Engine) und Mechanik.

In einem Satz ausgedrückt: Nicht von Grund auf neu, aber einfach zu Ende gedacht (spielerisch).

Trotzdem: Klare Kaufempfehlung!

judgementbox
Diverse
Positiv

Einige interessante neue Gameplay-Elemente, würdiger Abschluss der Ezio-Trilogie, Bomben machen Sinn und sorgen für ordentlich Spielspass, interessante erweiterte Aufgaben mit dem Adlersinn um bestimmte Objekte oder Personen zu identifizieren

Negativ

Tower Defense eher nervig, Gestöhne von Ezio Senior beim Klettern unnötig, Agilität der Hauptfigur eher etwas unter den Erwartungen, Engine kommt langsam an ihre Grenzen

Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Sehr gut!
Du kannst DN, den Autor dieses Beitrags, über seine Kontakt-Seite erreichen.


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